Als Sänger ist Max Mutzke einer der ganz großen in Deutschland. Das hat er unter anderem bei "The Masked Singer" unter Beweis gestellt, wo er die erste Staffel gewann. Mit seiner unaufdringlichen Art ist Mutzke ein Sympathieträger und jetzt ist man auch bei den Öffentlich-Rechtlichen auf den Sänger aufmerksam geworden. Am Dienstagabend startet die neue Musik-Talkshow "Lebenslieder", die Mutzke präsentiert und die von Kobalt Productions produziert wird. Mit seinen prominenten Gästen spricht Mutzke darin über ihr Leben - und ihre musikalischen Prägungen. 

Mit dabei ist auch Mutzkes Band monoPunk. Und es sind dann auch immer die musikalischen Momente, mit denen "Lebenslieder" zu überzeugen weiß. Wenn Mutzke aufsteht und zusammen mit Annette Frier oder Barbara Schöneberger ein Lied schmettert, ist das durchaus unterhaltsam. Ab und zu erfährt man dann auch Dinge von den Promis, die überraschen. Oder wussten Sie, dass Annette Frier als Kind lange nicht gesprochen hat? Barbara Schöneberger etwa erzählt von ihren ersten TV-Einsätzen beim DSF, wo sie nach kurzer Zeit schon wieder weg vom Fenster war. 

Insgesamt wirken die "Lebenslieder" des Ersten aber oft zu fahrig. Und das liegt in allererster Linie an Mutzke selbst, der zwar ein exzellenter Musiker ist, aber eben kein Moderator. Und deshalb ist es zwar verständlich, dass er mit Moderationskarten, die in der Dicke an ein Telefonbuch erinnern, auf die Bühne kommt, es wirkt aber auch sehr deplatziert bei einem Gespräch, das ja eigentlich persönlich sein soll. Mutzke klammert sich dann auch über die gesamte Sendezeit hinweg an die Kärtchen, sowohl physisch als auch inhaltlich. 

Lebenslieder © RBB/Maximilian Burk Annette Frier, Max Mutzke und monoPunk

Annette Frier bringt es in der Folge, die am Dienstag im Ersten zu sehen sein wird, dann auch einmal auf den Punkt: "Das mit dem Moderieren würde ich mir überlegen", sagt sie und empfiehlt Mutzke, doch lieber was mit Musik zu machen, als der gerade einen ihrer Lieblingssongs performt hat. Frier meinte das natürlich überhaupt nicht böse und es war ein Spaß, weil Mutzke eben so gut den Song sang. Aber es steckte eben auch Wahrheit in dem Satz. In einer der nächsten Folgen fragt Mutzke Barbara Schöneberger, woher sie ihr Selbstbewusstsein nehme und ein bisschen wirkte es da wie eine Therapiestunde, nur eben mit Schöneberger als Therapeutin. Und bevor beide gerade ansetzten, um "Fernando" von Abba zu singen, beordert Schöneberger Mutzke im Befehlston auf die richtige Position. 

Hinzu kommen weitere Punkte, die "Lebenslieder" nicht besser machen. Das Set hat ungefähr den Charme eines schmierigen Hotelzimmers, in dem vor Kinostarts reihenweise Interviews geführt werden. Und dann sind die Folgen der neuen Musik-Reihe auch noch sehr stark geschnitten, was die Sendung zusätzlich unrund wirken lässt. Besser wäre es vermutlich gewesen, wenn Mutzke ein paar Themen, die auf seinen Moderationskärtchen standen, nicht hätte durchbringen müssen, um so anderen Dingen mehr Raum zu geben.

 

Folgen schon seit einigen Monaten aufgezeichnet

Dass Das Erste die Sendung nun ausgerechnet am Dienstagabend zeigt, ist nur logisch. Hier versucht man sich nun schon seit einiger Zeit unter dem Label "Talk am Dienstag" mit Gesprächssendungen aus den Dritten. Die Quoten sind meist sehr enttäuschend. Ob sich mit dem Musik-Talk die Reichweiten und Marktanteile aber spürbar verbessern, darf man bezweifeln. 

Und wer sich über das Publikum im Festsaal Berlin Kreuzberg wundert, dem sei gesagt, dass die Produktion Corona-konform abgelaufen ist. Drei der vier Ausgaben, die Das Erste in den kommenden Wochen ausstrahlen wird, wurden im Oktober 2020 aufgezeichnet - also noch vor dem Lockdown. Die Ausgabe mit Bülent Ceylan, die am 9. Februar ausgestrahlt wird, stammt sogar aus dem Oktober 2019, damals wurde sie als Pilot der Reihe aufgezeichnet (DWDL.de berichtete). 2019 war es übrigens der zweite "Lebenslieder"-Pilot. Eine erste Folge der Reihe lief bereits Ende 2018 im RBB, damals präsentierte Max Mutzke die Sendung noch mit Siham El-Maimouni, die ab dem zweiten Piloten nicht mehr mit dabei war. Nun stellt sich heraus: Eine erfahrene TV-Moderatorin fehlt. 

Dass Max Mutzke aber durchaus auch spontan sein kann, beweist er übrigens immer wieder an der ein oder anderen Stelle, wenn er auf das Gesagte seiner Gäste eingeht - und so ein echtes Gespräch entsteht. Wenn Annette Frier dann etwa über den Tod ihres Vaters spricht und darüber, wie sehr das ihr Leben beeinflusst hat, geht das sehr tief. Oft werden aber leider nur Themen abgearbeitet. Musikalisch gibt es an der Sendung gar nichts auszusetzen, sowohl Mutzkes Solos als auch die Duette mit den Gästen sind kurzweilig, sorgen für Lacher und sind eine schöne Abwechslung zu dem, was Das Erste sonst dienstags am späten Abend zeigt. Singen kann er eben, der Mutzke. Nur das mit dem Moderieren müsste er sich nochmal überlegen. 

Das Erste zeigt vier Ausgaben von "Lebenslieder" ab sofort immer dienstags ab 22:50 Uhr.