Mit der ungewöhnlich produzierten, weil weitgehend improvisierten Comedyserie "Andere Eltern" für TNT Comedy wurde Produzent und Showrunner Lutz Heineking jr. im vergangenen Jahr erstmals einem etwas größeren Publikum bekannt. Hinter der Bezahlschranke wurde die Geschichte einer Eltern-Initiative für einen neuen Kindergarten in Köln-Nippes zum Nischen-Kult, heimste Kritikerlob und zahlreiche Nominierungen ein - beim Grimme-Preis, Deutschen Comedypreis, dem Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen sowie international beim Venice TV Award und dem kanadischen Rookie Award.

Ein Erfolg mit Folgen und das nicht nur in Form der zweiten Staffel von "Andere Eltern", die im März diesen Jahres startete. Lutz Heineking jr. war in diesem Jahr hinter den Kulissen einer der gefragtesten Kreativen. Dass man möglicherweise noch nicht viel von ihm gehört hat, liegt an seiner Affinität zum Speziellen, was dazu führte, dass seine Projekte bislang bei Funk, beim BR, eben bei TNT Comedy, ZDFneo, One oder den Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen erschien - und demnächst auch bei TVnow. Es fällt also leicht, bislang noch nichts von Heineking jr. gesehen zu haben.

Aus dem Werbefilm kommend, wo seine Produktionsfirma Eitelsonnenschein parallel auch weiter tätig bleibt und seit Jahren beispielsweise die Sender-Idents für die ARD oder Mediakits für die Bundesliga produziert, verkörpert Lutz Heineking jr. selbst die Verschmelzung verschiedenster Aufgaben, wie wir es in der fiktionalen Produktion seit Jahren beobachten können. Das Miteinander von Gewerken führt zu fließenden Übergängen. Bei "Andere Eltern" war er Produzent, Regisseur und Autor - entwickelte aber auch Look and Feel der Serie, die Verpackung. Motto: Aus einem fiktionalen Stoff eine Marke machen.

Mit dem Ruf, ein Auge für neue Blickwinkel und Methoden zu haben und seiner freundlich-schnoddrigen Art, die jedem Köbes (Kellner) eines Kölner Brauhauses aller Ehre machen würde, wurde Heineking jr. in diesem Jahr selbst zur Marke, ohne allerdings Eitelkeiten zu entwickeln: Die Bildundtonfabrik holte ihn als Koproduzent für die mitten im ersten Lockdown produzierte Serie "Drinnen - Im Internet sind alle gleich" an Bord. In der Hauptrolle Lavinia Wilson, die zuvor zwei Staffeln "Andere Eltern" gedreht hatte. Und fast zeitgleich stand schon das nächste Serienprojekt jener frühen Corona-Zeit an.

Vielbeschäftigt an mehreren Fronten

Bei "Ausgebremst" für die deutschen Fernsehsender von Warner Media (TNT Comedy, TNT Serie und TNT Film) war er zwar nicht Produzent, aber Regisseur und verfilmte die Geschichten aus der Feder von Annette Hess ("Weissensee"), Sebastian Colley ("Kroymann") und Ralf Husmann ("Stromberg"). Hier mit an Bord: Neben Hauptdarstellerin Maria Furtwängler u.a. Ulrike Folkerts, Monika Gruber, Annette Frier, Sabin Tambrea und Maren Kroymann. Gedacht war das Projekt zur Unterstützung der Kunstnothilfe. Binnen kürzester Zeit also zwei weitere unkonventionelle Serienprojekte mit seiner Handschrift.

Im Sommer drehte Heineking jr. und sein Team den seit 2019 für den ARD-Sender One produzierten Serientalk "Seriös - das Serienquartett" einmal auf links und fand mit neuer Besetzung den lebhaften Diskurs, den das Format zuvor noch vermissen ließ. Im Oktober dann das nächste Serienprojekt, diesmal auch wieder als Koproduzent. Gemeinsam mit Warner Bros. International Television realisiert Heineking jr, der hier selbst auch Regie führt, eine deutsche Adaption des Serienformats "No Activity" unter dem Titel "Keine besonderen Vorkommnisse" für TVNow, den Streamingdienst der Mediengruppe RTL Deutschland. 

Mal als Produzent, mal als Regisseur, mal als Ko-Produzent. Ganz oft auch als Autor, selbst wenn es nicht in den Credits steht. Mal unter der eigenen Flagge von Eitelsonnenschein, mal im Auftrag für Kolleginnen und Kollegen. Lutz Heineking jr. ist ein Bildschirmheld der Nische. Was er produziert, ist kein Quatsch; es ist Nippes, was sich laut Duden mit Kunsthandwerk übersetzen lässt, das man sich gerne ins (Programm-)Regal stellt, auch wenn es mitunter (noch) übersehen wird. Je größer jedoch die Sammlung von bemerkenswerten kleinen Schätzen wird, desto sichtbarer wird die Arbeit von ihm und seiner Kölner Produktionsfirma Eitelsonnenschein.