Nachdem Sky und Vorgänger Premiere lange auf den Sport fokussiert waren, hat sich das in den vergangenen Jahren langsam geändert. Der Pay-TV-Anbieter investierte immer mehr Geld in fiktionale Stoffe, Serien wie "Babylon Berlin", "Das Boot" oder auch "Der Pass" entstanden. Nun will sich Sky weiter diversifizieren und hat in Dokumentationen ein neues Wachstumsfeld ausgemacht. Seit wenigen Wochen gibt es regelmäßige Sport-Dokus zu sehen, nun schickt man mit "Her Story" eine neue Reihe auf Sendung, die auf den ersten Blick ziemlich weit weg erscheint von der klassischen Sky-Zielgruppe. 

Christian Asanger © Sky Christian Asanger
In der filmisch hochwertig umgesetzten Reihe geht es um prominente Frauen, die von Sky über mehrere Monate hinweg begleitet wurden. Entstanden sind so drei rund einstündige Filme über TV-Köchin und Politikerin Sarah Wiener, Influencerin Stefanie Giesinger und Schauspielerin Anna Loos. Und weil es über Barbara Schöneberger offensichtlich sehr viel zu erzählen gab, hat man ihr gleich zwei Folgen gewidmet. Ziel sei es gewesen, eine Alternative zu schaffen für all die, die kein Interesse haben an den vielen Sport-Übertragungen, die es bei Sky gibt, sagt Christian Asanger, Vice President Entertainment bei Sky Deutschland. Man wollte ein Programm "über, aber nicht nur für Frauen" machen. 

Ein authentischer Blick hinter die Kulissen

Entstanden ist tatsächlich eine sehr sehenswerte Reihe, die durch die Langzeit-Beobachtung einen intensiven Einblick in die Leben der verschiedenen Promis gibt. Da ist etwa zu sehen, wie Sarah Wiener über die Insolvenz ihrer Restaurants und die Catering-Abteilung ihrer Firmengruppe spricht, nachdem das Geschäft dort wegen Corona eingebrochen war. In dem Film über Stefanie Giesinger sieht man, wie ihr Kritik manchmal auch ziemlich nah geht. 

Und dann ist da ja auch noch Barbara Schöneberger, von der man in den zwei Filmen zwar keine tränenreichen Momente sieht, bei der man sich aber ohnehin fragt, ob es so etwas in ihrem Leben überhaupt gibt. Aber auch sie zeigt sich in "Her Story" von einer anderen Seite. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber sagt in der Reihe über Schöneberger, man könne sie zu jederzeit wecken und schon stehe sie für eine Moderation zur Verfügung. Das ist das Image, das sie hat: Schöneberger ist so routiniert, dass sie alle Veranstaltungen mit Witz und Professionalität über die Bühne bringt. Es sei zwar so, dass sie spontan Menschen unterhalten könne, so die Moderatorin. "Ich habe aber auch oft Angst davor", sagt sie in der Doku und spricht von dem Druck, den sie verspüre, wenn 1.000 Menschen im Saal sie anschauen und auf einen Fehler warten. 

An einer anderen Stelle sieht man die Moderatorin ungeschminkt und mit Handtuch über dem Kopf. Sie habe keine klassischen Tiefs, bei ihr gehe es um "optische Tiefs", sagt sie selbst und fügt lachend hinzu: "Ich bin jetzt Frauke Ludowig und nicht mehr Palina Rojinski. Das finde ich okay, weil Frauke super ist. Aber Palina ist halt noch geiler." Schöneberger wird begleitet bei einem Fotoshooting für ihr eigenes Magazin, bei der Moderation der GQ Awards oder auch bei einer Heimtextil-Messe, ihrer Konzert-Tournee und der Moderation der "NDR Talkshow". Und selbst das ist gute Unterhaltung: Etwa dann, wenn sich die Moderatorin am Sitz von Gruner + Jahr erst einmal nach dem neuen Ort ihres Büro erkundigen muss. Oder wenn sie im NDR in einem Fahrstuhl steht, der vielleicht auch deshalb so langsam fährt, weil die Sparanstrengungen der letzten Jahre hier längst umgesetzt wurden.

Her Story © Screenshot Sky Barbara Schöneberger zeigt sich in "Her Story" auch ungeschminkt.

Zu Wort kommen in den Filmen auch immer wieder Wegbegleiter der Prominenten. Bei Schöneberger sind das neben Hubertus Meyer Burckhardt, Günther Jauch, Thomas Gottschalk und weiteren Promis auch ihre Eltern, die einen etwas persönlicheren Zugang zur Person Schöneberger ermöglichen. Später mistet die Moderatorin noch einen Hühnerstall aus und spricht darüber, dass sie Freundschaften manchmal nicht so gepflegt habe, wie sie sich das eigentlich gewünscht hätte. An dieser Stelle wäre ein wenig mehr Tiefgang schön gewesen, doch auch ohne diesen sind die zwei "Her Story"-Teile über Barbara Schöneberger sehenswert. 

Filme über Hayali und Steinhaus kommen 2021

Vieles von "Her Story" ist bereits vor Corona aufgezeichnet worden, die Pandemie hatte aber auch Auswirkungen auf die Sky-Produktion, so mussten Drehpläne geändert werden. Ursprünglich waren sieben prominente Teilnehmer angekündigt, die sich begleiten lassen wollten. Neben Schöneberger, Wiener, Giesinger und Loos hat Sky für 2021 derzeit aber nur noch zwei Ausgaben mit Dunja Hayali und Bibiana Steinhaus angekündigt. 

Elke Walthelm © Elke Walthelm Elke Walthelm
"Meine Erwartungen wurden in vielen Bereichen übertroffen", sagt Christian Asanger von Sky über die Doku-Reihe, die von DEF Media produziert wurde. Und bei Sky will man noch mehr. Sky-Programmchefin Elke Walthelm erklärte bei einem Pressetermin im Vorfeld der Ausstrahlung, dass man die Marke Sky noch enger mit dem Thema Doku verknüpfen wolle. "Wir fangen gerade erst an und laufen uns warm", sagt Walthelm und verweist auf den Sender Sky Documentaries, der im nächsten Jahr starten soll. Macht man so weiter, ist man auf einem guten Weg, sich noch ein Stückchen weiter zu entfernen vom Image des Fußball-Senders. 

Sky One zeigt "Her Story" ab dem 24. November immer dienstags ab 21:50 Uhr.