Für gerade einmal einen Cent pro Jahr verramschte Amazon den Eurosport Player am Freitag an Prime-Kunden - ein Verlustgeschäft für den Handelsriesen und zugleich ein Schlag ins Gesicht für Discovery (DWDL.de berichtete). Denn mit dem Kampfpreis ärgerte Amazon den US-Medienkonzern gleich doppelt: Einerseits schädigte man das Direktkundengeschäft von Discovery mit dem Eurosport Player, andererseits deren Bundesliga-Vereinbarung mit dem Streamimgdienst DAZN, der seit mehr als einem Jahr die Übertragung der Freitagsspiele übernimmt.

Tatächlich war der Schleuderpreis kein Fehler, wie ein Amazon-Sprecher noch am Freitag bestätigte. Das Angebot, so hieß es, sollte vorerst bis zum Jahresende gültig sein. Noch am Freitagabend änderte Amazon jedoch erneut seine Preisstrategie und verlangt seither wieder 5,99 Euro pro Monat für den Eurosport Player. Nach DWDL.de-Informationen suchte Discovery umgehend das Gespräch mit Amazon, um das 1-Cent-Angebot stoppen zu lassen - mit Erfolg, auch wenn Discovery auf die Preisgestaltung bei Amazon eigentlich keinen Einfluss hat, sondern für die Integration des Eurosport Players ins Angebot von Amazon Channel einen Pauschalpreis erhält.

Der Preiskampf fällt offenbar mit neuerlichen Verhandlungen zwischen beiden Unternehmen zusammen und ist zugleich der vorläufige Tiefpunkt der Geschäftsbeziehungen, die bereits im Frühjahr ins Wanken gerieten, als Eurosport kurzerhand aus den Bundesliga-Übertragungen ausstieg und Amazon damit ein wichtiges Asset in seiner Channel-Stategie fehlte. Ursprünglich hatte sich Amazon von der Eurosport-Mutter nämlich zusichern lassen, dass die Bundesliga ein Teil des Eurosport Players ist, was sich später als gutes Druckmittel herausstellte. Als Eurosport durch Corona einen Ausweg aus dem teuren und inzwischen ungeliebten DFL-Rechtepaket wähnte, übernahm Amazon die Übertragung vorübergehend sogar kurzerhand selbst - und ließ sie vom Eurosport-Team produzieren.

Auf Nachfrage von DWDL.de klingt Amazon inzwischen allerdings nicht mehr so angriffslustig wie es der Kampfpreis vom Freitag nahelegte. "Wir bieten gelegentlich zeitlich begrenzte Preisaktionen an. Eine Aktion für den Eurosport Player gibt es aktuell nicht", sagte ein Sprecher. Warum die Aktion nur wenige Stunden dauerte und nicht, wie angekündigt, bis Ende Dezember, ließ er offen. Und auch bei Discovery schweigt man zu den Umständen. Wahrscheinlich ist, dass Amazon in dem Kampfpreis vor allem auf eine Rückgewinnung sportaffiner Prime-Kunden setzte, nachdem viele Fußball-Fans direkt zu DAZN gewechselt sein dürften, um die Freitagsspiele sehen zu können, und sich das Eurosport-Abo über Amazon sparten.

Sicher ist: Mit dem Ramschpreis hat Amazon eine unverhohlene Drohung in Richtung Discovery ausgesprochen - die Beziehungen zwischen beiden Unternehmen dürfte damit aber kaum besser geworden sein.

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