Foto: ARDDie Verlegung des ursprünglich für morgen (Mittwoch) Abend zur Primetime geplanten Spielfilms "Wut" auf den späten Freitag Abend zog bereits den Unmut des WDR-Intendanten Fritz Pleitgen auf sich. Heute erläuterte der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber die Entscheidung des Senderverbundes. In dem Film geht es um den gewaltsamen Konflikt zwischen der Gang um einen türkischen Jugendlichen und einer Familie aus dem eher linksliberalem bürgerlichem Millieu.

Gruber zu Folge sei es lediglich der Wunsch des WDR gewesen, der den Film hergestellt hat, das Werk auf Grund seiner gesellschaftlichen Relevanz bereits um viertel nach acht zu zeigen. Trotz Bedenken der Jugenschutzbeauftragten der ARD hielt der WDR an seinem Wunsch fest, erklärte Gruber. Somit hätten die Intendanten der ARD darüber zu befinden gehabt, die die Einschätzung der Jugendschutzbeauftragten für bindend erklärten. Der Grund sei laut Gruber, dass der Film "Gewalt als Mittel der Konfliktlösung" propagiere, was eines der Prüfkriterien bei der Sicherung des Jugenschutzes sei. Somit ist der Film erst am kommenden Freitag um 22 Uhr in der ARD zu sehen. Eine Diskussionssendung zum Thema des Films folgt im Anschluss gegen Mitternacht.
 


WDR Intendant Fritz Pleitgen indes erklärt in einem Statement, "gänzlich anderer Ansicht" zu sein als die ARD. Für ihn stelle der Film Konflikte dar, die viele Familien und Jugendliche beschäftigten. Sie stünden - so Pleitgen - "ratlos vor dem Problem". In einer Ausstrahlung zur Primetime sieht der WDR-Chef eine Chance, für die Problematik eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Man akzeptiere aber die Entscheidung der ARD.

Im Blätterwald indes rauscht es gewaltig. So spekulieren sowohl die FAZ als auch der Kölner Stadtanzeiger, eine Kritik des "Spiegel" hätte zu der Entscheidung der ARD geführt. In dem Nachrichtenmagazin nämlich hieß es, der Film mache den "Zuschauer zu einem Komplizen des Hasses auf einen Fremden". FAZ-Redakteur Michael Hanfeld ist gar der Auffassung, die ARD "knickt vor öffentlicher Kritik ein".

In der Tat ist der Film von einer brutalen Härte - bis hin zur extremen Eskalation. Zudem greift er mit seiner Thematik - Wie soll man mit der Gewalt umgehen? - eine nahezu tabuisierte Fragestellung in der öffentliche Diskussion auf. Doch auch wenn dieser Zündstoff nun nicht zur besten Sendezeit auf dem klassischen Mittwoch-Abend-Spielfilm-Termin laufen wird, so ist doch abzusehen, dass das öffentliche Gerangel um den Sendeplatz sich günstig auf die Reichweite und den gesellschaftlichen Diskurs auswirken könnte.