Nachdem die Screenforce Days in diesem Jahr bekanntlich den Corona-Einschränkungen zum Opfer gefallen sind, hat sich die Mediengruppe RTL Deutschland etwas mehr Zeit als die Konkurrenz aus Unterföhring gelassen, um Werbekunden und Agenturen ihre Pläne für die kommende Saison vorzustellen - dafür aber auch nicht nur eine einzelne Präsentation auf die Beine gestellt, sondern gleich eine ganze Plattform an den Start gebracht: Über "AdNow" will man Mediaplaner auch künftig mit exklusiven Previews, Cases und anderen Tools versorgen. Zunächst mal lag der Fokus aber nun natürlich auf der Vorstellung Pläne für den Herbst und darüber hinaus.

Und da zeigte man sich bei RTL zumindest fest entschlossen, dass - Corona hin oder her - alle bekannten großen Marken auch 2020/21 auf den Bildschirm zurückkehren sollen. Explizit genannt wurde neben "DSDS", "Supertalent", "Let's Dance", "Bachelor", "Sommerhaus der Stars", "Denn sie wissen nicht, was passiert", "Ninja Warrior Germany", "Bauer sucht Frau" und "Wer wird Millionär" auch "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus". RTL-Chef Jörg Graf gab Anfang Juni allerdings noch zu bedenken, dass man da auch ein Stück weit von der Entscheidung von ITV abhänge, die das australische Set normalerweise zuvor bespielen. Gerade machten dort Gerüchte die Runde, dass man mit dem Gedanken spiele, die diesjährige Staffel womöglich in Schottland statt Australien zu drehen. Man darf also gespannt sein, wie RTL damit ggf. umgehen wird.

Im Show-Bereich hat RTL aber unterdessen auch noch einige Neuerungen in petto, die man einfach hierzulande produzieren kann - und versucht es nun mit einer eigenen Wer-ist-unter-der-Maske-Rateshow. "The Masked Singer" musste man ja bekanntlich schweren Herzens ProSieben überlassen, das damit den erfolgreichsten Show-Neustart seit vielen Jahren feierte. Bei RTL gibt's dafür kommende Saison nun "Big Performance - Wer ist der Star im Star?". Promis werden darin mit aufwendiger Kostümierung und Special-Effects-Masken in bekannte Musiklegenden verwandelt und sollen in dieser Gestalt ebenjene "big performances" auf der Bühne abliefern. Ein prominentes Rate-Panel soll das Publikum auch hier bei der Raterei unterstützen. Während diese Besetzung noch geheim ist, steht zumindest schonmal fest, dass Daniel Hartwich auch diese Show moderieren wird. Brainpool produziert die Sendung bereits im August, es dürfte also nicht allzu lange dauern, bis man die Sendung zu sehen bekommt. Dass man mit "I can see your voice" noch eine weitere Musikshow in petto hat, wurde zudem bereits vor kurzem bekannt. Wie "The Masked Singer" stammt das Original aus Südkorea. Hier geht's darum, talentierte Sänger von hemmungslosen Schwindlern zu unterscheiden, ohne dass man sie singen hört. Mit einem ähnlichen Konzept tritt ProSieben mit dem von Raab erdachten "FameMaker" an. RTL dürfte hier aber früher dran sein, die Ausstrahlung ist nämlich noch im Sommer geplant.

Für "Der König der Kindsköpfe" vereint man die drei bekanntesten Sendergesichter aus dem Bereich Comedy in einer Sendung und lässt abwechselnd einen davon moderieren - klingt wie ein Ableger der Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show, ist dann aber doch etwas anders gelagert. Hier treten Mario Barth, Oliver Pocher und Chris Tall nämlich gegeneinander an. In unterschiedlichen Spielrunden geht's darum, wer der schönste, cleverste oder stärkste unter ihnen ist. Ansonsten waren die vorgestellten Pläne im Show-Bereich schon bekannt. So wird es eine Neuauflage von "Lego Masters" geben. Nachdem die erste Staffel am Sonntagvorabend noch unterging, versucht man es nun runderneuert und eine Nummer größer. Zweierteams treten darin gegeneinander an und sollen die Zuschauer mit "unglaublichen Lego-Kreationen zum Staunen bringen". Um fallende Steinchen geht's unterdessen beim "Domino Day", der durch Corona zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben wurde. 2021 soll es nun mit der Neuauflage soweit sein.

In Sachen Reality ist man häufig gemeinsam mit TVNow unterwegs. So wie etwa bei "Temptation Island", das nun mit einer "VIP"-Staffel zurückkehren wird. Diesmal sollen also prominente Paare auf der Insel in Versuchung geführt werden. Auch das neue "Like me, I'm famous", wo es unter anderem ein Wiedersehen mit Helena Fürst und Sarah Knappik geben wird und das schon für Mitte August bei TV Now angekündigt ist, wird auch bei RTL zu sehen sein. Und dann soll, so es die Corona-Beschränkungen zulassen, im Herbst auch die Hochzeit zwischen Laura Müller und dem Wendler live bei RTL über die Bühne gehen, nachdem die Terminpläne zunächst nicht gehalten werden konnten. Bleibt nur zu hoffen, dass das Interesse daran höher ist als derzeit an der vorbereitenden Dokusoap, die bei Vox eher magere Quoten holt.

In Sachen Fiction stellt RTL übrigens keine einzige neue Serie vor, weder eigenproduziert noch zugekauft - letzteres gab's zuletzt aber ohnehin schon nicht mehr, was auch dazu geführt hat, dass der Anteil an Eigenproduktionen im RTL-Programm im ersten Halbjahr auf satte 91 Prozent kletterte. Immerhin könnte man über TVNow wohl Zugriff auf die ein oder andere Produktion bekommen, von denen ja etliche geplant sind. Dort existieren jedenfalls etliche Pläne, die man noch vor Corona präsentierte. Nicht zuletzt dürfte hier auch das etwas eingeschränkte Budget angesichts der in der Corona-Krise deutlich gesunkenen Werbeeinnahmen eine Rolle spielen. Aufmerksamkeitsstark dürfte aber immerhin der Film über Boris Becker, der schon im Frühjahr angekündigt wurde und nun unter dem Arbeitstitel "Sein Weg nach Wimbledon" entwickelt wird, sein. Vor allem abseits des Show-Bereichs bleibt nach der Vorstellung der Programmpläne aber einstweilen der Eindruck: Bis auf Weiteres soll es vorrangig Bewährtes richten.