Einmal mehr versucht Sky Deutschland den Neustart seiner Preisstruktur und verspricht ein Ende der legendären Rabatte, die das vorsorgliche Kündigungen für bessere Konditionen bei dem Pay-TV-Platzhirschen über die Jahre zum Sport gemacht hat. Zuletzt hatte man 2009 zum Rebranding von Premiere in Sky versprochen, die Rabattschlachten künftig zu unterbinden. Transparenter und fairer wollte man werden. Das hielt jedoch nicht lange an.



Es sind die gleichen Attribute, die Sky Deutschland auch an diesem Mittwoch wieder verwendet, aber es gibt Unterschiede: Gedrängt durch den immer intensiveren Wettbewerb alternativer Pay-Angebote bzw. Streaming-Dienste trennt sich Sky von langen Vertragslaufzeiten. Länger schon werden keine 24-monatigen Verträge angeboten, die einst der Standard waren. Zwölf Monate wurden die Regel. Doch ab sofort wird Sky noch flexibler: Nach einer Mindestvertragslaufzeit von zwölf Monaten wechselt jeder Vertrag auf einen etwas teureren, aber monatlich kündbaren Tarif.

Für einen klassischen Pay-TV-Konzern ist das ein gewagter und daher bemerkenswerter Schritt: Laufzeitverträge waren bislang das Rückgrat der Planungssicherheit. Deswegen bietet Sky auch an: Wer sich für weitere zwölf Monate bindet, erhält wieder den vergünstigten Preis. Für alle Kunden - egal ob Bestand oder neu - sollen damit ab sofort die gleichen Konditionen gelten. In einer etwas eigenwilligen Interpretation des neuen Abomodells spricht Sky selbst davon, dass "kündigen nun unnötig" werde. Gemeint ist: Durch die automatische Umstellung auf monatliche Kündigungsfrist gibt es keine Deadlines für eine rechtzeitige Kündigung mehr zu verpassen.

Doch nicht nur das Abomodell wird geändert, auch die Preise und Leistungen angepasst. Sky wird günstiger: Das Entertainment-Paket, Basis aller Sky-Abos, kostet ab sofort nur noch 12,50 Euro statt zuletzt 14,99 Euro. Es umfasst außerdem nun alle Angebote in HD, eine Zubuchoption entfällt. Sky Go ist ebenso inkludiert wie der Sky Q-Receiver, den man sich bislang hat extra bezahlen lassen. Aufbauend auf Sky Entertainment lassen sich Sky Sport (5 Euro), Sky Entertainment Plus a.k.a. Netflix (7,50 Euro), Sky Cinema (10 Euro) und Sky Bundesliga (12,50 Euro) dazu buchen. Neu im Angebot ist das Paket Sky Kids, das fünf Euro im Monat kostet.



Diese Preise gelten für die erste Mindestvertragslaufzeit von zwölf Monaten. Danach werden die Pakete zwischen leicht teurer. Das Entertainment-Paket kostet bei monatlicher Laufzeit beispielsweise 15 Euro statt 12,50 Euro. Verlängert man proaktiv gleich um zwölf Monate, dann bleiben die Preise jedoch  unverändert. Das ist der kleine Haken: Sky-Kunden laufen im neuen Modell zwar keine Gefahr mehr, länger als gewünscht in Verträgen festzuhängen - müssen aber aktiv werden, wenn sie den gleichen günstigeren Preis behalten wollen.

Mit dieser neuen Preisgestaltung reagiert Sky Deutschland offensichtlich auf den immer intensiveren Wettbewerb, der einerseits über den Preispunkt, andererseits über die Flexibilität geführt wird und seit Jahren eine Herausforderung darstellt. Im Vergleich der öffentlich verfügbaren Laufzeitverträge wird Sky Deutschland billiger als bislang. Für die neue Flexibilität mit monatlicher Kündbarkeit zahlt man hingegen, erwartungsgemäß, ein wenig mehr als bislang.

Devesh Raj© Sky Deutschland/Axel Schmidt
Devesh Raj (Foto), CEO von Sky Deutschland, kommentiert die Änderungen so: "Wir haben versprochen, dass wir eine neue Ära des Fernsehens in Deutschland beginnen und ein unvergleichliches Fernseherlebnis bieten wollen - dies ist der nächste große Schritt auf diesem Weg. Wir versprechen mehr Flexibilität, mehr Auswahl und mehr inklusive - alles zusammen mit unserer neuen Programmoffensive. Mit unseren neuen Paketen und unserer neuen Preisstruktur machen wir es für unsere Kunden einfacher und bequemer denn je, auf alle Inhalte und Apps zuzugreifen, die sie lieben - alles an einem Ort auf der weltweit führenden All-In-One Plattform, Sky Q."

Abgesehen von den blumigen Worten möchte man Sky Deutschland fast für die vielleicht sinnvollste Überarbeitung von Abomodell und Angebotsstruktur gratulieren, die das Einstiegspaket preislich konkurrenzfähiger macht und gleichzeitig einer heute erwarteten Unverbindlichkeit bei Verträgen entgegen kommt. Aber es bleiben zwei große Fragen offen, auf die Sky-CEO Devesh Raj Antworten finden muss: Wie eng kann das jetzt überarbeitete, klassische Sky-Angebot noch an Sky Ticket heranrücken, ohne sich zu kannibalisieren? Und wie viele Bestandskunden mit teils enorm rabattierten Preisen werden nach Ende ihrer jetzigen Vertragslaufzeit bei den neuen einheitlichen Konditionen an Bord bleiben?