Foto: DWDLMit "Dresden" (ZDF), "Die Luftbrücke" (Sat.1), "Die Nachrichten" (ZDF), "Der Mann im Strom" (ARD) sowie der ProSieben-Komödie "Meine verrückte türkische Hochzeit" treten in der Königskategorie "Bester Fernsehfilm/Mehrteiler" beim deutschen Fernsehpreis 2006 erstmals fünf nominierte Produktionen gegeneinander an. Zunächst war überlegt worden, für die großen Event-Mehrteiler eine eigene Kategorie zu schaffen, die Jury entschied sich dann jedoch dafür, "Äpfel mit Birnen zu vergleichen", wie die Vorsitzende Klaudia Wick es ausdrückte, und somit Mehrteiler genauso wie Einzelfilme in einer Kategorie zu behalten und so "die Vielfalt im Fernsehen darzustellen".

Das seien aber nicht die einzigen sehenswerten Highlights gewesen: "Wer das zurückliegende Fernsehjahr ausschließlich wegen seiner Events in Erinnerung behält, hat nur die Hälfte gesehen", sagt Juryvorsitzende Klaudia Wick über das Programmjahr und meint weiter: Auch der TV-Alltag habe der Jury genügend Auswahlmöglichkeiten für die diesjährige Preisverleihung geboten.

Den Nennungen nach liegen mit jeweils vier Nominierungen die folgenden Produktionen vorne: "Dresden" (ZDF), "Die Nachrichten" (ZDF), "Meine verrückte türkische Hochzeit" (ProSieben) sowie "Bella Block: Die Frau des Teppichlegers" (ZDF). Nach Sendern hat das ZDF die Nase vorn: Mit 24 Nominierungen sind es drei mehr als für die ARD. RTL holt zehn Nominierungen, Sat.1 und ProSieben jeweils fünf. Zwei Nominierungen gehen an die Dritten und jeweils eine Nennung an 3sat und Premiere.

Als "Beste Informationssendung" werden in diesem Jahr die Politmagazine "Monitor" (ARD) und "Frontal 21" (ZDF) und die Sondersendung zum Nahostkonflikt vom 24. Juli 2006 "ZDF spezial: Krieg ohne Ende" nominiert. Die Nominierungen für die "Beste Moderation Information" gehen allesamt an Frauen - hier treten Susanne Kronzucker ("RTL Nachtjournal"), Kay-Sölve Richter ("heute im ZDF-Morgenmagazin") und Anne Will ("Tagesthemen") an.



In der Unterhaltung dominieren hingegen die Männer - und allen voran Hape Kerkeling, der sich gleich über zwei Nominierungen freuen kann. Die Nominierten im Einzelnen: "Let's Dance" (RTL) mit Hape Kerkeling und Nazan Eckes, "Scheibenwischer - Die Gala: Jahresrückblick 2005" (ARD) mit Bruno Jonas, Georg Schramm und Mathias Richling und das legendäre "Wer wird Millionär? Prominenten Special WM 2006" (RTL) mit Günther Jauch und Hape Kerkeling alias Horst Schlämmer.

In der Kategorie "Beste Sitcom" ist "Pastewka" (Sat.1) zusammen mit "Stromberg" (ProSieben) und "Alle lieben Jimmy" (RTL) nominiert. Für "Stromberg" ist es die zweite Chance auf einen Fernsehpreis. Schon 2005 war die Serie mit Christoph Maria Herbst nominiert, gewann aber nicht. Die Kategorie "Beste Comedy" bietet eine interessante Mischung: Neben Kabarett von Urban Priol bei "alles muss raus" (3sat) finden sich auch Kurt Krömer für "Bei Krömers" und Mario Barth für sein Live-Programm, das bei RTL ausgestrahlt wurde, wieder. Die Jury habe überlegt, die Kategorie "Beste Comedy/Bestes Kabarett" umzubenennen, diesen Vorschlag aber verworfen. "Comedy ist's, wenn's lustig ist - das muss ja nicht unpolititsch sein", so Klaudia Wick. Zudem seien Schrägstrich-Kategorien ohnehin "unsexy".

Foto: ARDIm Serienbereich äußerte Jury-Vorsitzende Wick sich erfreut darüber, dass seitens der Sender endlich wieder mehr experimentiert werde, nachdem in früheren Jahren oft fehlende Innovationen zu beklagen waren. Daher seien auch drei neue Format nominert worden. Als "Beste Serie" gehen "Türkisch für Anfänger" (ARD) zusammen mit "Die Familienanwältin" (RTL) und "Freunde für immer - Das Leben ist rund" (Sat.1) ins Rennen. Dass besonderes letzteres unter mangelndem Zuschauerinteresse zu leiden hatte, sei für die Jury des Fernsehpreises kein Problem, man nehme sich heraus, Dinge unabhängig von der Quote zu bepreisen. Als "Beste Schauspieler Serie" werden in diesem Jahr sparsamerweise gleich die Schauspieler bzw. Ensembles der genannten Serien nominiert, da die Verquickung hier ohnehin sehr hoch sei.

Im WM-Jahr 2006 kam die Jury nicht am Fußball vorbei und benennt im Sport vier Fußball-Nominierungen. Hier treten die wichtigsten Adressen der Berichterstattung bei ARD, RTL, ZDF und Premiere und ihre Studiomannschaften gegeneinander an. Ganz nach dem Motto: Nach der WM ist vor dem Fernsehpreis. "Schnell war uns klar 'Die Tour de France war es in diesem Jahr nicht'", merkte Wick zur Fokussierung allein auf den Fußball-Bereich an. Eine weitere Besonderheit der Nominierungen 2006 stellt die Kategorie "Beste Ausstattung" für Bühnenbild und Studio-Design dar. Diese Kategorie wurde zusätzlich zur traditionellen Kategorie "Beste Ausstattung (Fernsehfilm)" aufgenommen, da sich diese beiden Bereiche nur schwerlich vergleichen ließen, so Thomas Schadt.

Der Deutsche Fernsehpreis wird am 20. Oktober zum achten mal im Kölner Coloneum verliehen. Erst an diesem Tag entscheidet die Jury, welche der vorausgewählten Programme und TV-Leistungen mit dem Preis ausgezeichnet werden. Nur ein Preisträger steht bereits jetzt fest: Friedrich Nowottny, langjähriger WDR-Intendant, erhält den Ehrenpreis der Stifter des Deutschen Fernsehpreises. Überreicht wird er von Bundespräsident Horst Köhler. Dessen persönliche Anwesenheit bei der Preisverleihung ist auch für den ungewöhnlichen Zeitpunkt der Gala verantwortlich, die in diesem Jahr ausnahmsweise an einem Freitagabend stattfindet und auch übertragen wird. Zu sehen sein wird sie am 20. Oktober um 20:15 Uhr live im Ersten.

Abschließend kündigte WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf noch an, dass ARD, ZDF, RTL und Sat.1 beschlossen hätten, den "Deutschen Fernsehpreis" auch in Zukunft gemeinsam verleihen zu wollen. Ohnehin wurde an diesem Nachmittag unzählige Male die sehr gute Zusammenarbeit der vier großen Sender gelobt, was angesichts der Konkurrenzsituation nicht selbstverständlich sei.

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