Wenn Unternehmen Werbung schalten, legen sie in der Regel viel Wert darauf, dass das in vertrauenswürdigen Umfeldern passiert. In den vergangenen Jahren hat die Debatte um die sogenannte Brand Safety stark zugenommen, weil gerade im Internet und bei automatisch ausgespielten Anzeigen die Gefahr besteht, dass sie eben nicht in solchen vertrauenswürdigen Umfeldern landen. Etwa auf Porno- oder Phishingseiten, Vermarkter von TV-Sendern und Zeitungen sprechen aber auch Youtube und Facebook die nötige Brand Safety ab. 

Dass aber auch klassische Medien von der Debatte eingeholt werden können, zeigt sich nun an einem Beispiel der "Bild". Dort wird der AOK-Bundesverband nun nämlich erst einmal nicht mehr werben. Hintergrund ist die fragwürdige Berichterstattung des Boulevardblatts über den Virologen Christian Drosten und seine jüngste Corona-Studie. Zuletzt berichtete die "Bild" auffällig oft negativ über Drosten, mehrere von "Bild" zitierte Wissenschaftler, die Drostens Studie kritisierten, distanzieren sich von der Art der Berichterstattung (DWDL.de berichtete). 

Steve Plesker, Geschäftsführer Markt und Produkte bei der AOK, sorgte am Dienstagabend für Aufsehen, als er bei LinkedIn einen kurzen Post veröffentlichte und die "Bild"-Berichterstattung darin als "Schande" bezeichnete, die mit Journalismus nichts zu tun habe. Nach mehreren erfolgreichen Kooperationen werde er dort keine Anzeigen mehr schalten. Kurz darauf löschte Plesker den Post aber wieder und erklärte, er habe den Beitrag "spontan und aus Verärgerung über die Berichterstattung der ‘Bild’ geschrieben". Die Wortwahl sei undifferenziert gewesen und er habe seine persönliche Meinung über das professionelle Profil verbreitet. Dadurch sei der Anschein erweckt worden, es habe sich dabei um eine abgestimmte Position der AOK gehandelt.

Nichtsdestotrotz hat sich der AOK-Bundesvorstand der Meinung von Plesker nun angeschlossen. Plesker erklärt in einem neuen Posting, dass es ihm fern liege, in die Berichterstattung von Medien einzugreifen. "Dennoch müssen sich werbetreibende Unternehmen aber sehr wohl mit der Frage beschäftigen, in welchen Umfeldern sie werblich in Erscheinung treten wollen. Für gesetzliche Krankenkassen spielt Brand Safety eine wichtige Rolle." Die sieht man bei der "Bild" nun offenbar nicht mehr gegeben. Man sei jetzt zu dem Schluss gekommen, dass die Zeitung "kein geeignetes Umfeld" für eine Imagekampagne sei. Gleichzeitig stellt Plesker klar, dass die AOK das nicht als Aufruf zum Boykott verstanden wissen will.