Der Großteil der Intendanten hat sich in einer Videoschalte am Mittwoch auf den Aufbau eines gemeinsamen, digitalen Kulturangebots geeinigt, das federführend vom MDR betreut werden wird. Die neue Redaktion soll Konzerte, Ausstellungen und weitere Kulturerlebnisse aus den einzelnen Sendegebieten der ARD bündeln und besser besser auffindbar machen. Zudem sollen aufbauend auf den gerade in den letzten Wochen durch zahlreiche kurzfristige Initiativen gesammelten Erfahrungen auch originär neue Inhalte und innovative Formate entwickelt werden. "Das neue Kulturangebot soll eine vielfältige, digitale Heimat für Kulturbegeisterte werden", sagt ARD-Vorsitzender Tom Buhrow. "Allen ARD-Sendern ist die Kultur schon immer besonders wichtig - nicht nur, aber besonders in den Kulturwellen im Radio und in den dritten Fernsehprogrammen. Dazu kommt das Engagement der ARD-Ensembles. Dies wollen wir sichtbarer machen."

Sichtbar wird aber nun erst einmal, dass sich die ARD-Intendanten keineswegs einig waren: Der Bayerische Rundfunk schert nämlich als Einziger aus. Während die übrigen ARD-Anstalten künftig gemeinschaftlich einen Etat von fünf Millionen Euro pro Jahr stellen - ohne einen zusätzlichen Bedarf an Rundfunkgebühren anzumelden, wie man betont - heißt es über den Sender mit Sitz in München lediglich kurz und knapp: "Der BR beteiligt sich auf eigenen Wunsch nicht an diesem Angebot."

Hintergrund ist, dass die ARD mit der Ansiedlung in Mitteldeutschland - konkret in Sachsen-Anhalt - auch den Forderungen nachkommt, mehr Gemeinschaftseinrichtungen in Ostdeutschland anzusiedeln. Dem versperrt sich der BR zwar grundsätzlich nicht, doch dass Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff die Zustimmung seiner Regierung zur geplanten Erhöhung des Rundfunkbeitrags zum Jahreswechsel recht unverblümt mit der Forderung nach einer Ansiedlung einer solchen Einrichtung in seinem Bundesland verknüpft hat, stößt BR-Intendant Ulrich Wilhelm offenbar allzu sauer auf. Eine solche Verknüpfung sei ein "unangemessener Umgang mit der Rundfunkfreiheit", ließ Wilhelm schon im Vorfeld verlauten. Ein BR-Sprecher erklärt auf DWDL.de-Anfrage nun: "Die Haltung des BR ist unverändert. Es geht uns um verfassungsrechtliche Grenzziehungen, die einzuhalten sind." Dazu verweist man darauf, dass es ja bereits bestehende Online-Kulturangebote der einzelnen ARD-Anstalten gebe.

Während die Bayern also künftig weiter ihr eigenes Süppchen kochen, betont der Rest der ARD, dass man auch mit den anderen öffentlich-rechtlichen Anbietern kooperieren will. So wollen die ARD, das ZDF und das Deutschlandradio ihre Kulturangebote gegenseitig verlinken. "Für ein dann vernetztes öffentlich-rechtliches Kulturangebot bringt der Mainzer Sender darüber hinaus mit ZDFkultur gesammelte Erfahrungen ein", so die ARD in einer Mitteilung. An den Start gehen soll das neue Angebot Anfang 2021, sofern die Gremien den Plänen zustimmen.