Eineinhalb Jahre ist es her, dass die Besatzung des U-Boots 612 erstmals den französischen Hafen in La Rochelle verließ. Seitdem ist es Sky gelungen, die ambitionierte und bereits mehrfach ausgezeichnete Serien-Neuauflage von "Das Boot" in mehr als 100 Länder zu entsenden - von den guten Quoten im eigenen Programm, aber auch bei der Free-TV-Premiere im ZDF ganz zu schweigen. Die knapp 26 Millionen Euro, die in die ersten acht Episoden der Bavaria-Fiction-Produktion geflossen sind, haben sich also offensichtlich ausgezahlt. Nun mündet die Geschichte in eine zweite Staffel, die sich inhaltlich logischerweise noch einmal ein Stückchen weiter weg von Wolfgang Petersens gleichnamigen Film-Klassiker entfernt.

Wir schreiben immer noch das Jahr 1942 und befinden uns, ebenso wie beim Start der ersten Staffel, mitten auf dem Meer. Lediglich ein U-Boot ragt aus den unendlichen Tiefen, angeführt von Kommandant Johannes von Reinhartz. Clemens Schick ("Tannbach") mimt den undurchsichtigen Anführer der U-822, dessen Mission, wie so oft, zunächst geheim ist. Da er sich seinen Befehlsgebern gegenüber jedoch auffällig verhält und der Kurs des U-Boots Richtung Amerika so nicht geplant war, wird ein alter Bekannter geschickt, um ihn einzuholen und zur Rede zu stellen: Ulrich Wrangel (Sefan Konarske, "Freud"), der in der vergangenen Staffel durch fragwürdige Weise das Kommando über die U-612 erlangte.

Zeitgleich entwickeln sich die Nebengeschichten des Zweiten Weltkrieges in La Rochelle und - dieses Mal hat es der Zuschauer mit gleich drei Storysträngen zu tun - in New York. In Frankreich kämpft Simone (Vicky Krieps, "Verschwörung") weiter für den Widerstand und bekommt dabei zu spüren, wie sich ihre Entscheidung beim letzten Zusammentreffen mit Gestapochef Forster (Tom Wlaschiha, "Game of Thrones") auf ihre zukünftigen Pläne auswirkt. In Amerika überrascht der von Rick Okon verkörperte Klaus Hoffmann den amerikanischen Unternehmer Samuel Greenwood, der noch vor wenigen Episoden verkündete, dass Krieg für ihn lediglich ein Geschäft sei.

Vergleiche mit dem Original beschränken sich von nun an noch viel mehr auf einfache U-Boot-Befehle, die immer wieder durch enge Gänge gebrüllt werden. Bereits die erste Staffel konnte sich mit der Entscheidung, kein Remake, sondern eine lose Fortsetzung des gleichnamigen Romans von Lothar-Günther Buchheim zu werden, von all den potenziellen Hasstiraden lösen, die sehr wahrscheinlich angebracht gewesen wären. Es ging eben nicht nur um "Das Boot", sondern um das Boot, die Besatzung, die Nazis und die Politik. Wo sich der Film von 1981 in Perfektion auf das Innenleben des U-Bootes konzentrierte, hat die Sky-Adaption die Welt außerhalb erkundet und die Zerrissenheit der Menschen an Bord und an Land ins Bild gerückt.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt anzeigen lassen. Dabei können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Auch die zweite Staffel von "Das Boot" beweist, dass es den ehrwürdigen Namen lediglich als Starthilfe gebraucht hat, nicht aber als Ersatz für sonst fehlende Qualität. Das Regie-Duo Matthias Glasner ("Blochin") und Rick Ostermann ("Wolfskinder"), die das Zepter von Andreas Prochaska ("Maximilian") übernommen haben, drücken den Gashebel mit Head-Autor Colin Teevan ("Rebellion") in den neuen acht Episoden noch einmal mehr auf Volldampf voraus und gehen dabei sogar das Wagnis ein, ihre Zuschauer über die Reling fallen zu lassen.

Während sich das Original darauf besann, über zweieinhalb Stunden klaustrophobische Enge zu zelebrieren, nach denen sich jedes U-Boot-Interior-Detail ins Gehirn gebrannt hatte, muss die Handlung der zweiten Serien-Staffel nun auf einer halben DIN-A4-Seite erklärt werden. Der Tauchgang wurde tiefer, als es ein bloßes Remake je hätte schaffen können. Dabei musste zwar darauf verzichtet werden, Besatzungsmitglieder in allergemächlichster Geschwindigkeit verrückt werden zu lassen. Der hochmoderne Ansatz eines ambitionierten und dynamischen Dramas ist jedoch eine Alternative, mit der die Macher alles richtig gemacht haben.

Alleine Klaus Doldingers mächtige Klänge, die Komponist Matthias Weber neu integriert hat, erinnern in voller Gänze an bekannte, Oscar-nominierte Bilder. Die Sky-Serie ist mit ihrer Fortsetzung zum ausgewachsenen Spionagethriller gereift, dessen Macher gar nicht genug davon bekommen können, zwischen La Rochelle, New York und hoher See hin- und herzuswitchen. Jeder Spielort bekommt mit zunehmender Laufzeit eine immer immensere Wichtigkeit, die schließlich darin mündet, dass die gesamte Kriegsentscheidung auf dem Spiel steht. Aus einer in der ersten Staffel noch einigermaßen beschaulichen Partie "Schiffe versenken" ist ein ausgewachsenes Taktik-Spiel á la "Risiko" geworden.

Die zweite Staffel von "Das Boot" wird ab sofort freitags um 20:15 Uhr in Doppelfolgen bei Sky One zu sehen sein. Parallel zur linearen Ausstrahlung gibt es wöchentlich die jeweils folgenden zwei Episoden als Preview auf den bekannten Sky-Plattformen zum Abruf.