Nach dem Abspecken ist vor dem Renovieren. Das zumindest scheint das Credo von Sat.1 zu sein, denn dort, wo gerade noch "The Biggest Loser" gesucht wurde, will der Sender jetzt herausfinden, wer das kreativste Heimwerker-Duo ist. "Mit Nagel und Köpfchen" nennt sich die "Kreative-Challenge", zu der Sat.1 in den nächsten Wochen acht Kandidaten-Paare gegeneinander antreten lässt – offensichtlich mit dem Segen einer großen Baumarkt-Kette, die nicht nur regelmäßig prominent im Bild ist, sondern praktischerweise auch noch ein Jury-Mitglied entsenden darf.

Eine reine Werbeveranstaltung ist die Show glücklicherweise nicht. Stattdessen stehen die Ideen der Hobbybastler im Mittelpunkt, auch wenn sich diese in der ersten Runde mitunter erstaunlich ähneln. Als es darum geht, einen möglichst kreativen Nachttisch zu entwerfen, kommen gleich mehrere Paare auf die Idee, einen alten Koffer in das Vorhaben zu integrieren. So auch Marc und sein Vater Wolf-Dieter, die so etwas wie die heimlichen Stars der ersten Folge sind.

"Fürs Design ist die Dame zuständig", lassen sie das Publikum wissen – was schon alleine deshalb verwundert, weil sie die Damen offenkundig zu Hause gelassen haben. Ansonsten bestechen die beiden durch Ehrlichkeit: "Beim Bereich Kreativität werden wir recht schnell an unsere Grenzen kommen", gesteht Marc und räumt später auch noch ein, regelrecht "trendfremd" zu sein: "Wenn sich ein Trend alle 20 Jahre ändert, sind wir entweder zwölf Jahre dahinter oder acht Jahre davor."

Dass ausgerechnet sie die kritische Jury um Fachmann Prof. Wolfgang Laubersheimer ("Ich kenne jeden Stuhl, jeden Tisch") am meisten überzeugen, ist vermutlich die größte Überraschung. Doch auch die anderen Kandidaten-Paare geben sich alle Mühe. Hier ein Nachttisch mit eingebautem Gläserhalter, dort ein Tischchen, das aus drei Skateboards zusammengehämmert wird. Dazwischen gibt's zu große Schrauben, Risse im Holz – und eine alte Heimwerker-Weisheit: "Ich glaube, es passt."

Mit Nagel und Köpfchen

Auch bei "Mit Nagel und Köpfchen" passt vieles, wenngleich Moderatorin Annett Möller eher eine Nebenrolle zukommt und das von Tower Productions hergestellte Format selbst wie solides Fernseh-Handwerk nach dem Baukasten-Prinzip wirkt. Ein Innovationspreis winkt hierfür nicht. Die größte Schwachstelle des Neustarts ist jedoch die Länge, denn mit dem Bau des Nachttischs ist noch keineswegs geklärt, für welches Paar die Challenge vorzeitig beendet ist. Tatsächlich geht es danach erst richtig los, indem innerhalb von zwei Tagen auch noch ein Flur renoviert werden soll.

Und so streckt Sat.1 seine Show auf eine Länge von zweieinhalb Stunden, was für den Heimwerker-Laien dann doch etwas zu viel des Guten ist. Am Ende der Sendung macht sich deshalb vor dem Fernseher eine gewisse Erleichterung breit, dass all die Bohrer, Schleifer und Fräsen verstummt sind. Gleichzeitig löst all die ehrliche Euphorie der Bau-Herren und -Damen ein gewisses Kribbeln aus, das dazu verleitet, gleich morgen den nächsten Baumarkt aufsuchen zu wollen. Wie schade, dass das derzeit in weiten Teilen des Landes schlicht nicht möglich ist.