Stephen Colbert© CBS
Auch das US-Fernsehen geht zunehmend in den Corona-Modus über. Während von den meisten Serien noch einige Folgen zur Ausstrahlung vorliegen, fällt der Shutdown zuerst bei den Live gesendeten Late-Night-Shows auf, die allesamt in eine Produktionspause gehen mussten. Doch Not macht erfinderisch: Alle Late-Night-Hosts produzieren derzeit von zu Hause aus kürzere Stücke für ihre jeweiligen Online-Kanäle. Stephen Colbert etwa meldete sich mit einem Monolog aus seiner Badewanne, Jimmy Fallon macht eine "Home Edition" seiner "Tonight Show", auch Jimmy Kimmel präsentierte online einen kurzen "Standup"-Teil. Die Networks sind nun zudem dazu übergegangen, diese kürzeren Stücke in die Wiederholungs-Folgen, die nun auf den eigentlichen Sendeplätzen am späten Abend die Zeit überbrücken, mit einzubauen, sodass auch das TV-Publikum trotz der außergewöhnlichen Umstände mit ein wenig frischem Material und satirischer Einordnung versorgt wird - und die tut angesichts der derzeitigen Lage ja letztlich auch ganz gut.

Conan© TBS
Conan O'Brien geht noch darüber hinaus und will seine bei TBS beheimatete Show ab dem 30. März wieder on air bringen - wenn auch unter besonderen Umständen. Geplant ist, die Sendungen komplett mit dem iPhone zu produzieren, Publikum wird's natürlich nicht geben, Gäste hingegen schon - allerdings via Video-Chat zugeschaltet. 75 Mitarbeiter würden insgesamt daran arbeiten, die Show zusammenzustellen. "Wir haben Mitarbeiter, die arbeiten wollen, die nicht nicht bezahlt werden wollen und die das Geschäft einfach am Laufen halten wollen", sagt Executive Producer Jeff Ross zu "Variety". Und Conan übt sich in Galgenhumor: "Die Qualität meiner Arbeit wird dadurch nicht sinken, weil das gar nicht möglich ist." Bei CBS nutzt man den Leerstand des "Ed Sullivan Theaters", aus dem sonst Stephen Colbert sendet, unterdessen dafür, seine Crews auf verschiedene Locations zu verteilen, damit von einem Corona-Fall nicht gleich alle betroffen sind. Seit Donnerstag sendet nun "CBS This Morning" aus dem Ed-Sullivan-Theater, die Late-Night-Crew kümmert sich um die technische Abwicklung und ist somit nun auch wieder mit Arbeit versorgt.

Grey's Anatomy© ABC
Noch immer fehlen vielerorts notwendige Schutzmaßnahmen in medizinischen Einrichtungen im Kampf gegen das Corona-Virus, wie Masken, Handschuhe oder entsprechende Kleidung. So auch in den USA. Die Macher einiger Krankenhausserien haben sich nun dazu entschieden, Krankenhäuser vor Ort zu unterstützen. Da die Produktionen ohnehin pausieren und die Requisiten nicht gebraucht werden, kam die Idee, Masken, Handschuhe, oder auch entsprechende Kleidung zu spenden. So hat beispielsweise die in Atlanta gedrehte Fox-Serie "The Resident" Krankenhäuser in Atlanta mit einer entsprechenden Waren-Spende unterstützt. "The Good Doctor" (ABC) möchte ebenso verfahren und plant eine Weitergabe in Vancouver. Das Spin-Off zu "Grey’s Anatomy", "Station 19", verschenkte Atemmasken, so genannte N95-Masken, an Einheiten der Feuerwehr, um einen kleinen Beitrag zu leisten.

Die Pandemie mit Aussetzen der TV-Produktionen oder Verzögerungen in der Postproduktion veranlasst die Sender zur Reaktion bezüglich des Programmschemas. So wird zum Teil bereits vorhandenes, frisches Material erst später gezeigt, oder mit Wiederholungen versucht, das vorhandene Portfolio etwas zu strecken, um am Ende nicht ganz ohne neue Inhalte dastehen zu müssen. Die neue Comedy "Black Monday" von Showtime wird nicht wie geplant mit zwei Folgen hintereinander starten, sondern gestreckt mit jeweils nur einer und mit mehreren Tagen Pause dazwischen. Bei The CW wurde eine neue Folge von "The Flash" durch eine Wiederholung ersetzt, NBC zeigt statt zwei Folgen von "The Blacklist" lediglich eine. Showtime verschiebt die Premieren der Doku-Serien "Outcry" und "Love Fraud" auf unbestimmte Zeit in 2020. Auch die vierte Staffel von "Fargo" wird nicht am 19. April starten. Dort war man wie fast überall auch zu einer Produktionspause gezwungen, was dazu führen wird, dass diese Staffel wohl keine Berücksichtigung bei den diesjährigen Emmys finden kann. Für eine Nominierung müsste die Mehrheit der Folgen bis zum 31. Mai ausgestrahlt werden.

UNIVERSAL PICTURES INTERNATIONAL GERMANY GmbH© Universal Pictures
Als erstes großes Filmstudio wird Universal Pictures seine Kinoproduktionen ab dem 20. März, also heute, als Stream anbieten. Mit diesem Tabubruch versucht das große Major, dem Stillstand des Kinobetriebs durch die Corona-Krise Paroli zu bieten. So werden die aktuellen und in der Pipeline stehenden Kinofilme wie zum Beispiel "Emma", "The Hunt", "Trolls World Tour" oder "The Invisible Man" zum Streaming angeboten. Möglich ist dies zum Preis von 19,99 US-Dollar und für 48 Stunden. Umgerechnet ist das ungefähr der Preis von zwei Kinokarten - möglich ist das über Amazon oder iTunes. Jeff Shell, CEO von NBCUniversal meint dazu: “Anstatt die Filme zu verschieben, wollen wir den Zuschauern die Option geben, unsere Filme in einem sicheren und preislich leistbaren Rahmen sehen zu können”. Und Warner Bros. zieht nach: "Birds of Prey", ein Spin-Off von "Suicide Squad" gibt es früher als gedacht als Video-on-Demand-Release zum Kauf. Der Film startete am 8. Februar in den Kinos und wird nun zum Streamingprodukt für die Couch.

Starz© Starz
An ein Ende gekommen ist Starz mit der Serie "Vida". Darin mussten die zwei sehr unterschiedlichen und in den Los Angeles lebenden Schwestern Emma (Mishel Prada) und Lyn (Melissa Barrera) eine Rückkehr in ihre Heimat antreten. Der Grund: ihre Mutter Vidalia verstarb und das brachte sie nicht physisch zurück, sondern auch emotional. Es folgten Aufarbeitung, Schwierigkeiten, aber auch eine Annäherung. Bestellt wurde die dritte Staffel bereits letzten Mai, jedoch wurde nun ergänzt, dass es sich dabei auch um den Serienabschluss handeln wird. Der Startschuss dazu fällt am 26. April.

tubi© tubi
Krise hin oder her: Fox hat nun die schon seit längerem andauernden Verhandlungen über die Übernahme des werbefinanzierten Streaming-Dienstes Tubi abgeschlossen und verleibt sich den Dienst für insgesamt 440 Millionen US-Dollar ein. Zur Finanzierung nutzt man die Einnahmen, die man durch den Verkauf eines 5-prozentigen Anteils an Roku generiert. Fox fehlte bislang ein explizites Streaming-Angebot, das immer wichtiger wird, um Werbekunden die ganze Palette anbieten zu können. Tubi, das zuletzt 25 Millionen aktive Nutzer im Monat zählte, soll als eigenständiger Dienst weitergeführt werden. Neben den kostenpflichtigen SVoD-Diensten nahm zuletzt auch das Geschäft mit werbefinanzierten Angeboten zunehmend an Fahrt auf. Comcast etwa kaufte Xumo, ViacomCBS übernahm Pluto TV.

The Walking Dead - Staffel 9© AMC
Apropos: Während die meisten Medienkonzerne gerade dabei sind, ihre eigenen Inhalte nur noch auf ihren eigenen Streaming-Diensten anzubieten, geht AMC einen anderen Weg und will seine Serien wie "The Walking Dead" beispielsweise auch auf werbefinanzierten Angeboten anderer Anbieter verfügbar machen - allerdings unter der Bedingung, dass man die Werbevermarktung der eigenen Inhalte selbst übernehmen kann. Damit könnte man Werbekunden eine deutlich höhere Reichweite garantieren. "Unser Ziel ist es, dass unsere Programme von so vielen Zuschauern wie möglich gesehen werden können, auf welcher Plattform und auf welchem Endgerät sie wollen", sagt Kim Kelleher von AMC. "Und wir bringen unsere Werbepartner gleich mit." Entsprechende Deals mit Streaming-Angeboten dürften in den kommenden Monaten folgen.

US-Quoten-Update

Westworld© HBO
Am Sonntag meldete sich "Westworld" mit der dritten Staffel zurück. Die Premiere um 21 Uhr sahen sich rund 900.000 Zuschauer an - erheblich weniger als beim Auftakt der zweiten Staffel, den noch 2,1 Millionen Zuschauer verfolgt hatten. Entscheidend sind aber natürlich die Gesamt-Reichweiten inklusive Wiederholungen und Online-Abrufe - als erster Indikator sind die deutlich rückläufigen Zahlen trotzdem kein schönes Zeichen. Inklusive Wiederholungen und digitaler Abrufe kam "Westworld" am Premieren-Abend übrigens auf 1,7 Millionen Zuschauer, bei Staffel 2 waren es noch drei Millionen. Zugleich war "Westworld" aber trotzdem erfolgreicher als die Staffel-Premieren von "The Outsider" (+24 Prozent) und "Watchmen" (+13 Prozent).

The Conners© ABC
Generell werden angesichts der Corona-Krise, wegen der auch in den USA immer mehr Menschen zu Hause bleiben, derzeit auf breiter Front deutlich steigende Reichweiten fürs zuletzt arg gebeutelte lineare Fernsehen verzeichnet. Insbesondere Sitcoms sind derzeit zur Zerstreuung stark gefragt: "The Conners" etwa gewannen im Vergleich zur letzten Episode fast 1,4 Millionen Zuschauer bei ABC hinzu und steigerte sich auf einen Staffel-Bestwert, ebenso bei CBS am Montag schon "The Neighborhood" (+1,2 Millionen Zuschauer zur Vorwoche), im Schlepptau legte auch "Bob Hearts Abishola" deutlich zu. Ähnlich sah es bei "The Goldbergs", "Schooled" und "Modern Family" aus, die alle mehr eine Million Zuschauer hinzugewannen. Deutlich im Plus auch das "Chicago"-Franchise, "Chicago Fire" erreichte so viele Zuschauer wie zuletzt 2015, wenn man die Crossover-Episoden außen vor lässt. Auch Shows wie "Game of Games" oder "Survivor" erlebten einen erheblichen Quotenschub. Nach oben geschossen sind auch die Reichweiten von "The Voice" am Montagabend: Knapp 10 Millionen sahen zu, so viele wie seit einem Jahr nicht mehr, auch in der Zielgruppe wurde mit einem 1,8-Rating der beste Wert seit der vorletzten Staffel erzielt. "American Idol" lief nun erstmals direkt als Konkurrenz, hatte mit 6,3 Millionen Zuschauern und einem Zielgruppen-Rating von 1,2 Prozent aber keine Chance.