Im Zuge der Corona-Krise geraten auch Produktionsfirmen und andere Filmschaffende unter Druck, weil Dreharbeiten verschoben oder abgebrochen werden mussten. Dadurch entstehen natürlich Kosten - von denen oftmals unklar ist, wer dafür aufkommt. Das ZDF hat am Dienstag angekündigt, die Hälfte der Mehrkosten zu tragen, die bei den Produzenten anfallen. Eine ähnliche Regelung hat die ARD getroffen, dort spricht man von einer Übernahme der Kosten in Höhe von maximal der Hälfte. Eine ähnliche Regelung gibt es in Österreich beim ORF allerdings noch nicht - und die ersten Filmschaffenden gehen nun auf die Barrikaden. 

So hat sich Regisseur Fabian Eder, Vorsitzender des Dachverbands der österreichischen Filmschaffenden, gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" zu Wort gemeldet und darin mit deutlichen Worten den ORF kritisiert. "Die zuständigen Abteilungen im ORF haben vollkommen versagt", sagt Eder. Es gebe weder eine einheitliche Sprachregelung noch Kommunikation mit den Filmschaffenden. Eder: "Eine Initiative oder zumindest eine Beteiligung an einer sinnvollen und angemessenen Lösung vermissen wir vollständig. Die zuständige Abteilung versagt diesbezüglich." Dass man als Dachverband speziell bei ORF-Produktionen nicht einbezogen werde, sei "besonders ärgerlich", sagt Eder. 

Der ORF ist, analog zum ZDF in Deutschland, der größte Auftraggeber der Film- und TV-Wirtschaft in Österreich. Jedes Jahr fließen rund 100 Millionen Euro in den Film- und Produktionsstandort. Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk kann man die Vorwürfe nicht nachvollziehen und weist sie gegenüber dem "Standard" als "haltlos" zurück. Man befinde sich mit den heimischen Filmproduzenten von Beginn an in einem "ständigen Austausch und Kontakt", so ein ORF-Sprecher.

"Gerade in dieser schwierigen Zeit müssen ruhige und sachliche Entscheidungen auf einer rechtlich korrekten Basis getroffen werden. Und zur seriösen Abwicklung gehört dazu, dass sich die beiden Vertragspartner, Filmproduzent und ORF, über den jeweils konkreten Vertrag austauschen. Jede Produktion ist individuell abzuwickeln, es gibt keine Pauschalerledigung", heißt es weiter aus dem ORF. Eine Regelung wie etwa bei ARD und ZDF, dass man bereit sei, bis zur Hälfte der anfallenden Kosten zu übernehmen, gibt es also nicht. Man räume den Produzenten "größtmögliche zeitliche Flexibilität" ein, so der ORF. Damit bewege man sich "im Rahmen der auch international getroffenen Maßnahmen zur Absicherung der Filmwirtschaft". Einseitige Vorwürfe würden in der aktuellen Situation nicht helfen. 

Kritik des Dachverbands der österreichischen Filmschaffenden gibt es aber nicht nur in Richtung ORF, sondern auch an die Produzenten, die noch bis vor wenigen Tagen drehen wollten. "Manche haben wirklich erst am Sonntag die Drehs abgesagt. Da wurde richtig gezockt", sagt Eder. Einige Produktionen seien erst durch Druck des Verbands abgesagt worden, andere Produzenten würden auch heute noch drehen. 

Etliche Film- und TV-Produktionen mussten wegen der Maßnahmen, die die Regierung gegen das Coronavirus ergriffen hat, vorerst ausgesetzt werden. Betroffen sind unter anderem der ORF-"Tatort" sowie die Serien und Reihen "Ich und die anderen" (Sky), "Landkrimi", "SOKO Donau" und "Schnell ermittelt" (alle ORF).