Coronavirus© imago images / Fotoarena
Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie treffen nun auch die US-Fernsehbranche. Inzwischen wurde die Produktion zahlreicher Serien und Shows vorübergehend ausgesetzt oder deren Produktionsbeginn verschoben. Zunächst gilt die Entscheidung meist für zwei Wochen - doch eine Verlängerung der Maßnahme oder gar ein Abbruch der Produktion für die gesamte Saison ist angesichts der derzeitigen Lage kaum auszuschließen. Betroffen sind unter anderem die "Chicago"- und "NCIS"-Franchises, "Grey's Anatomy", "Bull", "FBI", "Riverdale", "Grace & Frankie", "Russian Doll", "The Good Fight" und "The Morning Show". Auch die New Yorker Late-Night-Shows und Spielshows wie "Jeopardy", "Wheel of Fortune" oder "The Price is right" werden vorerst gar nicht produziert, nachdem es kurzzeitig eine Produktion ohne Publikum gab (mehr zu den Late-Night-Shows hier). Eine fortlaufend aktualisierte Liste hält Deadline bereit. Betroffen sind auch die alljährlichen Veranstaltungen für Werbekunden und internationale Einkäufer: Die "LA Screenings" wurden abgesagt, die Upfronts in New York, im Zuge derer schon ein guter Teil der Werbeeinnahmen für die darauffolgende Saison generiert werden soll, werden nur in digitaler Form und ohne Live-Shows stattfinden.

Tinder© Tinder
Auswirkungen spürt auch die Dating-App "Tinder" - und zwar nicht nur, weil sie ihre Nutzer nun drauf hinweist, dass man sich bei den herbeigewischten intimen Kontakten einem Ansteckungsrisiko aussetzt. Der internationale Rollout der Tinder-Serie "Swipe Night" wurde nun erstmal abgeblasen, weil es in der Geschichte ums Ende der Welt geht - und damit will man in den aktuell unsicheren Zeiten nun doch lieber nicht Panik schüren, auch wenn das Szenario gar nichts mit Viren zu tun hat. Vielmehr erfährt eine Gruppe von Freunden, dass ein Asteroiden-Einschlag auf der Erde droht. Es handelt sich um eine interaktive Serie, bei der die Nutzer eine Reihe von Entscheidungen mit dem Tinder-üblichen "wischen" nach links oder rechts fällen können. In den USA wurde "Swipe Night" bereits gelauncht und war nach Unternehmensangaben ein voller Erfolg. Es habe infolge dessen 26 Prozent mehr "Matches" gegeben, insgesamt stieg die Zahl der Konversationen über die App um 12 Prozent an.

Disney+© Walt Disney
Disney möchte sich erneut "Die Schöne und das Biest" vornehmen und eine Prequel-Serie dazu erzählen. Aktuell befindet sich das Projekt in der Entwicklung. Geplant ist die Serie für Disney+ von den "Once Upon A Time"-Schöpfern Eddy Kitsis und Adam Horowitz. Ansetzen will man inhaltlich Jahre vor den Handlungen des Films aus dem Jahr 2017 mit Josh Gad und Luke Evans. Entstehen soll eine sechsteilige Musical-Eventserie, die bislang noch auf keinen Namen hört. Zwei Stufen weiter ist man hingegen bei AMC. Dort wurde die Animationsserie "Pantheon" für die Primetime geordert und zwar direkt zwei Staffeln davon. In der ersten Staffel begegnet der Teenager Maddie ihrem eigentlich kürzlich verstorbenen Vater. Dieser ist jedoch nicht tot, sondern hat ein neues Bewusstsein. Sie beginnt, eine globale Verschwörung aufzudecken.

Netflix© Netflix
Tina Fey und Robert Carlock tun sich erneut mit Netflix zusammen und konnten beim Streamingdienst eine Animationsserie unterbringen. Bereits bei "Unbreakable Kimmy Schmidt" kam es zu dieser Kooperation der beiden mit Netflix. Nun handelt es sich um die Comedyserie "Mulligan", von dem 20 Folgen bestellt wurden. Dort legt nicht ein Virus die Menschheit lahm, sondern ein Angriff von Außerirdischen. Diese haben die Erde zerstört, allerdings gibt es Überlebende, die einen Neuanfang wagen und alles anders machen können. Doch wie? Bei CBS All Access wurde auch eine Comedyserie bestellt, die einen düsteren Geschmack hat. "Guilty Party" mit Isla Fisher handelt von einer Journalistin, die ihr Ansehen wieder herstellen wird. Sie nimmt sich des Falls einer Frau an, die angeblich ihren Mann verstümmelt haben soll und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Dadurch gerät sie aber in kurioseste Kreise und krallt sich immer weiter an dem Fall fest.

Amazon Prime Video© Amazon
Amazon nimmt sich das Leben und Fahren von Ex-Formel-1-Champion Fernando Alonso vor und hat die Dokumentationsreihe "Fernando" über den Spanier geordert. Fünf Teile zeigen den Rennfahrer, sowie ihm nahe stehende Personen. Mit von der Partie: sein Manager, seine Schwester, seine Partnerin oder auch einige Kollegen. Teil der Doku sind zudem Überlegungen Alonsos über ein mögliches Comeback. Unklar ist jedoch bislang, wann die Serie auf dem deutschen Markt verfügbar sein wird. Mit einem Wortspiel will HBO Max zusammen mit Mark Wahlberg punkten. Angelehnt an die berühmte "Wall Street" geht ebenfalls eine Dokumentationsreihe mit dem Titel "Wahl Street" auf Sendung. In acht Folgen will der Schauspieler zeigen, wie er seine Geschäftstätigkeiten mit der Schauspielerei in Einklang bringt.

Verlängert oder abgesetzt?

"AJ and the Queen": RuPauls Engagement in der Netflix-Serie "AJ and the Queen" ist an ein Ende gekommen. In der Serie fuhr die wohl berühmteste Dragqueen mit der 11-jährigen Waisin AJ (Izzy G.) in einem Wohnmobil durchs Land. Nach einer Staffel ist nun aber das Ende des Trips erreicht. Die Serie wird nicht fortgeführt.

"Impulse": Zwei Staffeln lang konnte sich die 16-jährige Henry (Maddie Hasson) mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten aus ihrer kleinen Heimatstadt teleportieren. Doch das endet nun bei YouTube. Die Serie findet nach zwei Staffeln ihren Abschluss und führt zu einer weiteren Verkleinerung des Portfolios an seriellen Produktionen bei YouTube.

"Lost in Space": Das Reboot des gleichnamigen Science-Fiction-Originals von 1960 erhält eine dritte Staffel von Netflix. Doch damit kommt die Geschichte zugleich an ein Ende. Der Showrunner der Serie, Zack Estrin, erhält jedoch einen mehrjährigen Vertrag von Netflix und soll sich um die Entwicklung neuer Stoffe kümmern.

"Queer Eye": Im Sommer beginnt Netflix mit der fünften Staffel von "Queer Eye". Nun ist klar, dass es danach weitergehen wird für die fünf Makeover-Artisten. Netflix hat eine sechste Staffel in Auftrag gegeben, die dann nach Georgia und Missouri in Richtung Austin, Texas reisen wird. Bei der Show mit den "Fab Five" handelt es sich um ein Reboot zu "Queer Eye for the Straight Guy".

"Station 19": Das Spin-off zu "Grey's Anatomy" findet eine Fortsetzung. Die Gruppe aus Feuerwehrleuten in Seattle geht in eine vierte Staffel bei ABC. Momentan befindet sich die Produktion in der Ausstrahlung der dritten.

"Truth Be Told": Bei Apple TV+ gab es eine erste Staffel über die Podcasterin Poppy Parnell zu sehen. Darin traf sie auf den von Aaron Paul ("Breaking Bad") gespielten Warren Cave, für dessen Verurteilung sie einst verantwortlich war - was hingegen zu ihrer Bekanntheit beitrug. Die Serie bekommt nun eine zweite Staffel der Dramaserie. Fortgeführt wird sie hingegen als Anthologie-Serie ähnlich wie "The Sinner".

US-Quoten-Update

The Bachelor© ABC
Die in der Zielgruppe meistgesehenen Sendungen der letzten Tage im US-Fernsehen waren nicht etwa "The Masked Singer", "American Idol", "The Voice" oder gar irgendwelche Serien, sondern das Finale der neuesten "Bachelor"-Staffel. 8,5 Millionen Zuschauer wollten am Dienstag insgesamt sehen, wer die letzte Rose bekommt, für das Format war das die höchste Reichweite seit vier Jahren. In der Zielgruppe konnte das Vorjahres-Rating von 2,4 erneut wiederholt werden - angesichts auf breiter Front massiv sinkender linearer Reichweiten ist auch das ein hervorragendes Ergebnis. Zu schaffen machte das "This is us", das zur gleichen Zeit zu sehen war und mit einem Zielgruppen-Rating von 1,1 einen neuen Tiefstwert markierte. 5,6 Millionen Zuschauer sahen hier zu. Trotzdem war "This is us" damit noch die zweitmeistgesehene fiktionale Network-Serie beim jungen Publikum - nur "Grey's Anatomy" war noch stärker. Dort ließ der Abschied von Justin Chambers die Reichweiten auf die besten Werte seit eineinhalb Monaten klettern. 6,3 Millionen Zuschauer sahen insgesamt zu, in der Zielgruppe lag das Rating bei 1,3.

The Walking Dead - Staffel 9© AMC
Weiter abwärts geht's unterdessen für die einst aus Quotensicht alles überstrahlende Serie "The Walking Dead". Am vergangenen Sonntag fiel die Zuschauerzahl erstmals unter die 3-Millionen-Marke. 2,93 Millionen Zuschauer wurden am Abend der Erstausstrahlung der Folge gezählt. Klar ist aber, dass bei fiktionalen Serien die zeitversetzte Nutzung eine immer höhere Rolle spielt, Grund zur Panik ist bei AMC also einstweilen noch nicht angebracht - zumal es mit einem Zielgruppen-Rating von 0,9 noch immer die beim jungen Publikum gefragteste Sendung des gesamten US-Kabelfernsehens war. Bei den Networks hatte an diesem Abend nur "American Idol" eine höherer Reichweite bei den 18- bis 49-Jährigen (Rating: 1,3). Von "Idol" profitiert unterdessen auch "The Rookie", das im Schlepptau noch 5,1 Millionen Zuschauer und ein Zielgruppen-Rating von 0,8 erreichte. Nur Auftaktfolge der ersten Staffel hatte im Herbst 2018 höhere Reichweiten erzielt.