"Am Ende ist es wie Blumenkohl und Brokkoli: Beides Scheiße." Das Kölner Plattenbau-Girl Nicole (Hanna Plaß) hat die eigene Lebenssituation gut erkannt und will mit ihrer Freundin Ebru (Yasemin Cetinkaya) endlich durchstarten. Doch schnell stößt der Traum von der eigenen Nagelstudiokette an ihre Grenzen, denn ohne Schulabschluss und Ausbildung gibt’s von der Bank keinen Kredit – und auch die handschriftlich auf einer Seite notierte Business-Idee kann den Banker nicht überzeugen. 

Da bleibt eigentlich nur eins: Studieren. Keine guten Aussichten für Nicole. "Das dauert ewig, manchmal Jahre", fasst sie das Dilemma zusammen und versucht dennoch, ihrem Ziel näher zu kommen. Für nur 70 Euro ersteht sie ein gefälschtes Abitur und beginnt mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre, muss aber alsbald feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Und von der Intelligenz der Kommilitonen lässt sich Nicole erst recht nicht beeindrucken.

"Zu schlau ist auch wieder doof", findet sie und sucht fortan ihren ganz eigenen Weg, um die bevorstehende Prüfung zu bestehen. Als Schönling Alexander (Nicolas Wolf) sie beim Einbruch im Büro des Professors erwischt, stellt er Nicole zur Rede: "Ich fass es nicht: RTLzwei ist auch schon da", ätzt er – wohl wissend, dass auch er den Test nicht ohne unerlaubte Hilfsmittel meistern kann.

Zuhause warten derweil weitere Probleme. Nicoles kleine Schwester Tiffany klaut, Bruder Dennis hat nur Sport in der Birne und Mama Silvia glaubt noch immer verzweifelt an die Liebe ihres Lebens. "Ich suche keinen Kerl für mich, ich suche einen Vater für euch", schluchzt sie und wirkt dabei mitunter weit weniger erwachsen als ihre älteste Tochter.

Think Big!

"Think Big!", so der Titel der neuen Sat.1-Comedyserie, die von diesem Freitag an zur besten Sendezeit in Doppelfolgen läuft, macht es den Zuschauern leicht, die Figuren kennen- und – noch wichtiger – lieben zu lernen. Es dauert nicht lange, einen Draht zur Nicole und ihrer Familie aufzubauen, ist inmitten der trostlosen Umgebung des Kölner Stadtteils Chorweiler doch eine große Portion Herzlichkeit zu finden. 

Das liegt nicht zuletzt an den wunderbaren Drehbüchern, die Frederik Hunschede ("Scheidung für Anfänger") geliefert hat, aus denen die Regisseure Wolfgang Groos und Tobias Wiemann stimmungsvolle Halbstünder machten. Mit Produzent Imre von der Heydt ist zudem auf Seiten der Produktionsfirma ITV Studios Germany ein erfahrener Sitcom-Macher an Bord, der in der Vergangenheit schon "Nikola", "Die Camper" und "Der Lehrer" realisierte. Das macht Spaß, zumal die meisten Pointen treffsicher und mit großer Spielfreude verwandelt werden.

... und "Die Läusemutter"?

Den Schwung und die Frische von "Think Big!" hätte man sich auch vom zweiten Sitcom-Neustart erwartet. Leider kann "Die Läusemutter" die hohen Erwartungen, die das niederländische Original weckte, nur bedingt erfüllen. Wohl nicht umsonst hat die Serie in den vergangenen Monaten, in denen sie schon bei Joyn zum Abruf bereitstand, keine nennenswerten Wellen geschlagen. Dabei zeichnet mit Bing Film jene Produktionsfirma für die Adaption verantwortlich, die das Original in ihrem Heimatland zum Erfolg führte.

Eigentlich birgt das Setting durchaus Potenzial für unterhaltsame Geschichten, schließlich handelt die Sitcom vom Alltag an einer Grundschule – und dem, was die Eltern der Schüler erleben. Zwar gibt es vom Schuldirektor über die verschrobene Lehrerin bis hin zur Elternbeiratsvorsitzenden allerlei amüsante Figuren; allein der Funke will nicht so recht überspringen. Vielleicht liegt es daran, dass Alexander Schubert, Michael Kessler oder Petra Nadolny in ihren Rollen stellenweise wirken, als seien sie Teil einer Sketchcomedy. Im direkten Vergleich zu "Think Big!" fällt "Die Läusemutter" daher leider etwas ab. 

Dennoch weiß auch diese Serie gut zu unterhalten. Vor allem, weil sich der Humor hier aus den Situationen heraus entwickelt und der Gesellschaft erstaunlich häufig der Spiegel vorgehalten wird, wenn es etwa um Rassismus und Inklusion geht. Da bleibt einem manches Mal das Lachen im Halse stecken. Es sind keine ganz leichten Themen für eine Comedyserie, aber genau das macht "Die Läusemutter" interessant.