Seit 2006 räumt ProSieben den Donnerstagabend im Frühjahr für Heidi Klum frei und seit Donnerstagabend ist es wieder einmal so weit. In insgesamt 17 Folgen wird Deutschlands schönstes Mädchen gesucht. Auf Anhieb fällt diesmal auf: Man wächst an früherer Kritik und mit seinem Publikum, geht diesmal spürbar mit der Zeit und legt viel Wert auf Diversität. Egal ob dunkle, helle oder tätowierte Haut, egal ob lange, kurze oder gar keine Haare, egal ob dünn, kurvig oder noch im Körper eines Mannes – in diesem Jahr sind Heidis Kandidatinnen diverser als je zuvor.

Mit einer Alterspanne zwischen 16 und 27 Jahren ist manche Bewerberin fast so alt wie das Format selbst, Heidi scheint jedoch kein Stück gealtert zu sein. Das wird gefeiert. Im Intro ist ausschließlich sie selbst zu sehen, wie sie sich vor Shooting-Kameras räkelt und passend dazu ertönen im Hintergrund die Worte „Look at her Now“ von Selena Gomez. Auch dieses Mal wird auf eine feste Jury verzichtet. Heidi verteidigt ihren Namen wieder im Alleingang. Jede Woche bekommt sie Verstärkung von diversen Gastjuroren der nationalen sowie internationalen Modeszene, manche neue Gesichter sind darunter wie Topmodel Joan Smalls, aber auch Fotograf Rankin, der mittlerweile fast schon zum Inventar der Show gehört, wird sich wieder die Ehre geben.

Zum Start hat Heidi sich Unterstützung von Designer Julien MacDonald geholt. Die beiden sitzen im eiskalten und verregneten München, während vor ihnen Gruppen von Mädchen über den Laufsteg walken. Während dieses ersten Casting-Tages bekommt der Zuschauer immer wieder Homestories oder Privatvideos einzelner Kandidatinnen zu sehen. Die ein oder andere tragische oder rührende Hintergrundstory der jungen Frauen darf dabei natürlich nicht fehlen und so kommen wir den Anwärterinnen zumindest teilweise etwas näher. So zum Beispiel der 20-jährigen Johanna, die endlich einmal ein paar Kurven in das Format bringt, und Zuhause als Paketbotin arbeitet oder Mareike (24), die sich von Kopf bis Fuß in Tattoos gehüllt hat.

Aber nicht nur sind die Mädchen unterschiedlichster Herkunft und Looks, auch haben alle einen anderen Erfahrungsstand, was das Modeln angeht. Während viele bereits als Mikro-Influencerinnen oder Werbe-Models mit ihrem Aussehen Geld verdienen, fragen sich andere was denn eine Set-Card sei und ob Heidi ihnen wohl noch schnell eine schriftliche Absage per Mail schicken könnte. Das Ganze toppt letztendlich Marcia (27), die weder das Format noch Heidi jemals wirklich gesehen hat und als sie erfährt, dass die Castingtage gar nicht bezahlt werden, die Show freiwillig und genervt verlässt.

Die ein oder andere Kandidatin ist Heidi dann aber doch zu divers und wird nicht mit in die nächste Runde genommen. „Dann such ich mir eben einen reichen Mann!“ witzelt eine der Ausgeschiedenen. Charlotte (25) wiederum holt aus einer kleinen Handtasche Tarot-Karten und sagt Heidi ein weiteres Kind voraus. Ob daraus etwas wird? Charlotte darf sich aber dank ihres außergewöhnlichen Gesichts über die nächste Runde freuen. Am zweiten Tag dürfen die Verbliebenen die Kleider von Julien MacDonald in einer kleinen Fashionshow über den Laufsteg tragen. Als zweites Jurymitglied hat sich Heidi Milla Jovovich (44, US-amerikanisches Model und Schauspielerin und zum Zeitpunkt der Dreharbeiten hochschwanger) dazu geholt. 

Die Schuhe für den Laufsteg machen den Mädchen richtig Probleme. Den ein oder anderen Fußknöchel kann man beim Zuschauen förmlich knacken hören. Im Anschluss an die Show, von der trotz allem alle hellauf begeistert waren, wählt die Jury ihre 25 Favoritinnen aus, die sich auf die große Reise namens „Germany’s next Topmodel 2020“ machen dürfen. Ausnahmsweise hebt das Flugzeug dieses Mal nicht Richtung L.A. ab. Das Reiseziel diesmal: Costa Rica.

Natürlich wurde in der ersten Folge auch die ein oder andere Träne vergossen und hier und da gelästert. Das gehört in der Sendung ja zum guten Ton. Besonders im Gedächtnis bleibt nach der Auftaktsendung der Jubiläumsstaffel der Facettenreichtum der diesjährigen Mädchen. Mehr Bodypositivity, mehr Individualität und Ausstrahlung stehen im Vordergrund – was hoffentlich auch gut beim Publikum ankommen wird, musste sich das TV-Experiment „No Body is perfect“ auf dem Schwestersender Sat.1, das ganz und gar auf Bodypositivity setzte, sich doch kurzfristig geschlagen geben. Es bleibt zu hoffen, dass eine erfolgreiche Marke wie „Germany’s next topmodel“ mehr Zugkraft besitzt. 16-mal noch können wir jetzt jeden Donnerstag miträtseln, wer wohl Deutschlands diversestes Topmodel wird.