Das Jahr 2020 bedeutet für den Nachrichtensender ntv auch eine Neuaufstellung im Talk-Bereich. Von "So! Muncu!" mit Serdar Somuncu hat man sich getrennt, dafür will man künftig groß mit Louis Klamroth und Micky Beisenherz aufschlagen. Bereits im Dezember kündigte der Sender an, mit Beisenherz das neue Format "#timeline" umzusetzen, "Klamroths Konter" erhält zudem mehr Sendezeit (DWDL.de berichtete). Mit der Neuaufstellung einher geht auch ein neuer, deutlicher prominenterer Sendeplatz. Beide Talks sind künftig abwechselnd montags um 20:15 Uhr zu sehen. Bislang lief "Klamroths Konter" nur am Vorabend oder in der Late Prime. 

Sonja Schwetje© MG RTL D / Welsch
Mit der Platzierung um 20:15 Uhr gibt ntv den Sendungen aber auch dem Genre selbst ein größeres Gewicht als bislang. "Wir haben starke Hosts mit tollen Teams im Hintergrund. Und wir glauben an das Genre Talk", sagt ntv-Chefredakteurin Sonja Schwetje im Gespräch mit DWDL.de. "Viele Zuschauer haben den Wunsch nach tiefergehenden Informationen und Diskussionen. Dem möchten wir mit einem prominenten Sendeplatz zu Beginn der Woche nachkommen."

Doch auf dem neuen Sendeplatz ist auch die Konkurrenz deutlich stärker, die ntv-Talks müssen sich hier erst einmal behaupten gegen die starken Formate der Vollprogramme. Natürlich wird es auch Wiederholungen im Programm geben und die Sendungen sind auch bei TVNow verfügbar, aber ohne Grund setzt man die Formate ja nicht auf 20:15 Uhr. Welche Erwartungen hat der Sender? Wann sind sie für den Sender ein Erfolg? "Quoten sind hier nicht das entscheidende Kriterium", sagt Sonja Schwetje. "Die Formate sind erfolgreich, wenn sie neue Perspektiven auf Themen eröffnen, unsere Zuschauer auf höchstem Niveau informieren und unterhalten und unsere nachrichtlichen Formate durch eine zusätzliche Farbe ergänzen." Außerdem sollen sie Diskussionen auf allen Plattformen in Gang setzen, so die ntv-Chefredakteurin. 

"Es ist doch toll, zu einer so schönen Uhrzeit mal etwas anderes schauen zu können als ‘SOKO Pforzheim’ oder sowas."
Micky Beisenherz

Die beiden Talker freuen sich jedenfalls auf den prominenten Sendeplatz. Micky Beisenherz scherzt im Gespräch mit DWDL.de und sagt: "Es ist doch toll, zu einer so schönen Uhrzeit mal etwas anderes schauen zu können als ‘SOKO Pforzheim’ oder sowas". Kurz danach wird der Moderator aber ernst: Der Zeitgeist lasse es nicht zu, genau das jetzt nicht zu machen. "Die Leute sind an den Rechnern, um ihren Gefühlen zur Weltlage Ausdruck zu verleihen. Wenn sie nicht gerade auf der Straße sind. Jetzt haben sie bei uns eine Heimat." Die Menschen seien seit Jahren nicht mehr so politisch und gesellschaftlich interessiert wie heute gewesen. Als Premieren-Gäste wird er die Moderatorin Laura Karasek und den Juso-Chef Kevin Kühnert begrüßen.

Micky Beisenherz© Oliver von Berg
Das Netz wird in Beisenherz’ neuer Sendung eine ganz entscheidende Rolle spielen. Beisenherz widmet sich den Social-Media-Timelines seiner Gäste und diskutiert mit ihnen Themen, die die gerade bewegen. "Das Besondere ist zum einen die Aktualität. Die Sendung ist ja nahezu live und somit praktisch genauso schnell wie die sozialen Netzwerke daheim. Das klassische Fernsehen tut sich ja häufig schwer damit, das Zeitgeschehen so schnell und pointiert einzuordnen wie das Internet es tut", sagt er gegenüber DWDL.de. Er verortet die Sendung, produziert von Fernsehmacher/MHoch2, "irgendwo zwischen ‘heute-journal’ und ‘Markus Lanz’ - gepaart mit der Schnelligkeit und Dreistigkeit von Twitter". 

Was Beisenherz mit "#timeline" erreichen will? "Wir möchten eine feste Instanz der Einordnung werden. Ich will, dass der Zuschauer weiß, wenn etwas in der Welt passiert, dann freue ich mich schon auf #timeline am Abend - weil ich weiß, dass ich erfahre, was ich von der Geschichte hinter dem Hashtag zu halten habe." Lange überlegt, die Sendung zu moderieren, hat Beisenherz nach eigenen Angaben nicht. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass mir das tagesaktuelle Geschehen, das Verarbeiten politisch-gesellschaftlicher Ereignisse sehr am Herzen liegt. Die sozialen Netzwerke sind jeden Tag voll mit neuen Ereignissen und offenbaren ein tiefes Bedürfnis nach Bewertung und Einordnung."

"Nun habe ich noch mehr Beinfreiheit, aber natürlich erhöht sich gleichzeitig der Druck."
Louis Klamroth

Louis Klamroth© n-tv/Schüring
Ein Neustart ist es auch für Louis Klamroth, der "Klamroths Konter" schon bislang bei ntv präsentiert hat. Die Sendung erhält nun mehr Sendezeit, ein neues Studiosetup und wird künftig direkt von Louis Klamroth und seiner Produktionsfirma K2H verantwortet. Viele Veränderungen also, hinzu kommen inhaltliche Neuerungen. "Zentral bleibt das konfrontative Einzelgespräch, aber wir werden an der einen oder anderen Stelle, wenn es inhaltlich passt, mal einen zweiten Gast dazu holen", sagt Klamroth im Gespräch mit DWDL.de. Ansonsten wolle man vieles ausprobieren. Ziel sei es immer, Politik und gesellschaftlich relevante Themen "nachvollziehbar und spannend zu diskutieren". 

Durch die Tatsache, dass Klamroth seine Sendung künftig selbst produziert, trägt er natürlich auch mehr Verantwortung. "Ich war früher auch schon stark in der Konzeption und Umsetzung der Sendung involviert. Nun habe ich noch mehr Beinfreiheit, aber natürlich erhöht sich gleichzeitig der Druck", so der Moderator. Die Herausforderung sei es, sich das bestmögliche Team zu suchen. Hier sieht er sich auf einem guten Weg. "Eine schönere Herausforderung kann ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen", sagt Klamroth. Das hört sicher auch ntv-Chefredakteurin Sonja Schwetje gerne.