Als "Unter uns" vor 25 Jahren bei RTL an den Start gegangen ist, gab es mit "GZSZ" und "Marienhof" erst zwei andere tägliche Serien im deutschen Fernsehen. Das ganze war damals noch ein großes Experiment mit ungewissem Ausgang. Anders als die ARD hat es RTL im Laufe der Jahre geschafft, seine Serien immer wieder frisch zu halten und ein neues Publikum dafür zu begeistern. Das sorgt für eine seltene Konstanz bei einem TV-Sender, doch zum Jubiläum plagen auch "Unter uns" Quoten-Sorgen. 

So kommt die Soap im laufenden Jahr auf nur noch rund 11,4 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe, etwas mehr als eine Million Zuschauer schalten durchschnittlich Tag für Tag um 17:30 Uhr ein, um die neuen Geschichten aus der Schillerallee zu sehen. Zum Vergleich: 2011 kam die Serie noch auf fast zwei Millionen Zuschauer und mehr 19 Prozent. Auch zwischen 2014 und 2017 lag man noch bei kontinuierlich mehr als 13 Prozent. 

Der Trend zeigt also ganz klar nach unten, dieses Schicksal teilt "Unter uns" aber mit vielen anderen Serien - nicht nur bei RTL. Bei der Soap gibt es neben dem natürlichen Zuschauerschwund auch noch andere Gründe. "Der Sendeplatz ist sehr schwer", sagt RTL-Redakteurin Katharina Katzenberger und als solche verantwortlich für die Soap. Sie schiebt im Gespräch mit DWDL.de sofort hinterher: "Aber ‘Unter uns’ hat eine unglaubliche Stärke in sich selbst." Die Serie sei eine der ganz wichtigen Marken für RTL - genau so wie "Alles was zählt" und "GZSZ". Katzenberger: "Wenn man Zuschauer fragt, womit sie den Sender in Verbindung bringen, werden die täglichen Serien immer sehr weit vorne genannt."

Langzeittrend: Unter uns
Unter uns

Das sieht auch Produzent Guido Reinhardt von UFA Serial Drama so. Er geht im Gespräch mit DWDL.de sogar noch ein Stück weiter und erklärt: "In der Quote zeigt sich die wahre Stärke von ‘Unter uns’." Was er damit meint? Trotz allen Widrigkeiten am RTL-Nachmittag habe die Serie "eine unglaubliche Stabilität bewiesen". Natürlich sei man auch abhängig vom Vorprogramm, aber wenn "Unter uns" starte, würden viele Zuschauer extra dafür einschalten. 

Das ist eine Tatsache, die nicht von der Hand zu weisen ist: "Unter uns" gelingt es oft, die Reichweiten des Vorprogramms sogar mehr als zu verdoppeln. Im letzten Jahr hatte man mit "Freundinnen" einen schwachen Vorlauf, "Herz über Kopf" macht seine Sache jetzt nicht besser. Hinzu kommt, dass sich die Nutzung verstärkt ins Internet zu TVNow verlagert. Beim Streamingdienst der Mediengruppe RTL taucht "Unter uns", wie die anderen Soaps, regelmäßig in den Top 10 auf. In Zukunft werde es daher immer stärker auf eine Mischkalkulation aus klassischer TV-Quote und Online-Nutzung ankommen, sagt Reinhardt. 

"Der Sendeplatz ist sehr schwer."
RTL-Redakteurin Katharina Katzenberger

Ein stabiles Vorprogramm würde sicherlich auch die Soap stützen, doch ein solches Programm ist am RTL-Nachmittag derzeit einfach nicht in Sicht. "Natürlich tut man der Serie keinen Gefallen, wenn sie ständig dieser volatilen Stresssituation aussetzt ist, aber es ist ja auch zwingend notwendig hier weiter zu experimentieren. Das ‘Unter uns’-Team ist das aber mittlerweile gewohnt und kann gut damit umgehen, das macht uns sehr stolz", sagt Reinhardt. Die Bedeutung der Serie, sowohl für die UFA als auch für RTL, sei nicht zu unterschätzen. 

Der Kern der Serie hat sich im vergangenen Vierteljahrhundert kaum verändert. Nach wie vor werden Geschichten erzählt, die rund um das Haus in der Schillerallee 10 spielen. Inzwischen sind weitere Häuser und Straßenzüge hinzugekommen, im Mittelpunkt stehen aber nach wie vor die Themen Freundschaft, Familie und Nachbarschaft. Das sind die Themen, mit denen man die Fans der Serie bei der Stange hält. Während bei "Alles was zählt" der Wettbewerb und der Sport im Vordergrund stehen, sind es bei "GZSZ" oft die ganz großen Geschichten von Geld, Macht und Intrigen. "‘Unter uns’ ist sehr nah dran an den Alltagswelten der Zuschauer, das ist ein großer Vorteil. Die Serie hat einen sehr eigenen und schönen Humor", sagt Katharina Katzenberger. Bei "Unter uns" geht es alles eine Nummer kleiner und bodenständiger zu.

Produktion von sechs statt fünf Folgen pro Woche

Das trifft auch auf die Produktion selbst zu: UFA Serial Drama hat für die nachmittägliche Soap weniger Budget zur Verfügung als bei "AWZ" oder "GZSZ" und muss zudem sechs statt nur fünf Folgen (wie bei den Vorabend-Soaps) pro Woche produzieren. Produzent Reinhardt sagt dazu: "Auch Nachmittagsprogramme müssen sich refinanzieren. Hier haben wir also ganz klar herausforderndere Bedingungen als mit unseren täglichen Serien am Abend." Dennoch habe man ausreichende Mittel, mit denen man gut produzieren könne. Die Rahmenbedingungen seien aber andere und man müsse an einigen Stellen "innovativ arbeiten", um beispielsweise Sets zu bauen, die gleichzeitig gut aussehen und wenig kosten. 

Zum Jubiläum will man nun groß auffahren - und unter anderem die Online-Nutzung befeuern. Dafür hat RTL eine Folge von UFA Serial Drama produzieren lassen, die nur im Premium-Bereich von TVNow zu sehen ist. Wer nur linear schaut, wird zwar nichts wichtiges verpassen, man hofft aber darauf, dass echte Fans der Serie ein Abo abschließen - und dann vielleicht auch dran bleiben. 

Neben eines neuen Logos und eines überarbeiteten Vorspanns samt Titelmusik führt man nun zum 25-Jährigen auch neue Figuren ein und nutzt den Geburtstag auch für eine groß inszenierte Hochzeit zwischen einem schwulen Paar. "Zum Jubiläum schaffen wir die inhaltlichen Rampen und Voraussetzungen, um die Zuschauer neugierig zu machen, damit sie uns in den nächsten Jahre weiter so treu begleiten", sagt Produzent Guido Reinhardt im Gespräch mit DWDL.de. Im besten Fall treibt das auch die Quoten wieder nach oben. Dann würde den nächsten 25 Jahren nichts mehr im Wege stehen.