In den vergangenen Jahren konnte Netflix zum Inbegriff für Streaming heranwachsen - auch mit vielen Inhalten der alteingesessenen Hollywood-Konzerne, die dafür ohne Frage viel Geld kassiert haben. Angesichts der sich rasant in Richtung Streaming verschiebenden TV-Nutzung schwant den Konzernen inzwischen aber , dass man sich damit in eine allzu starke Abhängigkeit von Netflix begeben haben könnte - und versucht nun allerorten mit eigenen Streaming-Angeboten zu punkten und selbst Kundenbeziehungen zum Endnutzer aufzubauen. Im Herbst greift nun neben Apple auch auch Disney mit seinem Angebot Disney+ selbst ganz groß ins Streaming-Geschäft ein, zudem hat man inzwischen auch Hulu fast vollständig übernommen.

Von der einstigen Partnerschaft mit Netflix - man denke etwa an den großen Marvel-Deal vor einigen Jahren - ist inzwischen also nichts mehr zu sehen. Und nun, da man künftig in direkter Konkurrenz steht, verbannt Disney einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge auch Werbung von Netflix von fast allen seinen Sendern, zu denen etwa ABC und Freeform oder FX gehören. Ausgenommen sei dem Bericht zufolge nur der Sportsender ESPN.

Während es auch bislang schon nicht unüblich war, Werbung von anderen TV-Sendern zu verweigern, war Werbung für Streaming-Dienste wie Netflix oder Prime Video bislang erlaubt. Ursprünglich plante Disney, solche Werbung für andere Streaming-Angebote generell zu verbieten, man habe sich aber nun entschieden, die gegenseitigen Geschäftsbeziehungen im Einzelnen genau zu betrachten. Da Netflix aber generell keine Werbung erlaubt, werde man im Gegenzug auch keine Werbung von Netflix mehr akzeptieren, erläuterte ein Disney-Sprecher.

Damit verbannt Disney einen durchaus finanzkräftigen Werbekunden: Netflix hat im vergangenen Jahr dem "WSJ" zufolge immerhin 1,8 Milliarden US-Dollar für Werbung ausgegeben. Das dürfte in den kommenden Jahren kaum weniger werden, denn auch bei Netflix nimmt man die immer stärker werdende Konkurrenz ernst. Netflix-Chef Reed Hastings sagte erst kürzlich: "Während wir im letzten Jahrzehnt schon mit vielen im Wettbewerb standen, finden wir uns ab November nochmal in einer ganz neuen Welt wieder, wenn Apple und Disney starten und Amazon aufrüstet." Netflix ist damit plötzlich aus der bisherigen Jäger-Situation zum Gejagten geworden und muss nun seine Führungsposition verteidigen.