Im Februar machte die Meldung die Runde, dass die Kölner Mediengruppe DuMont überlegt, sich vom kompletten Zeitungsgeschäft zu trennen. Nach einem Tag Schweigsamkeit bestätigte man schließlich, dass es man eine "Portfolioüberprüfung" angestoßen habe, im Rahmen derer man auch den Verkauf einzelner Unternehmensteile prüfe. Nun gibt es zumindest für die Berliner Kollegen endlich Klarheit: Gut zehn Jahre nach der Übernahme trennt sich DuMont wieder vom Berliner Verlag und verkauft ihn an Silke und Holger Friedrich, die diesen in die Familien-Holding einbringen werden.

Silke Friedrich leitet derzeit die Berlin Metropolitan School, die mit über 1.000 Schülern die größte internationale Schule der Stadt ist. Gemeinsam mit Ralf Regitz hat sie zudem das ewerk revitalisiert. Ihr Mann Holger Friedrich hat nach dem Studium ein Software-Unternehmen gegründet, das 2003 von SAP übernommen wurde. Später wechselte er als Partner zu McKinsey und wurde danach Vorstand bei der Software AG. 2009 gründete er den Technology-Think-Tank CORE.

Zum Berliner Verlag gehören die "Berliner Zeitung", der "Berliner Kurier" und das "Berliner Abendblatt", die zugehörigen Digitalangebote, BerlinOnline, die Corporate-Publishing-Tochter mdsCreative und die Berliner Zeitungsdruckerei. Wieviel Geld die Friedrichs an DuMont für die Übernahme überweisen müssen, ist nicht bekannt. Wie es mit den anderen Regionalzeitungs-Titeln - darunter die Wurzeln des Unternehmens im Rheinland u.a. mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express", die "Mitteldeutsche Zeitung" und die "Hamburger Morgenpost" - weiter geht, ist noch nicht bekannt. Bis spätestens Ende des Jahres soll aber auch hier Klarheit herrschen.

Ganz abgeschnitten werden die Verbindungen zum bisherigen Eigentümer nicht: Auch nach dem Verkauf soll der Berliner Verlag weiterhin die Services der DuMont Medien- und Management-Services als Dienstleistung beziehen. Holger Friedrich erklärt zu seinen Plänen: "Wir möchten das Profil des Berliner Verlags stärken und mit einer versachlichten, faktenbasierten Berichterstattung den politischen und gesellschaftlichen Diskurs für Berlin und aus Berlin heraus bereichern. Mit konsequent digital ausgerichteten Angeboten und einer tiefgehenden Aufarbeitung gesellschaftlich relevanter Themen, möchten wir ein breiteres Publikum ansprechen und mit den Lesern stärker in Kontakt treten, als dies bisher der Fall ist."

Silke Friedrich sagt: "Wir verstehen diesen Schritt als zivilgesellschaftliches Engagement in bewegten Zeiten und freuen uns auf diese Aufgabe sowie die Zusammenarbeit mit dem Team." Die Prioritäten für das sich neu formierende Team aus Verlegern und Mitarbeitern lägen in der Auswahl der Themen, der Qualität der Recherchen und der damit notwendigen Unabhängigkeit im Meinungsbildungsprozess sowie in einer auf modernen Technologien basierenden Publikation. "Wenn wir als Team aus Verlegern und Journalisten die Freude am Diskurs als Herausforderung annehmen, wird es uns gelingen, diese Begeisterung auf unsere Leser zu übertragen", umreißt Silke Friedrich die Idee der künftigen Zusammenarbeit zwischen den neuen Eigentümern und dem bestehenden Team.

Christian DuMont Schütte, Aufsichtsratsvorsitzender von DuMont, sagt zum Verkauf: "Das Team in Berlin hat in den vergangenen zehn Jahren innovative Lösungen für den Medienmarkt der Hauptstadt entwickelt und insbesondere die Berliner Zeitung als feste publizistische Größe in der Stadt verankert. Wir freuen uns, den Verlag jetzt in die Hände von Berlinern zu übergeben, die diese Arbeit mit dem Team fortführen und weiter in die Zukunft des Verlages investieren wollen." DuMont-CEO Christoph Bauer ergänzt: "Unsere Portfolio-Überprüfung ist komplex. Unser Ziel ist es, die beste Lösung für unsere Mitarbeiter, unsere Publikationen und die Standorte zu erarbeiten. Dabei prüfen wir sehr genau die Optionen, die jeder einzelne Standort hat. Dass die neuen Eigentümer den Berliner Verlag nachhaltig fortführen und weiterentwickeln wollen, hat uns überzeugt und final den Ausschlag gegeben."

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