Deutscher Radiopreis© Radiopreis
Die ersten Nominierungen für den Deutschen Radiopreis 2019, der am 25. September in der Hamburger Elbphilharmonie verliehen wird, stehen fest. Im Rennen um den Besten Newcomer treten Erik Aland aus der Morningshow von 89.0 RTL, Roger Rekless von Puls sowie Nikolai Prodöhl von der "Inklusiven Sportsendung" von TIDE.radio gegeneinander an. Für die Beste Morgensendung sind "Kuhlage und Hardeland" von N-Joy, "Radio Leverkusen am Morgen" sowie "Der Schöne Morgen" von Radioeins nominiert. Für die Beste Innovation sind 104.6 RTL fürs "Swoppen" (also der Möglichkeit, zu einem anderen Song zu wechseln, wenn einem das aktuelle Lied nicht gefällt), SWR3 für den "Elchbot" (Er gibt im Facebook-Messenger persönliche Stau-Updates und kann auch weitere Fragen bspw. zum aktuellen Song beantworten) sowie der "Müllerbaukasten" von MDR Kultur, ein Internet-Angebot, das den Autor Heiner Müller und sein Werk auf ungewöhnliche Weise zugänglich macht.

Und schließlich wurden auch noch die Nominierungen für die Kategorie "Beste Programmaktion" bekanntgegeben. Nominiert ist hier zum Einen 1Live mit "Die dunkle Seite - Mobbing" an. Das Format beschäftigt sich multimedial mit den Schattenseiten des Lebens. Zu Wort kamen u.a. zahlreiche Stars aus den Bereichen Musik und Unterhaltung, die ihre persönlichen Erfahrungen schilderten. Zweiter Nominierter ist "Cosmo United - Fußball  verbindet" von WDR Cosmo. Ein Fußball-Team aus Flüchtlingen trat darin, gecoacht vom Trainerstab von Fortuna Düsseldorf, gegen ein All-Star-Team inkl. Promis und Hörerinnen und Hörern an, live kommentiert von Holger Dahl. Und schließlich kann auch Radio Gong 96.3 für die Aktion "Taxi von Frauen für Frauen" hoffen. Anlass waren Übergriffe, die vermeintlichen Taxifahrern in München auf Frauen verübten. Da bislang nur 5 Prozent der Taxi-Fahrer Münchens weiblich waren, suchte der Sender nach Frauen, die sich für den Job interessieren und übernahm die Kosten für die Ausbildung. Taxis von Frauen für Frauen können über eine gesonderte Hotline bestellt werden. Unterdessen gab die Radiozentrale zudem einige weitere Stars bekannt, die bei der Verleihung auftreten werden: Neben Herbert Grönemeyer haben nun auch Mark Forster, Lena Meyer-Landrut und Nico Santos zugesagt. Moderieren wird wie immer Barbara Schöneberger, Birgit Hahn (Radio Hamburg) und Sebastian Winkler (Bayern 3) kommentieren für die Hörer am Radio.

Antenne Bayern© Antenne Bayern
Antenne Bayern hat einen umfangreichen Relaunch hinter sich - von der Musikauswahl über die Moderatoren bis zum Programmschema. In Sachen Musik hat sich der Sender breiter aufgestellt und will nun eine "generationsübergreifende Mischung" bieten. "Unsere Hauptzielgruppe, moderne Erwachsene und Familien, erwarten nicht nur Hits von Heute, sondern auch die beste Musik der letzten vier Jahrzehnte", sagt der erst seit 1. Juli amtierende Geschäftsführer Felix Kovac, in der Marketingsprache besteht der neue Mix nun aus aktuellen Hits und "dem Sound eures Lebens". Auch das Jingle-Paket wurde erneuert, zudem gibt's eine neue, männliche Station-Voice. Keine Änderung gibt's bei "Guten Morgen Bayern", das weiterhin von Wolfgang Leikermoser und Indra präsentiert wird, um 9 Uhr übernehmen mit Djamil Deininger und Lisa Augenthaler aber zwei neue Moderatoren den Vormittag. Generell will man in der Sendung "Antenne Bayern bei der Arbeit" wieder Wort-Inhalte etwas stärker in den Vordergrund schieben. Kovac: "Die Zeit der langen Musikstrecken geht vorbei. Folgerichtig werden wir künftig wieder verstärkt auf relevante Inhalte und starke Radio-Persönlichkeiten setzen."

Dazu passt auch, dass danach mit "12:30 - Frag' den Freistaat" ein interaktives Call-In-Format ansteht. Unter der Moderation von Kathie Kleff soll eine Live-Diskussion zwischen Hörern, Experten und Moderatorin entstehen, dazu gibt's ein Echtzeit-Voting. Zwischen 14 und 18 Uhr übernehmen dann montags bis donnerstags wieder Stefan Meixner und Marion Schieder das Ruder. Um 18 Uhr steht als neue Sendung der "Hit-Countdown" mit Evi Ott auf dem Sendeplan, die freitags statt der "Stefan Meixner Show" auch ab 14 Uhr mit "Ab ins Wochenende!" zu hören ist. Am Wochenende feiert das "Sonntagsfrühstück" zwischen 9 und 12 Uhr ein Comeback mit Florian Weiß, der bekannte und unbekannte Gäste begrüßen soll. Und am Samstagabend werden "Die jungen Wilden" von Antenne Bayern und Rock Antenne zwischen 20 und 24 Uhr gemeinsam moderieren. "Jung, frech, anarchisch – sie sprengen unser eigentliches Format und spielen ausschließlich aktuelle Hits, die ruhig einmal aus der Reihe tanzen dürfen", sagt Felix Kovac.

Ostseewelle Hit-Radio© Ostseewelle Hit-Radio
Noch einige Personalien: Jürgen Karney, der schon seit langem bei der Ostseewelle Hit-Radio Mecklenburg-Vorpommern als Moderationscoach an Bord ist, wird künftig auch on air zu hören sein: Ab kommendem Samstag moderiert er zwischen 6 und 13 Uhr den "Guten Start ins Wochenende". Mehr zu tun bekommt Radiopreisträger Philipp Schmid bei NDR Kultur: Er moderiert künftig jede Woche die Morgensendung "Klassisch in den Tag" zwischen 6 und 8:30 Uhr. Die Sendung erhielt auch neue Elemente - so präsentiert er in "Philipps Playlist" jede Woche fünf Musikstücke, die zu einer Aktivität oder einem Thema passen und stellt Musikerinnen und Musiker vor, die in der jeweiligen Woche eine besondere Rolle spielen. Nicht hinterm Mikro, sondern auf dem Geschäftsführerstuhl gab's einen Wechsel beim Berliner Rundfunk 91.4: Daniel Torka gibt den Posten ab und wechselt zum 1. Oktober in die Geschäftsführung der rt1.media group nach Augsburg. Seine Aufgaben in Berlin übernimmt Sebastian Cochois zusätzlich zu seiner Funktion als Geschäftsführer des Medienzentrums Berlin.

The Infinite Dial© Edison Research
U.a. in den USA gibt's die Mediennutzungsstudie "The Infinite Dial" schon seit langem, nun wurde sie im Auftrag von RTL Radio Deutschland auch hierzulande durchgeführt. Einige der Ergebnisse: Bislang geben 8 Prozent der Über-16-Jährigen an, einen Smart Speaker zu besitzen (zum Vergleich: In den USA sind es 23 Prozent), in der Altersgruppe der 16- bis 34-Jährigen sind es schon 13 Prozent. Jeder fünfte nutzt aber schon einen sprachbasierten Personal-Assistant, hauptsächlich übers Smartphone. 20 Prozent haben kein klassisches Radiogerät mehr im Haushalt, bei den 16- bis 34-Jährigen sind es schon 38 Prozent. Im Auto bleibt die Radio-Nutzung hoch, 70 Prozent geben hier an, dort Radio zu hören. Ein Drittel der Bevölkerung hat schon einmal einen Podcast gehört, 17 Prozent mindestens einmal im letzten Monat. Diejenigen, die angegeben haben, in der letzten Woche Podcasts gehört zu haben, hörten im Schnitt in fünf unterschiedliche rein. Die meisten (55 Prozent) nutzen dafür das Smartphone, 20 Prozent den Computer. Und über 60 Prozent hören die Podcasts zu Hause, 10 Prozent im Auto, 8 Prozent in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Podcast der Woche: "Alles gesagt?"

ZEIT Alles gesagt?

Zugegeben: Die dieswöchige Podcastempfehlung ist nicht gerade leichte Kost. Während sich die meisten Podcaster auf eine unausgesprochene Maximallänge von ca. 90 Minuten pro Folge festgelegt haben, kann beim unendlichen Interviewpodcast "Alles gesagt?" gerne mal die Fünf-Stunden-Marke gesprengt werden. Geschafft wurde dies beispielsweise mit dem sonst so interviewscheuen Herbert Grönemeyer, der den beiden ZEIT-Chefredakteuren Christoph Amand und Jochen Wegner endlos Frage und Antwort steht. Für Grönemeyer ist erst nach fünf Stunden und zwölf Minuten alles gesagt – denn der Interviewte hat es selbst in der Hand, das Gespräch zum Wunschzeitpunkt beenden zu können. Möglich ist dies durch ein selbstgewähltes Zauberwort: Wird eben jenes ausgesprochen, ist sofort Schluss mit der Aufnahme. Wer seinen Begriff jedoch vergisst und ihn aus Versehen mitten im fließenden Gespräch nutzt, sorgt plötzlich für eine unverhoffte Komik-Einlage. So war es zumindest bei der "Tagesthemen"-Legende Ulrich Wickert der Fall, der sein Schlusswort "Giovanni" bereits nach zwölf Minuten fallen ließ, als er erzählte, dass er in den Anfängen seine Karriere beim BR einen jungen Filmemacher namens Giovanni kennengelernt habe. Konsequenterweise war das Gespräch dann wirklich beendet, obgleich all der spannenden Restfragen, die sich wohl noch auf den Zetteln der Chefredakteure tummelten. Wickert-Fans konnten wenige Monate später dennoch aufatmen: Das Gespräch wurde in einer weiteren Podcast-Episode vor Live-Publikum fortgeführt.

Der Konzeptidee zum Dank passiert es jedoch nicht all zu oft, dass die Unterhaltung aus Versehen abgebrochen wird, weshalb "Alles gesagt?" einer der intensivsten, wenn nicht sogar der intensivste Interviewpodcast überhaupt ist. So werden nicht nur die professionellen Fragen der Journalisten beantwortet, sondern obendrein auch die, die sie in erster Linie vergessen haben. Durch die entspannte Gesprächsdynamik und den Interviewten, der zu jedem Zeitpunkt aussteigen kann, entsteht ein Austausch auf Augenhöhe und abseits von gekünstelten PR-Terminen. Der Interviewte kann all das aussprechen, was ihm auf dem Herzen liegt und die Fragen aufwerfen, die er schon immer mal öffentlich beantworten wollte. Erklärbar ist dieses Phänomen mit den in Mode gekommenen "Zahl, was du willst"-Restaurants, wo der Gast selbst entscheiden kann, wie viel ihm sein Gericht wert war. Üblicherweise gibt er mehr, als normalerweise verlangt gewesen wäre. Gleiches Spiel bei "Alles gesagt?", wo sich die meisten Gäste selbst nach einer Drei-Stunden-Aufnahme darüber wundern, dass die Zeit wie im Fluge vergangen ist.

Den "Alles gesagt?"-Podcast findet ihr bei Spotify, iTunes und auf Zeit.de.