Das Edinburgh TV Festival hat begonnen – und es setzt auch in diesem Jahr wieder auf seine ganz eigene Mischung. Gleich am Vormittag ließen sich mehrere Fernsehmacher darauf ein, eine Ausgabe der in Großbritannien populären Quizshow "Blockbusters" nachzuspielen, die Ende der 80er Jahre auch schon einmal vom Bayerischen Rundfunk adaptiert worden ist. Ernst wurde es allerdings auch – etwa, als sich Patrick Holland, Chef des öffentlich-rechtlichen Senders BBC Two, um die Zukunft des Mediums Fernsehen sorgte. 

"Das Fernsehen hat ein Problem mit den jüngeren Zuschauern", attestierte Holland und erklärte, die Sender müssten daran arbeiten, ein neues Publikum anzuziehen. Dafür sei es notwendig, die Inhalte anzupassen, schließlich gehe es auch um die generelle Legitimation. "Alle BBC-Kanäle und -Angebote müssen begründen, warum es sie gibt", pflichtete ihm BBC-Four-Chef Cassian Harrisson bei. Zudem müsse sich der bevormundende Ton ändern und der Sender vom belehrenden Vortragsmodus wegkommen.

Es sind erstaunlich selbstkritische Worte, die die Führungsmannschaft der BBC in Edinburgh fand. Den Blick abseits der BBC richtete am Nachmittag das traditionelle Panel zur "State of the TV nation", das in diesem Jahr mit einem globalen Fokus versehen war und der Frage nachging, wie sich der Fernsehmarkt wandelt, wenn zunehmend Telkos und Unternehmen aus dem Silicon Valley mitmischen. "Das Spiel hat sich verändert", sagte Channel-4-CEO Alex Mahon.

Für die Konsumenten bedeute der zunehmende Wettbewerb zunächst vor allem mehr Auswahl – so habe sich die Zahl der jährlich produzierten Serien innerhalb weniger Jahre nahezu verdoppelt, rechnete Mahon vor. Für Broadcaster sei es aber härter geworden, die Aufmerksamkeit des Publikums zu erreichen. Doch die Channel-4-Chefin betonte auch die Chancen – so sei etwa die Serie "The End of the F***ing World" nicht nur ein Erfolg für den eigenen Sender gewesen, sondern auch für Netflix, wo die Produktion im Rest der Welt zu sehen war.

Produzenten müssten daher verstärkt den Blick in Richtung Koproduktionen lenken, sagte Mahon hinsichtlich des sich globalisierenden Marktes. Ein Vorteil für große Produktionshäuser? "Size matters", sagte Sandra Stern, President der Lionsgate Group, in diesem Zusammenhang. Allerdings hätten auch kleine Firmen gute Möglichkeiten, am Markt bestehen zu können. "Man muss nicht groß sein, sondern clever", so Sterns Devise. Daneben brauche man den richtigen Partner – und ein kleines bisschen Glück. 

Produktionskosten geraten "außer Kontrolle"

Auch all3media-CEO Jane Turton nutzte die Gelegenheit, um die vielfältigen Möglichkeiten für Produzenten zu würdigen. "Netflix investiert in Programme, das ist positiv", sagte sie, stellte zugleich aber auch die Bedeutung des klassischen Fernsehens heraus. Kritik äußerte Jeff Wachtel, President bei NBCUniversal, an den gigantischen Summen, die inzwischen immer häufiger für vereinzelte Produktionen ausgegeben werden. Diese gerieten "außer Kontrolle", sagte er mit Blick auf "Game of Thrones" oder "The Crown", aber auch auf den geplanten Angriff des Technik-Giganten Apple. 

Dabei zeigten Serien wie "Fleabag", dass es auch anders geht. Wachtel machte sich derweil dafür stark, eigene Ideen zu entwickeln und weniger darauf zu hören, was die Zuschauer ohnehin schon kennen. "Wir müssen nicht denken: one size fits all", so der NBCUniversal-Chef. An einer Mittelrolle übte sich Ben McOwen Wilson. Der Regional Director von YouTube erklärte, YouTube sei beides – jedermanns Freund und Störer. Doch die Google-Tochter sucht gerade selbst nach der passenden Strategie, wie die jüngste Ankündigung zeigt, einige Originals frei verfügbar machen zu wollen. 

Luke Hyams, europäischer Content-Manager von YouTube, sprach dann auch in Edinburgh davon, dass sich das Unternehmen derzeit in einem "kleinen Umbruch" befinde. In diesem Zusammenhang bestätigte er, dass YouTube derzeit nicht nach fiktionalen Projekten sucht. Angesichts der riesigen Konkurrenz in diesem Bereich ist das vielleicht nicht die schlechteste Idee.