Quelle der Daten für diesen Artikel: AGF Videoforschung

Der April brachte für zwei Sorgenkinder der letzten Monate etwas Entspannung. Groß dürfte vor allem die Freude bei RTL II sein: Nachdem dem ziemlich ernüchternden ersten Quartal gelang im April erstmals wieder der Sprung über die 5-Prozent-Marke - und zwar deutlich: Um einen halben Prozentpunkt ging es auf nun 5,4 Prozent Marktanteil nach oben, das war auch mehr als im April des vergangenen Jahres.

Verlassen konnte sich RTL II dabei vor allem auf seine Sozialreportagen: "Hartz und herzlich" und "Armes Deutschland" sorgten nun wieder den ganzen Monat über für sehr gute Quoten am Abend, auch die Neustarts "Dickes Deutschland" und "Mensch Polizist" machten ihre Sache gut. Dazu kommt noch, dass auch "Köln 50667" und "Berlin - Tag & Nacht" am Vorabend nach der Quotendelle wieder etwas zulegen konnten, was angesichts der großen Fläche, die die Formate bespielen, für RTL II stets ein wichtiger Faktor ist. RTL II legte übrigens nicht nur beim jungen Publikum zu, auch beim Gesamtpublikum ging's um 0,4 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent nach oben.

Ein wenig aufatmen kann man unterdessen mit Blick auf den Monatsmarktanteil auch bei Sat.1. Zum ersten Mal in diesem Jahr stand nun zumindest wieder eine 8 vor dem Komma. Um 0,3 Prozentpunkte ging es auf nun 8,2 Prozent Marktanteil nach oben - was aber immer noch 0,4 Prozentpunkte weniger waren als im Vorjahr. Haupthinderungsgrund für ein besseres Abschneiden bleibt weiterhin die desolate Lage am Vorabend, bei der auch keine Besserung in Sicht scheint: "Endlich Feierabend" und "Genial daneben" finden dort einfach nicht in die Erfolgsspur. Größter Quotenbringer war übrigens "The Biggest Loser", das zwarunter den Vorjahreszahlen blieb, aber zum Finale auch in der Primetime erheblich besser funktionierte als in den Wochen zuvor "The Voice Kids". Zudem fuhr Sat.1 auch samstags mit den "Harry Potter"-Filmen stets gut, US-Serien wie "Navy CIS" zeigen zumindest eine Aufwärtstendenz.

kabel eins mit dem stärksten Monat seit fast vier Jahren, Vox fehlen Highlights

Zu den großen Gewinnern des Monats April gehört überdies kabel eins. Der Sender konnte seinen Monatsmarktanteil um 0,3 Prozentpunkte auf nun 5,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen steigern. Für kabel eins war es der beste Monatswert sei Juni 2015. Und während Sat.1 vom Vorabend nach unten gezogen wird, ist diese Zeitschiene für kabel eins einer der Treiber. "Abenteuer Leben täglich" etwa hat den besten Monat seit 2011 hinter sich, "Mein Lokal, Dein Lokal" hat sogar den besten Monatsschnitt überhaupt erreicht und selbst das schon totgesagte "Achtung Kontrolle" holt inzwischen wieder ordentliche Quoten.

Dass kabel eins im April in der Primetime deutlich weniger Erstausstrahlungen gezeigt hat als in den letzten Monaten, hat dem Sender also offensichtlich nicht geschadet. Am erfolgreichsten war man sowieso mit gut abgehangener Filmware  - von "Bud Spencer" über "Police Academy" bis "Richie Rich". Damit war der Aufschwung also auch noch einer der besonders günstigen Art.

Vox hingegen fehlten im abgelaufenen Monat die rechten Highlights in der Primetime. Ohne "Kitchen Impossible" war am Sonntag zuletzt nichts auszurichten, hier ruhen nun die Hoffnungen auf Steffen Hensslers Comeback am Herd. Mit "Magnum P.I." versagte unterdessen auch die nächste Serie am Mittwochabend. Die erfolgreichsten Vox-Formate liefen denn - von den starken Bond-Filmen mal abgesehen - auch schon am Vorabend, wo man am Wochenende mit "Hundeprofi" und "Ab ins Beet" sehr gut fuhr. Das reicht aber dann halt nicht für mehr als die nun erreichten 7,0 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen, ein Minus von 0,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat.

ProSieben wieder einstellig, RTL trotz Rückgang stärker als im Vorjahr

ProSieben musste sich nach zwei Monaten mit zweistelligen Marktanteilen im April wieder von der 10 vor dem Komma verabschieden. Der Marktanteil ging im Vergleich zum Vormonat dann doch sehr deutlich um 0,7 Prozentpunkte auf 9,6 Prozent zurück. Damit lag ProSieben auf dem gleichen April-Wert wie im Vorjahr. Eine herbe Enttäuschung war dabei etwa die neue Samstagabend-Show "Super Hero Germany", die beim Publikum gar nicht ankam, ebenso wie die zweite Staffel von "Get the f*ck out of my house", das dienstags nicht funktionierte. Ohne neue "Big Bang"-Folgen ist dann zudem auch der Montag nicht mehr so erfolgreich wie sonst - an diese Situation muss man sich beim Sender aber gewöhnen, schließlich steht in den USA in Kürze das Serienfinale an.

RTL büßte im Vergleich zum März sogar 0,9 Prozentpunkte ein, lag mit 11,5 Prozent aber noch immer einen halben Prozentpunkt über dem Vorjahreswert. Erklären lässt sich beides zum Teil mit dem Fußball-Effekt: Im März hatten noch Länderspiele den RTL-Marktanteil nach oben gezogen, die es im April nun nicht gab. Dass es besser lief als im Vorjahr, lag zum Teil aber auch am Fußball, schließlich bescherte die Europa League mit Eintracht Frankfurt RTL trotzdem zwei erfolgreiche Fußball-Abende, auch wenn sie natürlich nicht an die Länderspiel-Quoten heranreichten. Dass die März-Werte nicht mehr erreicht wurden, lag zudem auch daran, dass "DSDS" in die schwächere Live-Phase eintrat, zudem entwickelten sich auch am Nachmittag die Quoten zuletzt eher wieder in die falsche Richtung.

Das ZDF mit schwächstem Monat seit Herbst 2017 - und trotzdem weit vorn

Beim Gesamtpublikum kam RTL als stärkster Privatsender noch auf 8,4 Prozent Marktanteil - die Öffentlich-Rechtlichen bleiben damit also weiterhin deutlich vorn. Spitzenreiter blieb auch im April das ZDF, das allerdings nach einem Rückgang um einen halben Prozentpunkt auf nun 12,8 Prozent Marktanteil den schwächsten Monatswert seit Oktober 2017 hinnehmen musste. Trotzdem gelang das Kunststück, den Vorsprung auf Das Erste auszubauen, weil es dort sogar um 0,6 Prozentpunkte auf 11,2 Prozent Marktanteil nach unten ging.

Mehr denn je zeigt sich allerdings, dass es dem Ersten erheblich besser gelingt, auch jüngere Zuschauer mit dem linearen Programm anzusprechen als dem ZDF. Das ZDF kam im April bei den 14- bis 49-Jährigen nur auf einen ziemlich traurigen Monatsmarktanteil von 5,2 Prozent - das waren nochmal 0,4 Prozentpunkte weniger als im Vormonat und sogar satte 1,1 Prozent weniger als im Vorjahr, als man allerdings beispielsweise noch die Champions League im Programm hatte, die inzwischen bekanntlich ins Pay-TV abgewandert ist. Das Erste hingegen legte bei den 14- bis 49-Jährigen sogar zu auf nun 6,7 Prozent Marktanteil. Das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als im März und sogar 0,5 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Hilfreich war auch hier der Fußball: Das Erste hatte gleich vier DFB-Pokal-Abende im Programm, mit denen es besonders leicht ist, auch jüngere Zuschauer anzusprechen - und am vergangenen Wochenende dann dank der Kooperaiton mit Sky auch noch das Revierderby, was nachmittags für über 30 Prozent Marktanteil bei Jung und Alt sorgte.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Apr 18
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Apr 18
Das Erste
11,2 -0,6
+0,3
6,7
+0,3
+0,5
ZDF
12,8
-0,5
-0,6
5,2
-0,4
-1,1
RTL
8,4
-0,2
-0,2 11,5
-0,9
+0,5
Sat.1
6,2
+0,3
-0,2
8,2
+0,3
-0,4
ProSieben
4,3
-0,1
-0,3 9,6
-0,7
+/-0
Vox
4,9
+/-0
-0,1
7,0
-0,4
-0,2
RTL II
3,2
+0,4
+0,2 5,4
+0,5
+0,2
kabel eins
3,8
+/-0
+0,3
5,6
+0,3
+0,5

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche

Die meistgesehenen Sendungen des Monats 

  Gesamtpublikum Zielgruppe 14-49
Das Erste Tatort: Das Nest
DFB-Pokal: Werder Bremen - Bayern München
ZDF Nord Nord Mord
Aktenzeichen XY... ungelöst
RTL Europa League: Frankfurt - Benfica
Europa League: Frankfurt - Benfica
Sat.1 Julia Leischik sucht: Bitte melde dich
The Biggest Loser
ProSieben Doctor Strange
Doctor Strange
Vox James Bond 007: Casino Royale
James Bond 007: Casino Royale
RTL II Hartz und herzlich - Rückkehr in die Benz-Baracken
Hartz und herzlich - Rückkehr in die Benz-Baracken
kabel eins Atemlos - Gefährliche Wahrheit
Richie Rich

Wie sich die kleineren Sender geschlagen im März geschlagen haben, lesen Sie am Donnerstag in Teil 2 unserer Monatsmarktanteils-Analyse

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.5; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;