Kein Studio in Israel war groß genug: Auf stolzen 6.000 Quadratmetern baute Keshet sein Set für „2025“ daher in eine leerstehende Fabrikhalle. Weitere 2.400 Quadratmeter für Regie, Technik und Redaktion gleich nebendran. Vier Monate dauerte das, weil keine Pappfassaden gebaut wurden. Hier ist Marmor wirklich Marmor und Stein wirklich Stein. Willkommen beim vielleicht aufwändigsten TV-Format, das bei dieser MIPTV in Cannes gehandelt wird. „2025“ ist eine Realityshow im Stil von „Big Brother“ mit 12 Kandidatinnen und Kandidaten in einer geschlossenen Welt. 

Doch die ist größer als ein Haus oder Container. In „2025“ leben die Kandidaten in einer künstlich geschaffenen Stadt - mit Café, Restaurant, Hotel und Wohnungen. Das Leben der Kandidatinnen und Kandidaten einzufangen, die sich frei in der geschaffenen Stadt bewegen können, ist eine Mammutaufgabe. 120 Kameras sind installiert, zehn freie sind zusätzlich im Einsatz. 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten innerhalb eines Tages im Schichtdienst am Set. Auch ein Psychologe ist stets vor Ort.

Eine ganze Stadt als TV-Set? „Big Brother - das Dorf“ lässt grüßen. Und manch einer könnte unken: Beide Ideen werden am Ende das gleiche Schicksal teilen. In Israel sind die Einschaltquoten der kommende Woche endenden Staffel nach einem ordentlichem Start gefallen, erfüllten nicht die zuvor enormen Erwartungen. Beklagt wurde die Komplexität des Formats, die „2025“ eigentlich jedoch so spannend machen: Alle Kandidatinnen und Kandidaten in der 24/7 gefilmten „Stadt“ haben ein Budget, das sie klug einteilen sollten.

Schlafen sie in der Hotelsuite oder doch auf der Straße? Selber kochen, einen Snack im Café besorgen oder essen gehen im Restaurant - in dem tatsächlich Star-Köche aus Israel kochen. Jede Entscheidung hat Einfluss auf ihr Budget. In der Mitte der kreierten Stadt zeigt eine Anzeigetafel stets in Echtzeit die Budgets der Bewohnerinnen und Bewohner, was die Technik des Sets so aufwändig machte, weil jede „Zahlung“ der Kandidaten irgendwo in der künstlichen Stadt von „2025“ sofort den Spielstand verändert. Wer am schlechtesten wirtschaftet, fliegt raus. 

Anders als viele Realityformate, in denen allein gegeneinander gekämpft wird, kann durch soziales Engagement für andere Kandidatinnen und Kandidaten Budget verdient werden. Soziales Verhalten wird belohnt. Darin sieht Revital Basel, Managing Director of Networks bei Keshet International, einen attraktiven Twist des Formats, wie bei der MIP in Cannes erklärt. Und innovativ ist „2025“ auch beim Grad der Transparenz: Die Echtzeit-Punktestände und 24/7-Livestream geben jederzeit den vollen Überblick.

Die Transparenz des Formats geht sogar noch weiter: Die Kandidatinnen und Kandidaten der Show können sich sogar die TV-Show vom Vortag anschauen - und so sehen, wie sie selbst dem TV-Publikum präsentiert werden. Das kostet natürlich - und geht vom knappen Budget ab. Noch teurer ist der Zugriff auf den Livestream: Damit können Bewohnerinnen und Bewohner aber dann in Echtzeit sehen, was die Anderen gerade treiben.

„2025“ ist eines der spektakulärsten Big Budget-Formate dieser Messe und bringt interessante Twists in ein bekanntes und erprobtes Genre. Dass die Einschaltquoten in Israel jedoch unter den Erwartungen liegen, bremst die Euphorie ein wenig. „Wir sprechen aber bereits mit interessierten Partnern“, erklärt Revital Basel auf der Fernsehmesse. Kostensparend ist die Möglichkeit, das enorme Set in Israel auch für Adaptionen nutzen zu können. Das Set bietet zudem vielfältige Gelegenheiten für die Integration von Marken, wie sie auch ein echtes Stadtbild prägen würden.