Es gab mal eine Zeit, da war das Factual-Programm von RTL sehr von einzelnen Köpfen geprägt. Da gab es Peter Zwegat, Katharina Saalfrank oder auch Christian Rach. Diese Zeit ist mittlerweile vorbei. Keiner der genannten spielt noch eine Rolle beim Kölner Sender. Jenke von Wilmsdorff wäre so ein prägender Kopf, machte sich zuletzt aber auch eher rar. Nun bringt RTL mit Tamer Bakiner ein vergleichsweise frisches Gesicht auf Sendung, der, wenn möglich, an die früheren Erfolge von Zwegat & Co. anknüpfen soll. Sein Themenfeld ist aber ein völlig anderes als Kindererziehung, Schulden oder Kochen. Bakiner ist Privatdetektiv und will die Zuschauer bei RTL künftig über kriminelle Milieus informieren.

Zum Start geht es in seiner Sendung "Tamer Bakiner - Der Wahrheitsjäger" um Heiratsschwindler, Bakiner fährt unter anderem nach Kenia und Istanbul, wo er sich Zugänge in das Zentrum dieses organisierten Verbrechens verschafft. Eine zweite Reportage ist bereits in Planung. Doch wieso sucht ein Mann wie Bakiner so offensiv den Weg ins Fernsehen? "Das Fernsehen ist mit seiner Vielfalt bei vielen Menschen nach wie vor die meistgenutzte Informationsquelle", sagt er im Gespräch mit DWDL.de. "Wer auf einmal viele Menschen zu einem bestimmten Thema ansprechen möchte, kommt am Bewegbild-Format nicht vorbei." Aufgrund der Medienaufsicht sei die Qualität der Berichterstattung beim Fernsehen zudem höher einzustufen als etwa bei Youtube.

Mit seinen Tipps und Ratschlägen wolle er Menschen für Gefahren und Manipulationsversuchen sensibilisieren, sagt Bakiner. "Denn nicht jeder kann sich am Ende einen Detektiv und Rechtsanwalt leisten." Außerdem wolle er einen "realistischen Einblick" in die Ermittlungsarbeit liefern. Dass der Detektiv da den Weg zu RTL wählt, ist durchaus überraschend. Dort ging es, vor allem am Nachmittag, lange um gescriptete Fälle, die im Verlauf der Jahre immer absurder wurden. "Die Trovatos" lassen grüßen. Das weiß auch Bakiner und sagt: "Leider liefen in der Vergangenheit im TV überwiegend gescriptete ‘Reality-Dokus’, die nichts mit der Realität zu tun haben." Jetzt will er seinen Teil dazu beitragen, dass sich das ändert. 

Kein Unbekannter im Fernsehen

Durch seine RTL-Sendung wird Bakiner jetzt wohl einem sehr großen Publikum bekannt, es ist allerdings nicht das erste Mal, dass er vor Kameras steht. Bei RTL hatte er in "Punkt 12" schon einmal eine Wochenreihe, Vox begleitete den Detektiv in einer Samstags-Doku und auch mit dem Team von "Frontal 21" hat er schon Recherchen angestellt. Bakiner hat außerdem ein Buch ("Der Wahrheitsjäger") über seine Arbeit geschrieben. Doch wie kompliziert macht es die tägliche Detektiv-Arbeit, wenn man schon ein recht bekanntes TV-Gesicht ist? Bakiner sagt: Das ist kein großes Problem. "Erstens bin ich sehr wandlungsfähig und bei Auslandseinsätzen spielt das sowieso nahezu keine Rolle. Außerdem gibt es sehr tolle Maskenbildner." Man kann nur hoffen, dass RTL dem Detektiv einen anderen Maskenbilder an die Seite stellt als etwa Detlef Soost bei dessem missglückten "Promi Undercover Boss"-Einsatz (DWDL.de berichtete).

"Ich habe in Gefahrensituationen gegenüber meinen Begleitern eine zusätzliche Verantwortung."
Tamer Bakiner

Davon ist allerdings auszugehen, schließlich ist die ausführende Produktionsfirma Dreh-WG Film & Fernsehproduktions GmbH weit entfernt von "Undercover Boss". Bakiner räumt gegenüber DWDL.de aber auch ein, dass die ständige Kamera im Rücken die Arbeit natürlich nicht leichter mache. Zum einen würden sich organisatorische Abläufe ändern, spontane Einsätze seien so kaum möglich. "Und zum anderen habe ich in Gefahrensituationen gegenüber meinen Begleitern eine zusätzliche Verantwortung. Außerdem muss ich den Fernsehleuten für die unterschiedlichen Szenarien einen kurzen Crash-Kurs zur richtigen Verhaltensweise geben", sagt der Detektiv. Die richtige Vorbereitung sei bei jedem Einsatz entscheidend. Das gilt auch für die TV-Begleiter.

RTL wird nun erst einmal die zwei angekündigten Ausgaben der Detektiv-Doku zeigen. Wie es danach weitergeht, wird sich zeigen. Bakiner hätte jedenfalls Interesse an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit. Sein Ziel sei es schließlich "Menschen in Notsituationen zu helfen". Welche Themen er neben den Heiratsschwindlern künftig im Fernsehen aufgreifen könnte, will Bakiner nicht sagen. Das richte sich nach der "aktuellen Gefahrenlage" und der Größe der Bevölkerungsgruppe, die davon betroffen sei. Es ist aber kaum vorstellbar, dass dem Detektiv so schnell die Ideen ausgehen würden. Ganz so fernab der Realität wie bei den "Trovatos" sollte es eben nicht werden.

RTL zeigt die erste Ausgabe von "Tamer Bakiner - Der Wahrheitsjäger" am Montag, den 25. März, um 20:15 Uhr.