Ein BR ohne "Dahoam is Dahoam", von Fans liebevoll "DiD" genannt, ist eigentlich nicht vorstellbar. Nach wie vor ist die Sendeanstalt das einzige Dritte Programm, das sich eine tägliche Serie leistet. Inzwischen ist diese schon seit fast zwölf Jahren auf Sendung - und nun soll die Serie auch noch dabei helfen, junge Zuschauer zum alten BR zu locken. Passieren soll das über die Satire "Akte Lansing", die in der "DiD"-Welt spielt und den Dauerbrenner aufs Korn nimmt (DWDL.de berichtete).

August Pflugfelder© BR/Markus Konvalin
Sechs Folgen hat Constantin Television für den BR produziert. Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, eines der erfolgreichsten Formate im Sender zu persiflieren und wie viele Widerstände musste man dabei durchbrechen? Bei einem Writers Room habe man zunächst einmal Ideen gesammelt, sagt August Pflugfelder (Foto), Redakteur der zuständigen Marke Puls im Gespräch mit DWDL.de. "Dabei wurde aber recht schnell klar, dass aus Mangel an großen Budgets vieles, was da auf den Tisch kam, von vornherein ausschied. Es brauchte eine Idee, die inhaltlich knallt und die wir auch stemmen können." Und "Akte Lansing" erschien den Verantwortlichen aus gleich mehreren Gründen als ideal, nicht zuletzt wohl auch wegen der Synergien, die man erzielen konnte, weil das Set ja bereits vorhanden war.

Überzeugungsarbeit beim Sender musste man eigentlich keine leisten, sagt Pflugfelder. "Vom ersten Moment an waren die Kollegen von ‘Dahoam is Dahoam’ sehr angetan von der Idee, denn wenn man so möchte adelt eine Satire ja immer auch den Gegenstand, mit dem sie sich auseinandersetzt." Knifflig sei es dann eher im Detail geworden. "Die große Herausforderung bestand darin, die Serie so pointiert zu konzipieren, dass wir damit überhaupt in einer jüngeren Zielgruppe wahrgenommen werden, ohne jedoch auf der anderen Seite die Stammzuschauer von ‘Dahoam is Dahoam’ zu verschrecken." Man habe mehrere Ansätze geprüft und schließlich wieder verworfen. Mit Drehbuchautor Georg Büttel sei dann schließlich der Durchbruch geglückt.

Und plötzlich arbeitet der Autor für das Original

Büttel spielt bei dem Projekt eine besondere Rolle und hatte auch schon zuvor eine Verbindung zum BR. Der Kabarettist, Schauspieler, Dramaturg, Autor und Regisseur hat bereits für die BR-Sendung "quer" und diverse Kabarett-Formate gearbeitet. Bei "Akte Lansing" ist er nun Drehbuchautor und, gemeinsam mit Jochen Müller, Regisseur. Büttels Arbeit hat den Verantwortlichen beim Sender offenkundig gut gefallen. Sogar gleich so gut, dass sie ihn zum Original holten. Seit September des vergangenen Jahres ist Büttel Head of Script bei "Dahoam is Dahoam". Pro Woche liest er inzwischen 15 Drehbücher der Soap und hilft dabei, diese zu verfeinern.

Georg Büttel© BR/Jo Bischoff
"Dass meine Wenigkeit zum Head of Script im Original-Format berufen wurde, zeigt, dass die Verantwortlichen tatsächlich ein feines Gespür für Ironie haben", sagt Büttel (Foto) gegenüber DWDL.de. Dass er sowohl für das Original als auch für die Satire arbeitet, war demnach kein Problem. "Gerade die Insider-Kenntnisse können Scherz und Satire erst den wahrhaftigen Kern geben." Büttel ist optimistisch, mit "Akte Lansing" auch ein Publikum fernab des "Dahoam is Dahoam"-Kosmos zu erreichen. "Genau diese Begegnung – dass ein Mensch, der ‘Dahoam is Dahoam’ noch nie gesehen hat und dem das Format zunächst gleichgültig ist, in den Mikrokosmos der virtuellen weiß-blauen Heimat eintaucht – ist ja das Thema von ‘Akte Lansing’."

In "Akte Lansing" geht es um Dr. Dr. Georg Spiess, gespielt von Stefan Murr, der vom Fernsehchef (Christoph Süß) als Sonderermittler eingesetzt wird. Spiess soll Pannen, Manipulationen und finanziellen Unregelmäßigkeiten am Set auf den Grund gehen und legt sich schnell mit der gesamten Crew an. Er wird von einem Unbekannten niedergeschlagen und findet später auch noch einen Toten in einem offenen Grab des Fernseh-Friedhofs. In "Akte Lansing" geht es hoch her - eben fast so wie beim Original.

Der BR hat alle sechs Folgen von "Akte Lansing" online zum Abruf bereitgestellt. Im Fernsehen zeigt man jeweils drei Episoden am 4. und 11. April ab 22:45 Uhr.