Wenn Sie Jan Böhmermann und Olli Schulz kennen, dann werden Sie auch höchstwahrscheinlich Su Holder kennen. Zumindest ihre Stimme. Denn wenn die beiden Star-Moderatoren in ihrem Podcast "Fest und Flauschig" über die Ereignisse ihres Lebens quatschen, ist sie immer mit dabei und klinkt sich spätestens dann ein, wenn der Jingle zu ihrer Kategorie "Party Hopping" ertönt. Doch obwohl Su Holder durch "Fest und Flauschig" bekannt wurde, arbeitet sie vor allem an ganz vielen anderen Projekten. Im Gespräch verrät Holder uns, wie diese aussehen und warum sie selbst lieber nicht im Vordergrund steht. 

Frau Holder, Christian Ulmen bezeichnet Sie und Ihre Firma BosePark als das "MacGyver unter den Medienmachern". Wie kann das verstanden werden?

Wir sind eine kleine, kreative Firma, die sehr schnell in der Lage ist, Ideen und Projekte umzusetzen. Da gibt es nicht wie bei großen Firmen riesigen Entscheiderrunden und endlosen E-mail-Verkehr. Obendrauf muss man dann noch warten, bis jemand aus dem Urlaub zurück ist, um alles abzunicken. Bei uns entscheiden drei Leute und das geht relativ schnell. Hinzu kommt, dass wir keine Marmor-Agentur in Berlin Mitte sind, sondern eine bodenständige Film-Bude aus dem uncoolen Lichtenberg - will damit sagen, dass wir auch mit wenig Budget etwas ansprechendes realisieren können. Am wahrscheinlichsten ist es aber, dass Christian Ulmen es total nötig hat, sich bei uns einzuschleimen.

Das Konzept kann also so einfach aufgehen?

Mit dem richtigen Team, ja. Bei uns arbeiten Leute, die motivierte Ja-Sager sind und weniger Bedenkenträger.

In Ihrer Firma arbeiten sechs Personen, darunter Sie und Ihre beiden Geschäftsführer-Kollegen Sebastian Simmert und Chris Guse. Sind Sie der Meinung, dass zu viele Köche den Brei verderben?

Wir funktionieren so, wie wir derzeit aufgestellt sind, am besten. Ich glaube, dass diese riesigen, aufgeblasenen Agenturen auch aussterben werden. Da sitzen dann zehn Mitarbeiter zum dritten Mal zum selben Thema zusammen und sprechen vier Stunden über eine Angelegenheit, die man in 30 Minuten abfrühstücken kann. Mal abgesehen davon, dass das keinen Spaß macht, kann sich das auch nicht rentieren.

BosePark gibt's seit knapp fünf Jahren. Wie sah Ihr Leben davor aus?

Ich komme ursprünglich vom Radio und habe damals bei Fritz meine Kompagnons Chris und Sebastian kennengelernt. Wir haben festgestellt, dass wir komplett unterschiedliche Talente besitzen, uns menschlich aber bestens verstehen. Aus irrsinnigen, vielleicht auch alkoholischen Gründen haben wir dann zusammen im Internet eine Late-Night-Show gestartet: "Guse Berlin". Die Sendung war post-produktionstechnisch damals wirklich revolutionär: von der Geschwindigkeit, den Effekten und inhaltlich war es auch völlig anarchisch und Gaga, aber wir drei fanden es lustig. Irgendwann kam dann der rbb um die Ecke und hat uns gefragt, ob wir das nicht im Fernsehen machen wollen. Das war leider das Ende der Show, weil von dem Moment an andere vermeintlich schlau reingeredet haben. Es war für uns sofort nicht mehr cool.

Ein Umstand, den ihr jetzt auf jeden Fall nicht mehr habt.

Naja. Irgendeiner quatscht ja immer rein, weil wir letztendlich Dienstleister sind. Aber wir haben sehr viele, sehr unterschiedliche Audio- und Video-Produktionen, die mir alle Spaß machen und hinter denen ich komplett stehen kann.

Ein gewisser Teil Ihrer Projekte sind Podcast-Produktionen. An welchen neuen Ideen arbeiten Sie gerade?

Einen sehr aufwendig produzierten Podcast über die verschiedenen Formen der Liebe in Deutschland, die dritte Staffel "Talk-O-Mat", einen Podcast über Depressionen, einen Podcast über Ex-Gefängnis-Insassen und zwei Pilot-Produktionen, die noch geheim, aber sehr toll sind.

Talk-O-Mat Studio© BosePark

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mehr braucht's im Podcast-Studio vom "Talk-O-Mat" auch nicht

Das sind allerhand Konzepte. Warum boomt das Podcast-Business derzeit so?

Ich glaube, weil es mittlerweile thematisch für jeden etwas gibt. Podcasts können super nischig und nerdig sein und das ist toll, weil man das bei Radiosendern leider nicht mehr so findet. Außerdem können Podcasts praktisch konsumiert werden, wann und wo eben Bock drauf hat.

Nach jedem Hype kommt auch eine Talfahrt...

Ich vermute, dass es noch fünf Jahre dauert, bis wir an diesem Punkt angekommen sind. Das plappere ich aber gerade einem echten Podcast-Experten nach.

Haben Sie keine Sorge davor, in einigen Jahren wieder weniger Arbeit zu haben?

Nein. Bei BosePark machen wir ja auch viele Produktionen, die nichts mit Podcasts zu tun haben.

Würden Sie sagen, dass der Podcast perspektivisch das Radio aussticht?

Vielleicht vorübergehend. Die Radiosender klingen in meinen Ohren momentan alle gleich und auch gleich langweilig. Überall wird der Wortanteil gekürzt und Moderatorinnen und Moderatoren werden die Kanten und die Persönlichkeit weggeschliffen. Das ist schade und völlig unnötig.

Sie sind regelmäßig bei "Fest & Flauschig", dem erfolgreichsten Podcast von Spotify zu hören. Wie kommt's, dass man trotzdem im Internet so wenig über Sie findet?

Ich bin ein bisschen paranoid, was meinen digitalen Fußabdruck angeht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es andere Menschen interessiert, wo ich Urlaub mache und wie meine Tochter aussieht. Dieses ewige Online sein und endlose Posten entwickelt sich in eine perverse Richtung, die bei manchen Menschen scheinbar keine Grenze findet. Ich bin eigentlich kein großer Fan vom Rampenlicht, sondern ziehe es vor, im Hintergrund zu bleiben. Dass ich überhaupt im Podcast zu hören bin, war eher dem Zufall geschuldet, weil die damalige Redakteurin des Podcasts von Jan und Olli von Radio Eins nicht mitgehen konnte. Ollis Manager, der gleichzeitig ein Bekannter von mir ist, fragte mich dann, ob ich nicht übernehmen möchte. Eine große Qualifikation hat mich also nicht dahin gebracht. (lacht)

Während Podcast-Gespräche üblicherweise in einem Raum aufgezeichnet werden, wird "Fest & Flauschig" fast ausschließlich über Distanz produziert. Stört Sie das?

Es würde mich stören, wenn ich die zwei jede Woche an einen Tisch bekommen müsste. Das wäre bei all den Terminen schlicht nicht machbar. Aber es schmälert den Charme der Sendung nicht. So kann sich jeder vor sein Mikro fläzen, wie es ihm am gemütlichsten ist. Das nimmt der Produktion den Stress. Außerdem kennen sich Jan und Olli schon so lange und so gut, dass sie sich nicht durchgehend in die Augen schauen müssen, um ein interessantes Gespräch zu führen.

Mit welchem Thema könnte man Sie für einen eigenen Podcast vors Mikrofon locken?

Tennis.

Und welche Sache würden Sie dann beachten, die viele Podcaster derzeit nicht berücksichtigen?

Ach, soll doch jeder podcasten, wie er Lust hat. Es wird ja niemand gezwungen, sich die alle anzuhören. Ich finde gute Soundqualität sehr wichtig und eine regelmäßige Frequenz. Und auf keinen Fall braucht es noch mehr Laber-Podcasts - das können auch wirklich nur die wenigsten.

Frau Holder, vielen Dank für das Gespräch.