In mehr als 50 Folgen von "Studio D" waren unsere Gäste in Einzelhaft. Mit der neuen Staffel des Branchentalks von DWDL.de, die am Sonntag beginnt, gibt es Gruppentherapie. Thema der ersten Sendung: Social Media. Wenn Prominente selbst kommunizieren statt über Medien, Marken Influencer buchen statt Werbespots und Trending Topics die Nachrichtenlage bestimmen statt umgekehrt, dann steht die Medienwelt Kopf. Und mehr noch: Blickt noch jemand durch, was nun als Werbung gekennzeichnet werden muss? Und wie geht man mit immer mehr Beleidigungen und Hass um?



Letzteres ist die Kehrseite der immer intensiveren Interaktion: Bei Medienangeboten gewährt sie eine prominente Bühne für ausfallende Kommentare und bei Prominenten, eine digitale Verletzlichkeit, die es früher durch mehr Distanz zwischen Fans und Stars nicht gab. Im "Studio D" macht Larissa Rieß (Radiomoderatorin beim WDR-Sender 1Live, Ensemble-Mitglied des "Neo Magazin Royale" und DJ) klar, dass sie bei Twitter und Instagram keine Geduld mehr mit Störenfrieden hat - und anders agiert als manche Kollegin oder mancher Kollege. "Viele prominente Leute lassen böse Kommentare auch stehen, weil sie denken, sie müssen das", sagt Larissa Rieß. Meist getrieben von der Angst, jemand würde ihnen das Löschen vorwerfen.

Doch damit hat Rieß keinen Vertrag. "Ich muss mich von niemandem beleidigen lassen. Sie zahlen kein Geld dafür, das ist kostenloser Content und ich finds toll, dass sie ihn sich angucken aber ich bin niemandem irgendetwas schuldig." Wer anderer Meinung sei als sie, solle das selbstverständlich gerne äußern. Aber wenn es beleidigend wird oder Lügen über sie verbreitet werden, ist für sie Schluss. "Blockieren, löschen - mir egal", sagt Rieß im "Studio D" und fasst zusammen: "Das ist mein Haus, das ich öffne für die Leute. Die können gerne reinkommen - aber ziehen sich vorher die Schuhe aus und benehmen sich."



Daniel Fiene, Head of Audience Engagement bei der Düsseldorfer "Rheinischen Post" wundert sich manchmal über Beschwerden aufgrund von gelöschter Kommentare im Online-Angebot RP-Online.de: Ich muss manchmal auch die Mails beantworten, wenn jemand sich beschwert, warum ein Kommentar von ihm gelöscht oder gesperrt wurde und dann guckt man sich das an und denkt sich: 'Glaubst Du wirklich, dass wir diesen schäbigen Kommentar stehen lassen?' Das ist echt zum Verzweifeln. Das sind keine Einzelfälle." In der Gesprächsrunde, an der auch RTL-Moderatorin und Instagramerin Frauke Ludowig sowie Sascha Schulz, Experte für Influencer Marketing, teilnehmen, wird auch im Kontrast zur vielleicht leichtgläubigen Euphorie früherer Jahre deutlich: Es braucht ein Bewusstsein für Verantwortung im Netz.

Das Netz ist kein rechtsfreier Raum. Eine seit Jahren gehörte Plattitüde, die nun aber erstmals von Medien konsequent und gemeinsam in die Tat umgesetzt wird. "In NRW gibt es eine schöne Initiative verschiedener Medien zusammen mit der Justiz und Landesmedienanstalt namens 'Verfolgen statt nur löschen' um zu sensibilisieren, dass Hass und Hetze im Netz keinen Platz haben und dass auch im Zweifel mal der Staatsanwalt und die Polizei um 6 Uhr morgens da sein kann, um Computer und Smartphone zu beschlagnahmen." Ein paar hundert Anzeigen wurden im vergangenen Jahr gestellt von den Partnern der Initative, zu denen neben der "Rheinischen Post" auch u.a. RTL gehört. Das dürfte bei mehr als hundert strafrechtlicher Verfahren bald sicher zu den ersten Geldbußen führen.

Die ganze Sendung "Studio D" zum Thema Social Media - ab Sonntag bei DWDL.de