Wer an Amazons zunehmendes Engagement im Bewegtbild-Bereich denkt, der denkt vermutlich zunächst an Serien wie "The Marvelous Mrs. Maisel", "Bosch" oder auch "Pastewka". Tatsächlich aber ist Prime Video, wie das Streamingangebot inzwischen heißt, schon seit geraumer Zeit zu einer Art Pay-TV-Plattform geworden, auf der Partner gern gesehen sind. Als Amazon vor eineinhalb Jahren sein Angebot Prime Video Channels nach Deutschland brachte, traf das Unternehmen einen gewissen Nerv bei Betreibern von Bezahlsendern. Sky hatte sein Angebot an Partnerkanälen gerade merklich ausgedünnt, da kam plötzlich Amazon um die Ecke.

Prime Video Channels gibt externen Anbietern, also Sendern oder Produzenten, eine Plattform, um Prime-Kunden ihre Inhalte gegen ein zusätzliches Entgelt zur Verfügung zu stellen – auf Abruf, aber auch auf linearem Weg. Anders als etwa bei Sky oder diversen Kabelnetzbetreibern setzt Amazon dabei nicht festgezurrte auf Pakete, sondern gibt seinen Kunden die Möglichkeit, einzelne Sender zu abonnieren. Auf mehr als 50 solcher Kanäle ist das Angebot inzwischen gewachsen, darunter befinden sich der von RTL betriebene Dokusender Geo Television, ZDF Herzkino, der Sony Channel oder auch der Eurosport Player.

Darüber hinaus können auch Starzplay oder der jüngst dazugekommene BBC Player abonniert werden. Das Angebot an Channels ist inzwischen allerdings so groß, dass es zunehmend schwer fällt, den Überblick zu behalten. Alex Green, Europa-Director von Prime Video Channels, sieht das naturgemäß anders. Wer Prime-Mitglied ist, erhalte schließlich Empfehlungen passend zu seiner Sehhistorie, sagt Green und erklärt vollmundig: "Amazons Ziel ist es, das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein, und wir werden weiter an Entwicklungen arbeiten, das Sehvergnügen für Prime-Mitglieder zu verbessern."

An eine Reduzierung der Sender denkt Green eineinhalb Jahre nach dem Deutschlandstart dementsprechend nicht. "Wir werden Vielfalt und Auswahlmöglichkeiten weiter erhöhen und Prime-Mitgliedern Zugang zu noch mehr Prime Video Channels ermöglichen", erklärt der Amazon-Mann gegenüber DWDL.de, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Dass so mancher Kanal auch über andere Wege zu empfangen ist, stört ihn indes wenig. "Auf Exklusivität kommt es für Prime Video Channels nicht an", betont Alex Green. "Wir haben gar kein Problem damit, dass viele der Channels auch woanders zu sehen sind."

Und doch fehlt Amazon hierzulande noch ein großer Fisch, der in den USA schon längst via Prime Video zu abonnieren ist: Die Rede ist von HBO, der Heimat des weltweiten Serien-Hits "Game of Thrones". Konkret darauf angesprochen, übt sich Green in Marketing-Sprech. "Unabhängig von einzelnen Sendermarken ist unser Ziel wie bei allem, das wir bei Amazon tun, die Kundenzufriedenheit zu verbessern." Dabei prüfe man kontinuierlich, "welche neuen Prime Video Channels wir Kunden zur Verfügung stellen können". Das kann mit Blick auf HBO freilich alles oder nichts bedeuten.

Bleibt noch die Frage, ob die Attacke auf dem Pay-TV-Markt für Amazon hierzulande überhaupt ein Erfolg ist. Auch hierauf bleibt Alex Green eine konkrete Antwort schuldig. "Prime Video Channels hat sich als attraktives Zusatzangebot für Prime-Mitglieder bewährt", lässt der Europa-Director ausrichten. Konkrete Zahlen nennt er, wie das bei Anbietern von Streamingdiensten so üblich ist, nicht.