Romy Heiland ist blind und arbeitet als Anwältin. Das klingt ungewöhnlich - und genau das ist es auch, im Fernsehen ebenso wie im wahren Leben. Für die Hauptfigur der neuen ARD-Serie "Die Heiland - Wir sind Anwalt" gibt es nämlich ein reales Vorbild: Pamela Pabst, Deutschlands erste von Geburt an blinde Strafverteidigerin. Ihre Erzählungen dienen als Inspirationsquelle für die zunächst sechs Geschichten, die von diesem Dienstag an zur besten Sendezeit im Ersten ausgestrahlt werden.

Und doch handelt es sich eben nicht um die Verfilmung einer Autobiografie. Darauf legt Daria Moheb-Zandi wert. Doch Pabst sei von Beginn an in die Entwicklung eingebunden gewesen, erzählt die Executive Producerin vom RBB im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Von den ersten Exposés bis zur letzten Umsetzung wurde jeder Schritt von ihr begleitet. Insofern findet sie sich in vielen Details vermutlich auch wieder."

Zum ersten Mal kam Moheb-Zandi vor vier Jahren mit dem Projekt in Berührung. Damals hatten die Produzentinnen Viola Jäger und Alicia Remirez noch einen Vorschlag für einen Spielfilm präsentiert. Ein Neunzigminüter oder ein Zweiteiler sollte rund um Romy Heiland und ihre Assistentin Ada Holländer entstehen. Doch die RBB-Redakteurin hatte sofort anderes im Sinn und so begann die Entwicklungsarbeit für eine Serie im Hauptabendprogramm.

Die Idee sei innerhalb der ARD auf großes Interesse gestoßen, aber auch mit vielen Fragen behaftet gewesen - allen voran im Zusammenhang auf die Darstellung der Blindheit. "Da haben wir Neuland betreten, denn es gibt ja im deutschen Fernsehen zumindest seriell keine Erfahrungswerte damit." Das zeigte sich später auch beim Casting für die Hauptfigur, bei dem den Schauspielerinnen ganz bewusst offen gelassen wurde, wie sie die Rolle interpretieren. Entsprechend groß waren die Unterschiede.

"Bei manchen Darstellungen empfand man Mitleid mit der Figur, bei anderen stellten wir fest, dass wir über die Blindheit gar nicht mehr nachgedacht haben", sagt Daria Moheb-Zandi rückblickend. Am meisten überzeugte schließlich Lisa Martinek, die nun zusammen mit Anna Fischer in der neuen Serie zu sehen ist. "Ich habe Pamela Pabst sehr lange begleitet, sie beobachtet und vieles kopiert", erklärt Martinek gegenüber DWDL.de. Mit der Zeit sei eine Freundschaft zwischen ihr und dem Serien-Vorbild entstanden.

Lisa Martinek und Pamela Pabst© ARD/Reiner Bajo

Schauspielerin Lisa Martinek und das reale Serien-Vorbild, die blinde Anwältin Pamela Pabst

Inzwischen kennen sich die beiden gut. "Am meisten hat mich überrascht, dass es eine große Diskrepanz gibt zwischen der lebensfrohen Anwältin, die sich im Gericht unglaublich sicher und souverän bewegt, und der Pamela Pabst, die in fremden Umgebungen plötzlich sehr zerbrechlich und angreifbar wirkt und auf fremde Hilfe angewiesen ist", sagt die Schauspielerin, die zur Vorbereitung auch beim Blindenverein war und sich von einem Mobilitätstrainer den Umgang mit dem Langstock erklären ließ.

Auch Lisa Martinek ist es zu verdanken, dass die Serie mit einer großen Leichtigkeit daherkommt, auch wenn die Episodenfälle stets das Drama bedienen. "Es war uns wichtig, dass wir Blindheit in der Serie nicht als Schicksalsschlag erleben", betont Executive Producerin Daria Moheb-Zandi. "Wir erzählen die Geschichte einer Figur, deren Sehbehinderung nicht die Folge eines Unfalls verbunden mit traumatischen Erlebnissen ist." Romy Heiland erachte das als etwas ganz Normales, "es ist gewissermaßen eine weitere Facette der Figur, eine Eigenschaft."

Und so spielt auch der Alltag der Hauptfigur eine große Rolle in der ARD-Serie. "Mein Ziel ist es auch, den Zuschauern zu zeigen, wie Romy durchs Leben geht", sagt Lisa Martinek, "wie sie ihren Brötchen kauft und was passiert, wenn sie alleine in der U-Bahn sitzt und Ada Holländer nicht zusteigt". Man spürt, welch große Lust die Schauspielerin darauf hat, noch weitere Geschichten zu erzählen. Ob es dazu kommen wird, werden die Zuschauer in den kommenden Wochen zu entscheiden haben.