Würde es nicht so abgedroschen klingen, könnte man diese Kritik mit dem Satz "Aller guten Dinge sind drei" beginnen. "08/15-Krimi, wie man ihn schon x-mal gesehen hat", urteilte DWDL.de im März 2017 über "Ransom", die erste von mehreren bei Vox geplanten Serien-Koproduktionen mit den USA. "Fehlende Verwurzelung und Hit-Qualität" waren im Januar 2018 bei "Gone" zu kritisieren. In beiden Fällen senkten anschließend auch die Zuschauer den Daumen.

Mit dem dritten Crime Procedural im Bunde ist Vox nun endlich auf der Qualitätsflughöhe angekommen, die eine solche Serie bestenfalls erreichen kann. "Take Two" zeigt mit seiner nahezu perfekt austarierten Mischung aus Spannung und Humor, wozu das Traditionsgenre im Stande ist, wenn sich die richtigen Profis zusammentun. Terri Edda Miller und Andrew W. Marlowe haben zuvor schon "Castle" geschaffen und dürfen damit als Veteranen jener Odd-Couple-Krimipaarungen gelten, die sich erst wider Willen finden, dann in gegenseitiger Hassliebe verbunden sind und doch nicht mehr ohne einander können. Dem anderen Produzenten-Duo wiederum – Rola Bauer und Tim Halkin von Tandem Productions in München – kann keiner hierzulande das Wasser reichen, wenn es um die langjährige Erfahrung mit transatlantischen Koproduktionen geht.

Dem Ermittler-Duo auf dem Schirm gelingt es in kürzester Zeit, selbst grießgrämigen Zusehern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Zu Beginn wird Schauspielerin Sam Swift (Rachel Bilson) aus der Entzugsklinik entlassen. Sie war 200 Folgen lang der Star der Cop-Serie "Hot Suspect", doch weil sie nach den Alkoholeskapaden inzwischen als Sicherheitsrisiko gilt, ist ihre Hollywood-Karriere am Tiefpunkt angelangt. Damit Sam das einzige Rollenangebot – eine Privatdetektivin zu spielen – nicht vermasselt, schickt ihre Agentin sie zum Praktikum in die Detektei ihres Ex-Lovers Eddie Valetik (Eddie Cibrian). Der ist der Inbegriff des Lonesome Cowboy, war früher mal Polizist, leidet gerade unter einer Auftragsflaute und will eigentlich niemanden an der Backe haben.

Im Laufe der ersten Folge kommt es, wie es nach den Genre-Regeln kommen muss: Sam missachtet konsequent Eddies Ermahnung, sie möge sich stumm und unsichtbar verhalten. Stattdessen stellt sie Fragen, äußert Vermutungen und wartet immer wieder mit Halbwissen aus ihrer Serie auf. Zwar treibt sie den echten Detektiv damit zur Weißglut, doch andererseits merkt Eddie auch, dass ihre Intuition und Menschenkenntnis, vor allem aber ihre Erfahrung mit Körpersprache, durchaus hilfreich sind. So lösen sie mit vereinten Talenten ihren ersten Fall, der mit der vermeintlichen Suche eines Vaters nach der Tochter beginnt und sich dann doch zu ungeahnter Tragweite von Mord und Korruption bis in den Polizei- und Justizapparat von Los Angeles hinaufschwingt.

Nach handwerklichen Kriterien beurteilt, haben die Showrunner Miller und Marlowe den perfekten Pilotfilm für eine Mainstream-Network-Serie geschrieben: Er gibt den Ton vor, zeigt die äußerst humorvolle Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren von ihrer besten Seite und liefert so ein glasklares Versprechen für die weitere Staffel ab. Am Schluss ist klar: Weil Sams Detektivfilm platzt und weil jede Menge neue Kunden das Duo anheuern wollen, wird die Zusammenarbeit logischerweise fortgesetzt. Das Versprechen des Piloten wird tatsächlich eingelöst – zumindest bis zur neunten von insgesamt 13 Folgen (so viele sind beim US-Network ABC bisher gelaufen) können wir das vergnügt bezeugen.

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"Take Two" schafft auch auf Strecke eine scheinbar mühelose Balance, an der manch ähnliche Serie gescheitert ist: Entweder lag dann alle Energie auf den witzigen Dialogen zwischen den Ermittlern, so dass die Fälle etwas lapidar gerieten. Oder umgekehrt. Miller und Marlowe behalten beides im Blick. Wie sich Sam und Eddie gegenseitig auf den Arm nehmen, nur um kurz darauf zugeben zu müssen, dass der jeweils andere doch Recht hatte, macht einfach Spaß. Gleichzeitig gilt es Fälle zu lösen, die Fallhöhe haben und durch überraschende Wendungen bis hin zum organisierten Verbrechen spannend bleiben. Das alles bekommt der Zuschauer in rasantem Erzähl- und Schnitttempo serviert.

Auch wenn Eddie Cibrian, bekannt als Ermittler Jesse Cardoza aus "CSI: Miami", schauspielerisch überzeugt und zudem verdammt gut aussieht, so ist nach außen hin doch Rachel Bilson der dominantere Star. Nach Summer Roberts in "O.C., California" und Zoe Hart in "Hart of Dixie" hat die 37-jährige Kalifornierin erneut eine Rolle gewählt, die wie die Faust aufs Auge zu ihr passt. Als Sam Swift kommt sie auf den ersten Blick wie eine kaum zügelbare Naturgewalt daher und spielt in den Zwischentönen dann doch eine starke, unabhängige Frauenfigur.

Zum Binge-Viewing taugt "Take Two" eher nicht, dafür umso besser zur leichten seriellen Unterhaltung im Wochentakt. Wenn Eddie nämlich Sam zum dritten oder vierten Mal auffordert, im Auto sitzen zu bleiben, weil es gefährlich werden könnte, und sie dann doch aussteigt, um die Situation trickreich zu retten, dann wird das Schema auch für Laien erkennbar. Es spricht für den Charme der Serie, dass sie ihm beim fünften Mal direkt in die Parade fahren darf: "Findest du nicht, dass wir das hinter uns haben?" Für ABC, wo "Take Two" seit Ende Juni on air ist, erweist sich die Serie bislang als Quotenflop. Vox wäre mehr Erfolg zu wünschen.

"Take Two" läuft mittwochs um 20:15 Uhr in Doppelfolgen bei Vox. Auf TV Now steht alternativ auch die Originalversion zum Abruf bereit.