Die ersten Zahlen, die ProSiebenSat.1 unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Max Conze am Donnerstagmorgen vorlegte, waren nicht gerade glänzend, aber zumindest solide: Zwar sank der Konzernumsatz im ersten Halbjahr um 4 Prozent auf 1,794 Milliarden Euro, das ist allerdings nicht auf operative Probleme zurückzuführen, sondern auf Währungs- und Konsolidierungseffekte. Rechnet man diese heraus, dann wäre er immerhin stabil geblieben. Allerdings gilt auch: Im ersten Quartal hatte es bereinigt noch für ein minimales Wachstum gereicht.

Weil ProSiebenSat.1 die operativen Kosten senken konnte, bleibt das Ergebnis trotz des sinkenden Umsatzes stabil: Das adjusted EBITDA betrug im ersten Halbjahr 459 Millionen Euro nach 458 Millionen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Konzernüberschuss bewegte sich ebenfalls kaum: Unterm Strich blieben 230 Millionen Euro übrig, im Vorjahr waren 233 Millionen Euro. Betrachtet man nur das 2. Quartal, dann sank der operative Gewinn allerdings um 4 Prozent, als Grund nennt ProSiebenSat.1 hier eine "abweichende Saisonalität der Programmkosten" im Vergleich zum letzten Jahr, auf Jahressicht soll sich das aber wieder ausgleichen. Sinkender Umsatz, gleichbleibender Gewinn - das bedeutet: ProSiebenSat.1 ist profitabler geworden. "Effizienteres Kostenmanagement im Entertainment-Segment" sowie höhere Distributionserlöse werden hier als Hauptgrund genannt.

Finanzvorstand Jan Kemper spricht angesichts des ausbleibenden Wachstums von einem "herausfordernden Marktumfeld", in dem sich ProSiebenSat.1 befinde. Kemper: "Dies hat im ersten Halbjahr das Wachstum in unseren beiden Segmenten Content Production & Global Sales sowie Entertainment beeinflusst. Gleichzeitig konnte jedoch unser drittes Segment Commerce mit der NuCom Group sein organisches Wachstum beschleunigen. Aufgrund der Saisonalität unserer Geschäftsmodelle erwarten wir nun wie in den vergangenen Jahren ein stärkeres zweites Halbjahr."

Im Segment Entertainment, das inzwischen TV- und Online-Entertainment-Geschäft umfasst, blieben die Erlöse nahezu auf Vorjahresniveau. Interessant: Während die Erlöse aus der Distribution steigen, waren die Werbeerlöse leicht rückläufig, aber nicht etwa im Fernseh-Bereich, sondern online. Weniger umgesetzt hat ProSiebenSat.1 im Segment "Content Production & Global Sales", insbesondere weil der US-Produktionsmarkt - inzwischen das wichtigste Feld für den Produktionsarm - schwierig ist. Dazu kamen auch noch Währungseffekte, die in Euro umgerechnet dann den Umsatz weiter drückten. Das Commerce-Segment konnte organisch seinen Umsatz um 10 Prozent steigern, allerdings trug es alles in allem weniger zu Umsatz und Ergebnis bei als im Vorjahr - Grund: Man hat sich bekanntlich vom Reisegeschäft getrennt.

Max Conze: "Unser Umfeld entwickelt sich immer schneller, deshalb müssen wir jetzt wichtige Veränderungen anstoßen. Wir werden unseren Fokus noch stärker darauf legen, ein Entertainment-Geschäft aufzubauen, das lineare und digitale Inhalte aus einer Hand bietet. Gleichzeitig wollen wir eine Gesamtreichweite mit einer einheitlichen Video-Währung etablieren. Auch unser 7TV Joint Venture wird hier ein wesentlicher Baustein sein. Bei allem, was wir tun, wird immer der Zuschauer und Konsument im Zentrum stehen. Aktuell arbeiten wir mit Nachdruck an einem strategischen Update und werden die Ergebnisse auf unserem diesjährigen Capital Markets Day im November vorstellen. Ich bin zuversichtlich, dass wir so die Transformation unseres Unternehmens weiter treiben und Wachstum gestalten werden."