Wann macht man am besten mit einer Serie Schluss? Das ist gar nicht so einfach, finde ich. Manchmal habe ich ganz plötzlich genug und höre abrupt auf. Manchmal drücke ich mich darum, eine Entscheidung zu fällen, verschiebe das Weitergucken immer weiter. Bis ich dann doch irgendwann wieder einschalte - oder bis ich tatsächlich vergesse, dass es Folgen gibt, die ich noch nicht kenne.

Bei "Silicon Valley" hätte ich fast mit Variante 2 den Abschied geschafft. Die vier Staffeln, die ich bisher gesehen hatte, waren unterhaltsam. Und ja, ich fand die Serie gut. Aber es war im Grunde jedes Jahr dasselbe: Ein paar schüchterne, im Umgang mit Menschen unbeholfene Programmierer, die mit ihrer Firmenidee vor dem großen Durchbruch stehen, schaffen es wieder nicht - obwohl vorher alles gut aussah und man es ihnen gönnen würde. Entweder, weil sie es selbst versauen oder weil ihnen der Durchbruch durch einen riesigen, weltbeherrschenden Konkurrenten (Matt Ross als Hooli-Chef Gavin Belson ist wirklich herrlich) versaut wird. Das ganze verpackt in treffende, witzige Dialoge, gespickt mit Anspielungen auf die Vorgänge in der Tech-Welt im echten Silicon Valley. Nach Staffel 1 freute ich mich auf das nächste Frühjahr, wenn Staffel 2 gesendet werden würde. Nach Staffel 2 freute ich mich auf Staffel 3, nach 3 auf 4. Aber als im vergangenen Jahr die vierte Staffel zu Ende war, dachte ich, dass es jetzt auch mal reichen könnte, dass ich genug gesehen habe von den linkischen Programmierer-Jungs. Obwohl die Staffel nicht schlecht war. Aber die Konkurrenz ist stark, und immer neue Serien verlangen nach Aufmerksamkeit. 

SPOILERWARNUNG! Ab hier werden bis zum Ende des Textes ein paar wichtige Ereignisse in Staffel 5 beschrieben. SPOILERWARNUNG!

Als in diesem Jahr "Silicon Valley" anfing, habe ich das Gucken immer weiter verschoben. Selbst als die Staffel schon komplett gesendet wurde, waren mir andere Serien wichtiger. Und fast hätte ich "Silicon Valley" langsam ausgeschlichen - wenn ich nicht doch im Juli irgendwann die erste Folge angeschaltet hätte. Aus Neugier. Ich wollte wissen, wie die Autorinnen und Autoren einen wichtigen Charakter rausgeschrieben haben. Denn dass T.J. Miller in dieser Staffel nicht mehr dabeisein würde, war in den Monaten vor der Produktion ausführlichst berichtet worden. Man hatte ihn wegen seines Verhaltens am Set rausgeschmissen. Ich fand es schwierig, mir die Serie ohne den großmäuligen und sich selbst überschätzenden Erlich Bachman vorzustellen.

Aber - was soll ich sagen - Bachman loszuwerden, hat der Serie gut getan. Obwohl ich die Figur an sich nicht schlecht fand, war jetzt mehr Raum für andere Geschichten, andere Charaktere. Es war eine gute Entscheidung, den Platz, den Bachman freimachte, nicht durch eine andere permanente Figur zu besetzen - sondern den anderen mehr Erzählzeit einzuräumen. Donald "Jared" Dunn (Zach Woods) hat mir großen Spaß gemacht, und er durfte sich endlich mal entwickeln und bisher unbekannte Seiten zeigen. Auch Monica Hall (Amanda Crew) hatte wieder mehr zu tun, genauso Laurie Bream (Suzanne Cryer). Die Geschichten waren erfrischend anders, weil die Firma, die im Mittelpunkt steht, zum ersten Mal Erfolg zu haben scheint - was andere Konflikte und andere Entwicklungen möglich gemacht hat. 

Und im Staffelfinale wurde dann mit den Erwartungen der erfahrenen "Silicon Valley"-Guckerin gespielt: Erst sieht es so aus, als würde sich die Geschichte so entwickeln, wie man das von den anderen Staffelfinal-Folgen kennt. Doch dann - Überraschung! - läuft  alles ganz anders. Und plötzlich sind für die nächste Staffel ungeahnte Entwicklungen möglich. Könnte also gut sein, dass ich auch nächstes Jahr nicht von "Silicon Valley" loskomme.

Die fünfte Staffel von "Silicon Valley" gibt's bei Amazon oder iTunes.