Frau Hayali, sind Sie eigentlich eitel?

Dunja Hayali: Ich bin eitel genug, um nicht als eitel gelten zu wollen. Klar: Jeder ist ein bisschen eitel.

Muss man eitel sein, wenn eine Sendung so heißt wie man selbst?

Hayali: Ne. Aber mich dürfen sie auch nicht fragen, warum die Sendung so heißt (lacht). Da waren meine Finger nicht im Spiel, das war der Sender.

Aber immerhin passt der Name besser als der "Donnerstalk", oder?

Carina Teutenberg: (lacht) Irgendwann haben wir den Namen auch lieb gewonnen. Aber als wir auf den Mittwoch gewechselt sind, stand das nicht mehr zur Debatte. Ich glaube, dass das keine Frage von Eitelkeit, sondern von Persönlichkeit ist. Dunja steht für die Sendung und prägt sie, von daher finde ich es legitim, dass das Format ihren Namen trägt.

Wie ist es denn jetzt dazu gekommen, dass Sie monatlich senden? Von wem kam die Initiative?

Hayali: Es musste keine Initiative geben. Die Initialzündung war 2015, als wir erstmals an den Start gegangen sind. Eigentlich waren wir als einmaliger Sommerlückenfüller geplant, aber dann ist dieser Testballon aufgegangen und wir sind sehr froh, dass wir mit unserem Format nicht nur den Sender, sondern vor allen Dingen auch die Zuschauer überzeugen konnten. Jetzt gehen wir in Serie, einmal im Monat eine Sendung. Das ist ein Anfang.

Sie wollen mehr?

Hayali: Zweimal im Monat ist schöner als ein Mal, das ist ja klar.  Aber wir sind dankbar und zufrieden, dass wir die Sendung jetzt regelmäßig machen können. Und wir wissen ja auch, wie schwer es ist, einen Sendeplatz zu bekommen. Die Sendeschemata sind relativ fix und da ist es nicht einfach einen neuen und regelmäßigen Sendplatz zu etablieren.

Was kann man bei einer Ausgabe im Monat überhaupt lernen? Inwiefern ist eine Weiterentwicklung da möglich?

Teutenberg: Lernen kann man auf jeden Fall. Ich finde, dass uns diese monatliche Taktung eine gewisse Freiheit gibt. Wir können, müssen aber nicht immer tagesaktuell werden. Unsere Themen können auch solche sein, die bei wöchentlichen Sendungen manchmal hinten runter fallen. Das sehe ich als Chance: Natürlich wollen wir auch immer aktuelle Dinge aufgreifen, gleichzeitig wollen wir auch anderen Themen einen breiten Raum in unserer Sendung geben.

Hayali: Noch haben wir auch gar keine Erfahrungswerte. Für das ganze Team ist es neu, sich auf die monatliche Frequenz einzustellen, das fängt schon bei den internen Sitzungen an, und der Entscheidung, wann wir uns überhaupt auf ein Thema festlegen und wann wir dann die Gäste einladen. Das müssen wir jetzt erst einmal lernen, gleichzeitig wollen wir natürlich auch mit der ersten Sendung direkt einen Volltreffer landen.

Teutenberg: Der große Vorteil ist, dass wir mittlerweile sehr gut eingespielt sind, das hat zu einem großen Teil mit einer hohen Kontinuität zu tun. Wir haben viele bei uns im Team, sowohl in der Redaktion als auch beim ZDF, die von Anfang an mit dabei waren. Oder zumindest mehrere Staffeln gemacht haben. Das macht es einfacher, konsequente Learnings zu sehen und schneller gewisse Dinge umzusetzen. In der Anfang des Jahres gegründeten B.vision media sind wir insgesamt etwa acht Leute in der Redaktion, die explizit für "Dunja Hayali" zuständig sind.

Die neue Regelmäßigkeit ist das eine. Gibt es auch inhaltliche Veränderungen?

Teutenberg: Wir haben uns im Vorfeld angesehen, welche Parameter die Sendung ausmachen. An denen wollen wir festhalten, aber es wird auch Änderungen geben.

Hayali: Es gab mehrere Erfolgsfaktoren. Einer ist, dass ich als Gastgeberin, Moderatorin und Journalistin raus gehe und mir selbst ein Bild mache, und dann mit einem anderen, teils auch emotionalen, Wissen zurück ins Studio gehe und über das Thema spreche. Das wird bleiben.

Was gehört noch zur DNA der Sendung?

Hayali: Wir bringen Entscheidungsträger mit Bürgern zusammen. Das hat für alle Seiten etwas herausforderndes, neues, unerwartetes. Zudem können "ganz normale" Bürger dann auch mal mit denen sprechen, über die sie sonst schimpfen. Wir wollen keine abgehobenen Diskussionen führen und auch die Filme haben weiterhin einen hohen Stellenwert. Wir nehmen uns Zeit, um Themen zu beleuchten und sie dann im Studio zu diskutieren. Was auch bleibt, sind die wechselnden Talkrunden. Das ist ein Unterschied zu den reinen Talkformaten. Und Vielfalt tut gut.

Was ändert sich also konkret?

Hayali: Wir werden künftig nicht mehr über drei verschiedene Themen diskutieren. Es wird ein Oberthema geben, welches wir zwei- oder dreiteilen. In 2017 haben wir das Konzept bereits rund um das Thema Geflüchtete erfolgreich umgesetzt: Da hatten wir zuerst den Blick nach Europa, dann ging es um Deutschland und in der dritten Runde hatten wir zwei Frauen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben und von unterschiedlichen Erfahrungen berichtet haben. Es gibt künftig also eine Überschrift, die wir dann verschiedenen Perspektiven betrachten. Wobei auch das nicht in Stein gemeißelt ist: Wenn gerade zwei Themen ganz aktuell sind, kann es auch sein, dass wir beide machen. Wir sind da flexibel und nicht festgetackert. Sie sehen, alles ist im Fluss.

"Es war ja immer klar, dass wir nicht  die Hybris haben, in 20 Minuten einen ganzen Sachverhalt durchdiskutieren zu wollen."
Dunja Hayali

Mit den drei verschiedenen Themen war es in manchen Ausgaben schwierig, aber es war auch immer das Markenzeichen von "Dunja Hayali". Warum diese Änderung?

Hayali: Das liegt daran, dass die Sendungen nicht immer 60 Minuten lang sein werden. Zwischendurch gibt es auch mal nur 45 minütige Ausgaben. Und bei 45 Minuten sind drei Themen sinnlos.

Teutenberg: Wir wollen das "magazinige", abwechslungsreiche Gefühl der Sendung aber behalten. Auch die große Flexibilität der Länge der einzelnen Blöcke wird bleiben. Flexibilität in Struktur und Inhalt ist eine Qualität unserer Sendung, auf die wir weiterhin setzen.

Hayali: Drei Themen in einer Sendung hatte auch seinen Reiz. Es gibt Zuschauer, die gerne ein Thema entlang einer Fragestellung angerissen bekommen, um dann am Küchentisch weiter zu diskutieren. Es war ja immer klar, dass wir nicht die Hybris haben, in 20 Minuten einen ganzen Sachverhalt durchdiskutieren zu wollen. Das geht auch gar nicht. Nicht mal in einer Stunde.

Wie bewerten Sie den Sendeplatz? Sie müssen gegen "Maischberger" im Ersten und "Stern TV" bei RTL antreten, das sind thematisch ähnlich gelagerte Sendungen.

Hayali: Ähnlich, aber nicht gleich. Jede dieser Sendungen hat ihren eigenen Charakter. Auch durch die Moderation, die Filme, die Gästekonstellation. Aber natürlich ist das eine Herausforderung on Top. Am Ende entscheidet der Zuschauer. Ich nehm's sportlich.

Teutenberg: Zugegeben, der Sendeplatz am Mittwoch ist nicht einfach. Die Konkurrenz durch "Maischberger" auf der einen, und "SternTV" auf der anderen Seite. Die Tatsache, dass wir nicht wöchentlich, sondern einmal im Monat laufen, macht es schwieriger, uns beim Publikum zu etablieren. Zudem laufen wir recht spät um 22:45Uhr. Das sind Faktoren, die eine Herausforderung darstellen. Allerdings haben wir in den vergangenen Sommerstaffeln der Sendung "Dunja Hayali" einen ganz eigenen Charakter verliehen und bewiesen, dass wir gesehen werden. Ich bin überzeugt, dass wir einen Platz in der TV-Landschaft besetzen, der bisher unbesetzt geblieben ist. Daher bin ich mehr als zuversichtlich, dass wir uns erfolgreich am Mittwoch etablieren können.

"Zugegeben, der Sendeplatz am Mittwoch ist nicht einfach."
Carina Teutenberg, Geschäftsführerin B.vision media

Sie bezeichnen die Sendung immer ganz bewusst als Talkmagazin, nicht als Talkshow. Wieso diese Abgrenzung zu den anderen Formaten?

Hayali: Weil wir dem Zuschauer ein anderes, relevantes Angebot machen wollen. Wir sind nun mal eine Mischung aus Filmen und Gesprächen und das finde ich an unserem Format auch sehr gut. Das soll gar nicht abwertend gegenüber den Kollegen sein. Wir wollen anders sein und ein Zusatzangebot schaffen, es gibt ja genug Talkshows. Ich finde die Welt braucht viel, aber nicht noch ein weiteres Talk-Format, das so funktioniert wie die bereits zu recht etablierten. Deswegen betone ich diesen Unterschied so.

Teutenberg: Durch die Mischung aus Talk und Filmen und die Tatsache, dass Dunja auch oft vor Ort ist, sind wir auch ganz anders als die anderen Talk-Formate.

Damit hebt sich "Dunja Hayali" ganz offensichtlich von anderen Formaten ab. Aber auch in den Talk-Runden habe ich das Gefühl, dass es bei Ihnen weniger konfrontativ zugeht. Ist das so gewollt?

Hayali: Ich sitze ab und an zuhause vor dem Fernseher und sehe Leute streiten, wild und durcheinander und dann verstehe ich oft nichts mehr. Das bringt niemanden weiter. Mir kommt es auf den Inhalt an. Wenn wir durch Reibung und Konfrontation das Beste an Erkenntnis rausholen können ist das ok, wenn nicht muss es auch anders gehen. Denn am Ende geht es ja um einen Mehrwert für den Zuschauer. Um neue Perspektiven, andere Wege, Lösungen und mögliche Kompromisse. Ich habe keine Lust auf Krawall des Krawall wegens.

"Ich habe keine Lust auf Krawall des Krawall wegens."
Dunja Hayali

Das hört sich an wie Kritik an den anderen Talkshows

Hayali: Nein, solche lauten Situationen zu handeln ist nicht einfach, sie zu unterbinden schon gar nicht. Bei uns sind die Vorrausetzungen schlicht andere. Wir haben kleinere Gesprächsrunden, dadurch entsteht eine andere Konzentration. Und es treffen Menschen aus verschiedenen Kontexten aufeinander. Wenn ein Politiker einen Bürger anpflaumt, geht das nachhinten los. Das ist der Charme unserer Sendung. Politiker, die auf Bürger treffen. Das erfordert insgesamt einen anderen Umgang.

Teutenberg: Da kommt uns die Struktur der Sendung entgegen. Selbst wenn wir in einem Teil ein konfrontatives Moment haben, können wir eine andere Tonalität in einem anderen Aspekt zeigen.

Schauen Sie eigentlich gerne Talkshows?

Teutenberg: Ich schaue die anderen Formate, bisweilen auch gerne. Vor allem aber aus beruflichem Interesse.

Hayali: Ich höre gerne und viel Deutschlandfunk (lacht). Nein, Spaß beiseite. Ich gucke auch, aber in der "Moma"-Woche ist mir das zu spät. Zudem kommt es auch auf die Gäste-Konstellation und die Themen an.

Welche Themen wird es in der Sendung geben? Können Sie da schon einen kleinen Ausblick geben?

Hayali: Wir haben intensiv diskutiert. Ich wollte gerne über Pflege, Rente, Wohnungsbau aber auch die Schere zwischen Arm und Reich sprechen. Alles Themen aus der Lebensrealität unseres Landes. Wir haben nun mal auch noch andere Probleme, die sich nicht um Geflüchtete drehen. Nun ist das Thema aber wieder so präsent, dass auch wir es aufgreifen. Die Integration wird eine wichtige Rolle spielen. Bei all den Maßnahmen, von Abschiebungen bis hin zur Sicherung der Grenzen, kommt die Integration als Diskussionsthema zu kurz.

Auf der kommenden Seite lesen Sie, was Dunja Hayali über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes denkt, wie sie ihren neuen Job beim "Aktuellen Sportstudio" angehen will und weshalb sie das "Moma" wohl nicht für immer moderieren wird.