Jedes Jahr im Juni werden auch in Deutschland die Nominierungen für die renommierten International Emmy Awards eruiert. Verliehen wird der Preis erst Ende November in New York, aber die Juryarbeit rund um den Globus nimmt mehr als ein halbes Jahr in Anspruch. Diese globale Struktur mit weit mehr als 20 lokalen Jurysitzungen sorgt hin und wieder dafür, dass ein International Emmy aufgrund des langen Vorlaufs oft mit enormen Zeitverzug zur Ausstrahlung verliehen wird. Vergangene Woche Freitag hatten die Film- und Fernsehproduzenten Regina Ziegler und Michael Smeaton in Berlin zur Jurysitzung geladen, am Donnerstag dann folgte eine prominente Jury der Einladung von Produzent Leopold Hoesch in die Villa Marienburg im Kölner Süden.



„Die Emmys sind eine Plattform, die äußerst hilfreich ist, sich zu vernetzen. Sie nutzt dem, der sich beteiligt“, erklärt Hoesch im Gespräch mit DWDL.de. Das gilt sowohl für die Einreichungen für den Wettbewerb, wie auch die Juryarbeit. In diesem Jahr ist wieder eine hochkarätige Riege der Einladung Hoeschs gefolgt: Über die Kategorie „Best Performance by an actress“ urteilten u.a. die Schauspielerinnen und Schauspieler Jannik Schürmann, Susanne Wolff, Dennesch Zoudé, Benno Fürmann, Maria Schrader und Anna Loos sowie Produzenten und Dienstleister wie Philip Borbely (MMC) und Michael Souvignier (Zeitsprung).

Mit den besten Comedy-Programmen befassten sich u.a. Sky-Manager Marcus Ammon, Brainpool-Geschäftsführer Tobi Baumann, Oliver Vogel (Bavaria Fiction), Sam Davis (Rowboat) und Michael Kessler. Die dritte Kategorie, in der am Donnerstag in Köln gesichtet wurde: Current Affairs & News. Hier entschieden u.a. n-tv-Chef Hans Demmel, Helge Fuhst von Phoenix, Moderatorin Bettina Rust und Alexander Hesse von der Gruppe 5 über die eingereichten Produktionen. In den vergangenen Jahren klagte iEmmy-Botschafter Hoesch oft über die mangelnden Einreichungen aus Deutschland.

Doch das Prestige-Denken vieler deutscher Sender und der Wunsch, Programme international besser zu verkaufen, hat den Reiz eines iEmmy-Gewinns gesteigert. „Das Emmy-Fieber bei Sendern und Produzenten sinkt und steigt, wie es sich für eine gute Fieberkurve auch gehört. Im November vor der Preisverleihung ist sie am höchsten. Gehen Preise nach Deutschland, wie zu letzt an Christiane Paul, schlägt das Fieber in Ekstase um. Gewinnt man nichts, beginnt die Relativierung. Während der Jury Phase im Sommer sind alle busy und müssen sich die Termine wirklich aus dem Fleisch schneiden. Am Ende sind aber alle sehr froh, Teil dessen geworden zu sein“, sagt Hoesch.

iEmmys Jurysitzung© iEmmys/Broadview


Wie steht es um den Ruf deutscher Produktionen? „Deutsche haben einen phantastischen Ruf für Technik, Filmmusik und hohe Kunst. Bei Storytelling und Weltstars erfinden und entwickeln sind uns die USA und England immer noch meilenweit voraus. In meinen Augen ist der Abstand zur Weltspitze bei Dokus geringer als bei der Fiction“, meint Doku-Produzent Hoesch. Nach den Jurysitzungen des Tages wurde am Abend noch gefeiert in der Villa Marienburg, wo weitere Freunde der iEmmys geladen waren. Jetzt wird das Fieber erst einmal sinken. Im Oktober, bei der Bekanntgabe der Nominierungen, ist eine Steigerung wieder vorprogrammiert.