RTL hat in der zurückliegenden Saison einen ganzen Schwung an neuen eigenproduzierten Serien an den Start gebracht und es damit geschafft, sich zumindest zeitweise völlig von US-Serien freizumachen. Aus Quotensicht sieht die Bilanz allerdings eher durchwachsen aus: Ein neuer Erfolg vom Schlage von "Der Lehrer" oder "Magda macht das schon" war bei den neuen Produktionen noch nicht dabei, teils lagen die Quoten im einstelligen Bereich. Trotzdem zeigt sich RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann im Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" "sehr zufrieden".

Man habe sich ursprünglich vorgenommen, mindestens zwei der Serien "durchs Ziel zu bringen", am Ende seien es sogar drei geworden. Dazu gehört mit "Jenny - Echt gerecht" auch eine Serie, die im Schnitt nur auf knapp 10 Prozent kam und somit klar unter dem Senderschnitt lag. Die Quoten, die zum Ende hin immerhin anzogen, seien dabei nicht allein ausschlaggebend: "Wenn wir das Gefühl haben, dass die Geschichte stimmt und die Hauptfiguren verfangen, ist das ein guter Grund, weiter dran zu arbeiten und die Serie zu verlängern", so Hoffmann. Dass die Quoten nicht von Beginn an durch die Decke schossen, macht ihm dabei keine Angst: "Wir brauchen einfach Geduld. Bis man auf einem Sendeplatz, auf dem seit einem Jahrzehnt US-Fiction lief, den Zuschauern Lust auf eine neue Programmfarbe macht, ist es ein weiter Weg."

Generell hält er den eingeschlagenen Weg, verstärkt auf eigene Fiction zu setzen, für richtig. Dabei sei man für Kooperationen generell offen, will aber am liebsten selbst das Sagen behalten: "Was wir produzieren, möchten wir gerne für uns haben. Wir wollen selbst entscheiden, wann und wo wir welches Programm zeigen - die komplette Auswertung im Interesse der Mediengruppe RTL nutzen. Und dann zahlen wir das auch." Ein Modell wie es die ARD mit Sky bei "Babylon Berlin" eingegangen ist, hält er für "wenig nachvollziehbar": "Sie machen mit Gebührengeld einen Bezahlsender stark. 'Babylon Berlin' ist bisher in erster Linie ein Erfolg für Sky, doch die Zeche zahlt im Wesentlichen die ARD."

Die Streaming-Dienste mit ihren hohen Investitionen in Eigenproduktionen sieht Hoffmann nicht als Problem an. Er sehe das "eher als Nebeneinander, weniger als Gegeneinander", weil dort weniger für den Mainstream produziert werde. "Uns reicht die Nische nicht: Wir brauchen Reichweite". Trotzdem ärgert er sich über ungleiche Bewertungsmaßstäbe: "Spricht man etwa von 'Deutschland 83', werden zumeist unsere Quoten zitiert - und nicht allein die Preise, die die Serie national und international gewonnen hat. Allein an den Maßstäben von Streaming-Plattformen gemessen, preisgekrönt und weltweit verkauft, war sie also ein Riesenhit." Er selbst bewertet die Serie nicht als Fehlschlag: "Aus unserer Sicht sollte 'Deutschland 83' auch ein Signal sein. Wir wollten zeigen, dass wir das können, wollten Aufmerksamkeit nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Machern in der Branche." Durch die daraus entstandene intensivere Zusammenarbeit seien andere Serien wie "Magda macht das schon" ermöglicht worden.

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