Sean Bean ist ein Schauspielphänomen. Obwohl dieser Mann zu den besten seines Faches gehört, wurde es zum Running Gag, ihn in seinen Filmen und Serien immer wieder sterben zu lassen. Ob es nun der heldenhafte Tod in “Der Herr der Ringe” ist, sein poetischer Abgang in “Equilibrium” oder das bittere Ende in “Game of Thrones”. Er gilt als laufender Spoiler. So lag die Frage nahe, ob sein Markenzeichen auch in der neuen Crackle-Serie “The Oath” zum Einsatz kommt, die ab heute bei AXN zu sehen ist. Schnell wird jedoch klar, dass nicht sein Tod zu betrauern ist. Sondern der, der gesamten Serie.

 

Dabei klingt die Geburt auf dem Papier wie ein untypische Cop-Serie, die das Genre aufrütteln kann: In einer Mischung aus “Training Day” und “The Shield” widmet sich Joe Halpins (“Hawaii Five-0”) Serie einer geheimen und korrupten Welt von Polizeibanden, die tagsüber ihrem gerechten Job nachgehen und dann selbst Verbrechen begehen. Halpin war vor seiner Karriere als Autor zwölf Jahre lang als Undercover-Polizist in Los Angeles unterwegs und hat deswegen ordentlich Insidermaterial mitbringen können, um an die Authentizität eines “The Shield” herankommen zu können. Doch die Spannung rund um die Gangmitglieder, die ihre eigenen Reihen um jeden Preis schützen, wird immer wieder eingerissen. 

Dafür verantwortlich sind kopfschmerzerregende Kamerafahrten, die nie still zu halten scheinen. Nicht einmal, wenn die korrupten Cops zusammen in der Bar abhängen und sich einen Tequila Shot genehmigen. Realismus, den der Zuschauer nicht braucht. Das wirkt auf Dauer etwas abschreckend und ist schade. Denn was Showrunner Joe Halpin an Expertise zu leisten hat, ist eigentlich bemerkenswert packend. Nachdem die korrupten Polizisten nämlich vom FBI entdeckt werden, kommt es zum einfachen Deal: Freiheit anstatt Gefängnis für die Hilfe, ein größeres kriminelles Syndikat zu sprengen.

“The Oath" erzählt diese simple Geschichte beinahe genauso feinfühlig und logisch wie “The Shield”. Das ist wichtig, sind Charaktere hinter solch dunklen Machenschaften, die auf der einen Seite das Gesetz schützen, es dann aber hinterrücks erstechen, vielschichtig. Deswegen hat “The Oath” alles damit richtig gemacht, nicht nur Action und Explosionen für sich sprechen zu lassen, sondern auch die tiefen Gedanken der Protagonisten.

Sean Beans Figur gehört übrigens nur bedingt zu der Kategorie der ausführlich erzählten Charaktere. In der Tat ist es beinahe schon etwas frech, derart mit einem Star zu werben, der in der fertigen Serie lediglich eine kleine Nebenrolle verschrieben bekommt. Die Hauptrolle auf dem Serienplakat hätte es also nicht werden dürfen.

Ob er die zweite Staffel, die bereits bestätigt wurde, erreicht, wird an dieser Stelle nicht verraten. Doch was wichtiger als sein Überleben ist, ist der Austausch des Kameramanns. Sollte “The Oath” nämlich nicht nur inhaltlich auftrumpfen können, sondern auch bildlich, hat Crackle mit seiner Eigenproduktionen einen Volltreffer gelandet. So bleibt das Ganze aber leider ein unansehnliches Stück Serie mit endloser Wackelkamera, unplatziertem Schnitt und falsch ausgewählten Rap-Tracks. Mensch, 50 Cent, deine Musikvideos hast du doch auch hinbekommen.

Die 10-teilige erste Staffel von "The Oath" ist ab dem 29. Mai immer dienstags um 21:50 Uhr auf AXN zu sehen.