Falk ist eine extravagante Erscheinung. Er trägt Samtsakkos und bunte Socken und wie sein Vorname lautet, bleibt auch nach mehreren Folgen ein Rätsel. Er gilt als John McEnroe der Anwaltswelt und löst selbst aussichtslose Fälle mit seinem messerscharfen Verstand, anstatt mit trockenen Paragrafen – dumm nur, dass Falk gutes Essen und erstklassigen Wein viel lieber mag und sein verhasstes Leben als Anwalt daher gegen ein eigenes Restaurant tauschte.

"Ich kann nicht mit Menschen und mit Mandanten schon gar nicht", sagt er in der ersten Folge. Doch weil die Geschäfte nicht laufen, lebt Falk mit einer Schildkröte in einer Pension und muss schließlich in die angesehene Düsseldorfer Anwaltskanzlei zurückkehren, dessen Gründer die Leitung noch nicht vollends in die Hände seiner jungen Tochter geben möchte. Nein, dieser Falk ist kein Anwalt wie jeder andere – das wird sehr schnell klar in dieser neuen Serie, deren Drehbücher Peter Güde ("Mord mit Aussicht") nach einer Idee von Stefan Cantz und Jan Hinter schrieb.

Mit seinen Spleens erinnert die Figur an eine Mischung aus Dr. House, Monk und Professor T., ohne jedoch wie ein Abklatsch zu wirken. Das ist freilich auch eine Leistung des Hauptdarstellers. Fritz Karl passt ganz wunderbar in die Rolle des ebenso exzentrischen wie arroganten Dandys, der sogar das Wasser aus dem Aquarium trinkt, wenn es der Sache dienlich ist. So wie im Falle des Ministerpräsidenten, der gerne Dessous unter seinen Anzügen trägt, nun aber fürchten muss, dass die Öffentlichkeit von seiner heimlichen Leidenschaft erfährt.

Glücklicherweise kratzt "Falk" nicht nur an der Oberfläche, denn parallel zu den oft skurrilen wöchentlichen Fällen, für die in der von Pia Strietmann und Peter Stauch inszenierten ersten Staffel unter anderem Hugo Egon Balder, Martin Semmelrogge und Roberto Blanco vor der Kamera standen, erfahren die Zuschauer in einem durchgehenden Handlungsstrang mehr darüber, weshalb Falk so wurde wie er ist. Hinter der Fassade verbirgt sich nämlich eine große Portion Einsamkeit und Angst, weil er befürchtet, wie sein Vater an früher Demenz zu erkranken.

Falk© ARD/Kai Schulz

Mit "Falk" erfinden die ARD und die Produzenten von Bavaria Fiction das Fernsehen sicher nicht neu, doch fast vier Jahre nach der letzten Folge von "Mord mit Aussicht" ist dem Ersten wieder eine unterhaltsame Serie gelungen, die sich wohltuend abhebt von vorhersehbaren Langläufern wie "Um Himmels Willen" und "Tierärztin Dr. Mertens". Und anders als bei "Frau Temme sucht das Glück", der von einem Jahr vom Publikum abgelehnten Comedyserie, wird der Humor hier nicht mit der Brechstange, sondern auch mal etwas hintergründiger transportiert.

Hinzu kommt ein weitgehend stimmiges Ensemble. Neben Fritz Karl überzeugt Alessija Lause als eigenwillige Assistentin, die passenderweise auf den Namen Trulla hört. Auch Peter Prager macht als Alt-Chef der Anwaltskanzlei eine gute Figur. Einzig dessen von Mira Bartuschek verkörperte Serien-Tochter wirkt in vielen Szenen zu stark überzeichnet. Eigentlich reicht es ja, wenn in dieser Serie nur einer dick aufträgt - der Mann mit Samtsakko und den bunten Socken.

Das Erste zeigt "Falk" dienstags um 20:15 Uhr.