Kennen Sie Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen? Bei den sechs Herrschaften, die im Laufe der Jahre erstaunlicherweise eher jünger als älter geworden sind, handelt es sich natürlich um die Mainzelmännchen, die von Beginn an das ZDF prägten. Zwischenzeitlich waren sie sogar so begehrt, dass ein Privatsender Geld geboten haben soll, um dem eigenen Programm mit den kultigen Figuren zu zusätzlicher Bekanntheit zu verhelfen. Doch daraus wurde bekanntlich nichts. Noch immer treiben die Mainzelmännchen im ZDF ihr Unwesen – seit nunmehr 55 Jahren und damit genauso lange wie es den Sender gibt.

"Bis heute sind die Mainzelmännchen die bekanntesten Gesichter des ZDF", sagt Stefan Thies. Er muss es wissen, schließlich ist er Geschäftsführer der Firma NFP, die von Beginn an mit der Produktion beauftragt ist. Thies' Vater war es, der das Unternehmen einst mit Berlin als zweiten Standort gründete. Während Thies dort gemeinsam mit seinem Bruder Alexander fiktionale und dokumentarische Projekte umsetzt, dreht sich am Rhein fast alles um die Mainzelmännchen, die einst vom 2012 verstorbenen Zeichner Wolf Gerlach erfunden worden waren und nur einen Tag nach dem ZDF-Sendestart ihren ersten Auftritt hatten.

Was kaum jemand weiß: Die Mainzelmännchen entstehen nicht etwa in Mainz, sondern im Wiesbaden – also auf der "ebsch Seit'", wie man "drüben" in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt scherzt. Die Mainzelmännchen-Macher sind Wiesbaden auch nach einem Umzug in die Nähe des Schlossparks treu geblieben, wo ein weit über 300 Jahre altes Fachwerkhaus inzwischen die Heimat der beliebten Figuren ist. Im ersten Stock zeichnen gerade drei Frauen – alle schon seit zwei Jahrzehnten mit dabei – gerade die neuen Clips, teilweise noch auf Papier. Anders als in der Anfangszeit wirken die sechs Männchen heute wie aus einem Guss, auch weil das Merchandising wichtiger geworden ist.

"Früher konnte man noch genau erkennen, wer die Zeichnungen gemacht hat", erinnert sich Produktionsleiterin Martina Sasse im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.  Und so ist inzwischen alles fest geregelt, auch die Farben, die im Zimmer gegenüber in den Computer eingegeben werden. Die Folien, die einst mühsam zusammengestellt werden mussten, gehören auch bei den Mainzelmännchen längst der Vergangenheit an. Mehrere hundert Clips schaffen es dadurch inzwischen jährlich auf den Schirm. Gerade entsteht ein Mainzelmännchen, das eine Erdbeere kaut und schluckt. "Mehr ist in der Kürze der Zeit nicht drin", sagt eine der Zeichnerinnen über die in der Regel nur zwei Sekunden langen Einspieler.

Die Faustregel ist leicht zu merken: Eine Sekunde pro Bewegung. Große Geschichten sind da natürlich kaum möglich. Aller Zeitknappheit zum Trotz erfüllen die Figuren eine wichtige Aufgabe. "Die Mainzelmännchen gestalten die Werbepausen unterhaltsamer", sagt Hans Joachim-Strauch, dem Anton & Co. seinen Job als Geschäftsführer des ZDF-Werbefernsehens zumindest ein wenig erleichtern. Zufrieden verweist er darauf, dass das ZDF den geringsten Reichweiten-Verlust aller Sender beim Übergang von Programm und Werbung habe. "Das ist ganz sicher ein Verdienst der Mainzelmännchen."

Die stellen mittlerweile ein echtes Unikum im deutschen Fernsehen dar, nachdem regionale Figuren wie "Äffle und Pferdle" oder "Onkel Otto" verschwunden sind. Allerdings ecken die heutigen Zwergen-Geschichten nur noch selten an. Wenn ein Mainzelmännchen dem anderen mit einem Ventilator die Blätter vom Schreibtisch weht, dann ist das wohl schon das frechste, was man derzeit in den Werbepausen zu sehen bekommt. "Die Figuren sollen positiv rüberkommen, nicht schadenfroh oder gar aggressiv", so Produktionsleiterin Martina Sasse.

Auf Politik und Religion wird daher ebenso verzichtet wie auf Alkohol und Sex – und im Übrigen auch auf Mainzelfrauen. "Die führen ein sehr enthaltsames Leben, stets nach den zehn Geboten", fügt Strauch hinzu. Wichtig sei jedoch, dass es immer einen "Smiley" gebe, betont der Werbefernsehen-Chef. Derart harmlos, manche würden womöglich sagen langweilig, ging es in der Welt der Mainzelmännchen nicht immer zu. Als das ZDF den Figuren zuletzt zu Beginn des Jahrtausends einen komplett neuen Anstrich verpasste, ging auch schon mal ein Öltanker unter. In einem legendären Spot putzte sich eine der Figuren die Zähne – bis diese ausfielen.

So etwas sucht man heute vergeblich, denn das Urteil der Zuschauer war eindeutig, sie mochten die rabiaten Geschichten nicht. "Wir mussten daraufhin etwas zurückrudern und sind heute womöglich weichgespülter als wir es jemals waren", räumt Sasse ein. Vielleicht hat den sechs Männern aber auch genau das ein derart lange Fernsehpräsenz beschert. Die Rente der Mainzermännchen, da sind sich Sasse, Thiel und Strauch sicher, steht auch nach 55 Arbeitsjahren noch nicht an. Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen müssen also weiter schuften. Aber sie führen ja auch nicht das schlechteste Leben.