Herr Nowotny, Discovery macht überraschend also doch noch etwas anderes als Sport?

Der Fokus lag einige Zeit lang auf den sehr aufmerksamkeitsstarken Themen Olympia und Fußball-Bundesliga, aber wir waren nicht untätig, was das klassische Discovery-Feld des Factual Entertainment betrifft und hier würde ich gerne über DMAX sprechen. 2017 war ein aufregendes und sicher nicht leichtes Jahr für DMAX. Die zunehmende Fragmentierung ist eine Herausforderung, weil wir in der Programmierung zwar mit unserem Factual-Schwerpunkt unverändert einzigartig sind, aber im Kampf um die Zielgruppe Männer in den vergangenen Jahren neue Wettbewerber dazu gekommen sind. Das haben wir gespürt und daraus Konsequenzen gezogen.

Wie sehen diese Konsequenzen aus?

Wir werden DMAX weiterentwickeln. Doch lassen Sie mich erst kurz nochmals einen Blick zurück werfen und erklären, was wir nicht mehr machen werden und warum. So verabschieden wir uns von der Idee, fiktionale Inhalte anzubieten. Wir waren zufrieden mit „Queen of the South“ und werden auch noch die dritte Staffel zeigen, aber generell werden wir uns aus diesem Genre zurückziehen, in dem sich ja auch viele andere werbefinanzierte Fernsehsender mit anspruchsvollen Serien schwer tun. Wir wollen DMAX stattdessen neu erfinden und ein neues Kapitel für den Sender aufschlagen.

Aber DMAX wird jetzt kein Frauensender?

(lacht) Natürlich konzentrieren wir uns auch künftig auf unsere Kernzielgruppe Männer, aber beim genauen Blick auf die Interessen unserer Zuschauer - viele davon sind ja auch mit uns gealtert - sehen wir, dass die Bandbreite an Themen viel größer geworden ist als wir es bisher im Programm abbilden. Wir wollen versuchen, auch die Männer zu erreichen, die bislang zu DMAX vielleicht noch keinen Zugang gefunden haben.

Also weniger Testosteron bei DMAX und mehr z.B. „GQ“?

Weniger Testosteron trifft es auf jeden Fall. „GQ“ sind wir aber nicht, weil sich DMAX auch zukünftig durch bodenständige Charaktere auszeichnen wird, die geerdet und auf Augenhöhe mit dem Zuschauer sind. Aber wir wollen die Bandbreite vergrößern, in dem wir neben dem bekannten Factual Entertainment auch ins Entertainment vordringen und damit auf zwei Säulen setzen. Und das mit einem großen Investment: Wir haben unter den Sendern der dritten Generation schon heute das höchste Volumen an Eigenproduktionen, aber wir werden das Budget für Eigenproduktionen bei DMAX in diesem Jahr verdreifachen. So viel hat Discovery seit Bestehen des Senders noch nie in deutsche Programme investiert.

Wohin fließt das Geld?

Ein Teil fließt in unsere klassischen Factual Entertainment-Formate wie zum Beispiel die „Steel Buddies“, von denen wir noch mehr Episoden und auch Specials produzieren werden. Wir wollen so eine eingeführte Marke nochmals neu aufladen. Vor zwei Jahren war die Atlantiküberquerung von Michael Manousakis das erfolgreichste DMAX-Programm aller Zeiten. Da haben wir an der Marke von einer Million Zuschauer gekratzt. Deswegen wollen wir die Event-Strategie hier u.a. mit einem Auktionstag weiterverfolgen, für den sich Zuschauer dann auch bewerben können. Aber auch für die „Asphalt Cowboys“ und „112 - Feuerwehr im Einsatz“ sind wir in Überlegungen. Schon in den Anfangsjahren von DMAX haben wir mit den Ludolfs ja erfolgreiche Events realisiert. Mit diesen Formaten bedienen wir sehr gut den Kern von DMAX - jene treue Zuschauerschaft, die uns dafür liebt. Wir denken dabei aber nicht mehr nur als linearer Fernsehsender, sondern verstehen DMAX als eine 360 Grad-Marke, die auf allen Plattformen funktionieren muss.

Das klingt ja immer toll. Aber Geld verdienen sie doch nach wie vor fast ausschließlich über die lineare Ausstrahlung.

Sicherlich bedeutet ein 360-Grad-Denken bei einem Sender der dritten Generation etwas anderes als bei den großen Sendern. Es geht darum die Aufmerksamkeit unserer Zielgruppe zu wecken, egal wo sie unterwegs ist. Im Bereich Social Media haben wir z.B. erfolgreich Chats mit unseren Protagonisten umgesetzt. Das Programmbudget geht primär ins lineare Programm, aber auch damit wollen wir dorthin gehen, wo die Zielgruppe ist und haben z.B. mit dem 7TV-Joint-Venture einen wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht. Und wenn wir davon sprechen, wo wir Budget investieren: Wir werden dieses Jahr erstmals für die Access Prime produzieren.

Also erstmals eine tägliche Eigenproduktion für DMAX?

Genau, wir stecken da gerade in den Produktionsvorbereitungen für „A2 - Abenteuer Autobahn“, das wir mit hohem Volumen starten werden. Man könnte sagen: Wir portraitieren die A2, die bekannte Ost-West-Achse durch die Republik. Wir setzen das mit mehreren Erzählsträngen um. Wir begleiten die Feuerwehr, die Polizei, den Zoll, die Luftrettung und werden beim Straßenbau dabei sein. Es wird aber auch Reisende und Truck-Fahrer geben, die wir portraitieren. Das werden wir in hoher Taktung erzählen und mit Satellitenbild-Animation von einem Ort zum nächsten springen. Hier verbinden und verdichten wir Themen, die unser Publikum aus anderen Formaten kennt. Produziert wird das Format von Tresor TV.