Die Schweizer haben gerade erst mit großer Mehrheit gegen die Abschaffung der Rundfunkgebühren gestimmt, die Debatte in Deutschland rund um die Öffentlich-Rechtlichen geht jedoch weiter. Nun hat sich RBB-Intendantin Patricia Schlesinger in einem Gastbeitrag für die "FAZ" zu Wort gemeldet und eine breite Debatte zur Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen in ganz Europa gefordert. Gesucht werde nichts weniger als ein "europäischer Gesellschaftsvertrag über den Rundfunk und seine Funktion im digitalen Zeitalter", also eine Neufassung der europäischen Rundfunkidee, sagt Schlesinger.
Dafür müssten die Öffentlich-Rechtlichen in ganz Europa laut Schlesinger gemeinsam bestimmte Werte formulieren. Die RBB-Intendantin plädiert für "ein Höchstmaß an Objektivität, Meinungsvielfalt und Ausgewogenheit". Diese Werte seien aus sich heraus stark und für alle Menschen in Europa verständlich. "Sie gewinnen an Bedeutung in einer Zeit, in der die Wahrheit zwischen Fakten und ‘alternativen Fakten’ zerrieben wird."
Würden die Sender in Europa diese Werte gemeinsam formulieren, wäre das ein Appell für die Rundfunkfreiheit und ein Zeichen der Solidarität unter den Sendern. Ein neu definierter Rundfunk könnte laut Schlesinger auch "ein Bollwerk gegen die Schwächung der europäischen Demokratien" sein. Diskutiert werden soll die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen von ihren Mitarbeitern und den Nutzern. Die Sender sollen dafür die nötigen Foren schaffen, sagt Schlesinger. Wie das aber genau aussehen soll, bleibt unklar.
Ausgangspunkt zum Austausch unter den Sendern soll die EBU werden, in der derzeit 73 Sender aus 56 Ländern vereint sind. Schlesinger plädiert zudem für "neue Angebote", diese könnten der "Motor der Integration" sein. Konkret schlägt sie eine Plattform der Öffentlich-Rechtlichen vor, auf der europäische Produktionen für alle Menschen Europas zugänglich wären. "Es wäre ein Fenster zur Vielfalt Europas."