Frische-Ranking: RTL überholt das ZDF, Sat.1 holt auf

Nachdem sich die private RTL-Konkurrenz im Januar, wenn der Kölner Marktführer nicht nur das Dschungelcamp sondern im Umfeld auch weitere schwere Geschütze auffährt, noch wie gewohnt merklich zurückgehalten hatte, gab's im Februar dann schon wieder spürbar mehr frisches Programm zu sehen. Dies spiegelt sich in unserem monatlich erhobenen Frische-Index wider,  für den wir auswerten, welchen Anteil ihres Abendprogramms (20:15 Uhr bis Mitternacht) die acht großen Vollprogramme mit "frischem" Programm (also Erstausstrahlungen oder zumindest Free-TV-Premieren) bestücken.

Besonders stark schossen hier im Vergleich zum Januar die Zahlen bei Sat.1 nach oben (+34 Prozentpunkte), auch RTL II und Vox legten massiv zu, bei ProSieben verzögerte sich der Startschuss teils bis zum Monatsende - erst jetzt startet dort die Serien-Offensive. Das sorgte dafür, dass zwar auch ProSieben immerhin die 50-Prozent-Marke übersprang - also mehr Erstausstrahlungen als Wiederholungen im Abendprogramm zeigte - aber in der Hitliste der acht großen Sender bis auf den vorletzten Platz durchgereicht wurde. Nur kabel eins landete noch dahinter. Hier ging der Frische-Anteil im Vergleich zum Januar gegen den Trend sogar zurück. Dafür verantwortlich war, dass Rosin gegen Fußball-Konkurrenz teils nur in Wiederholungen lief.

Ganz vorne lag Das Erste, RTL lag aber nur hauchdünn dahinter und damit noch vor dem ZDF - wobei sich die drei Sender vorne nicht viel schenken. Trotzdem: Das gewohnte Bild ist, dass die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ein gutes Stück vor RTL als in der Regel dem Privatsender mit dem höchsten Frische-Anteil rangieren. Dass RTL nun auf Augenhöhe mit ARD und ZDF lag, ist schon bemerkenswert. Anders als bei Sat.1 oder ProSieben war der Frische-Anteil übrigens auch im Vergleich zum Februar 2017 höher. Hier macht sich die hohe Anzahl eigenproduzierter Serien in Erstausstrahlung ebenso bemerkbar wie beispielsweise die Entscheidung, am Freitagabend auch am späteren Abend mit "Kopfgeld" noch ein neues Format auszuprobieren.

DWDL.de-Frische-Index - Februar 2018

Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.