Als Deniz Yücel nach einem Jahr und zwei Tagen aus türkischer Untersuchungshaft entlassen wurde, da herrschte vor allem Freude und Erleichterung. Eine Ausnahme bildeten die AfD und einige ihrer Anhänger. Anlass: Yücel hat in der Vergangenheit auch manch provokative Meinungsäußerungen getätigt, etwa 2011 in einer "taz"-Kolumne zum Thema Geburtenschwund unter dem Titel "Super, Deutschland schafft sich ab!". Aus dieser satirischen Kolumne werden schon seit Monaten immer wieder einzelne Sätze ohne Gesamtzusammenhang zitiert - etwa der: "Der baldige Abgang der Deutschen aber ist Völkersterben von seiner schönsten Seite."

Nun hat die AfD eine Debatte über die "Äußerungen von Deniz Yücel" auf die Tagesordnung der morgigen Bundestags-Sitzung setzen lassen. Ab 17:15 Uhr soll demnach 45 Minuten über den Antrag der AfD-Fraktion auf eine Missbilligung der sechseinhalb Jahre alten, im Rahmen einer Kolunne getätigten Äußerungen debattiert werden.

Der Deutsche Journalisten-Verband wirft der AfD-Fraktion angesichts dessen vor, das Parlament für Medienhetze missbrauchen zu wollen. "Es ist geradezu absurd, dass die AfD den Bundestag als Bühne für ihr gestörtes Verhältnis zur Presse- und Meinungsfreiheit benutzen will", so der Bundesvorsitzende Frank Überall. Erneut stelle die AfD unter Beweis, dass sie nicht zwischen journalistischen Stilformen unterscheiden könne. Bewusst versuche sie, satirische Äußerungen als Tatsachenbehauptungen hinzustellen. "Das sollten sich die Abgeordneten der anderen Parteien nicht bieten lassen." Auch mit diesem Text hat die AfD aber ihr Ziel natürlich bereits erreicht: Schlagzeilen zu generieren.