"Farbenblind"
von Trevor Noah

Erschienen im März 2017
im Karl Blessing Verlag

Gebundene Ausgabe (336 Seiten) 
Preis: 19,99 Euro
Auch verfügbar als: Kindle-eBook


Der 33-jährige Host der "Daily Show" bei Comedy Central schreibt eine Biografie. Ist das nicht viel zu früh? Nein. Das "Farbenblind" bzw. im Englischen "Born a Crime" betitelte Buch widmet sich nicht seiner Karriere sondern seinem Aufwachsen in Südafrika. Dank seiner launigen Schreibweise wird die Zeit der Apartheid - und die Ungewissheit in der Zeit unmittelbar danach - zu greifbarer Unterhaltung, was bei einem so sperrigen Thema schon ein großer Verdienst ist. Über seine heutige Arbeit verliert Trevor Noah wenige Worte. Stattdessen liefert er mit "Farbenblind" eine auch weltgeschichtlich  gehaltvolle Biografie seiner jungen Jahre, die Fans seiner LateNight-Show aufgrund des Humors im Angesicht der Tragödie gefallen wird. Zwischen familiärem Drama und gesellschaftlichem Umbruch lernen wir, wie sich Trevor Noahs Gespür für Gerechtigkeit speist, das ihn bei der "Daily Show" mit dem Duktus des neutralen Außenseiters analysieren und Witze reißen lässt.


"Herbstblond
"

von Thomas Gottschalk

Erschienen im Oktober 2016
im Heyne Verlag
Gebundene Ausgabe oder Taschenbuch
Preis: 19,99 Euro bzw. 9,99 Euro
Auch verfügbar als: Kindle-eBook und Hörbuch

Über zwei Jahrzehnte hinweg präsentierte Thomas Gottschalk die größte Unterhaltungsshow des deutschen Fernsehens, doch der gebürtige Kulmbacher hat in seiner Karriere freilich weit mehr erlebt als "Wetten, dass..?" - und man verrät sicher nicht zu viel, wenn man sagt, dass längst nicht alle seine Fernsehauftritte von derartigem Erfolg gekrönt waren. In seiner Biografie "Herbstblond" schreibt Gottschalk daher auch über den ihm eigenen Umgang mit Misserfolgen und gewährt darüber hinaus Einblicke in das Leben eines Mannes, der aus einfachen Verhältnissen kam und zur schillernden Figur wurde. Die große Stärke des Buches liegt in der Sprache: Wer "Herbstblond" liest, hört Thomas Gottschalk auf jeder einzelnen Seite sprechen. Streng genommen braucht's dafür also nicht mal das Hörbuch.

"Geht nicht gibt's nicht!"
von Regina Ziegler

Erschienen im Oktober 2017
im C. Bertelsmann Verlag
Gebundene Ausgabe
Preis: 22,00 Euro
Auch verfügbar als: Kindle-eBook

Diese Frau hat einen hohen Wiedererkennungswert - und das nicht nur wegen der auffallend roten Haare. Es ist viel mehr die ehrliche und oft direkte Sprache, die Regina Ziegler auszeichnet. Was man schon im persönlichen Gespräch, auf Bühnen und in Interviews erleben konnte, setzt sich in der Biografie der Filmproduzentin fort. Die wichtigste Erkenntnis nach der Lektüre: Ziegler weiß sich zu inszenieren und Geschichten zu erzählen. Bei einer so langen Karriere ist exzessives Namedropping dabei wohl unumgänglich. Ein enormes Selbstbewusstsein spricht aus den Geschichten ihrer Karriere, die zu Zeiten begann als die Film- und Fernsehbranche noch weitaus testosterongesteuerter war als heute. Ihr starkes Ego war dabei von großer Hilfe und führt in Buchform zu einer flotten Lektüre. „Geht nicht, gibt‘s nicht“ ist ein Appell ans Bauchgefühl und eigene Überzeugung in einer Produktionswelt der Marktforschung, Riskiominimierung und endlosen Überlegungen.

"Hauptsache, die Chemie stimmt"
von Bryan Cranston

Erschienen im Oktober 2017
bei Fischer Taschenbuch
Broschierte Ausgabe
Preis: 14,99 Euro
Auch verfügbar als: Kindle-eBook

Der deutsche Titel der Biografie - wie auch das Cover - führen in die Irre: Vermutlich ist es verkaufsfördernd, Bryan Cranstons Biografie vollends auf „Breaking Bad“ zuzuschneiden. Im englischen Original jedoch ist nicht Walter White sondern Bryan Cranston auf dem Cover zu sehen - und der Titel „A life in parts“ umschreibt weitaus besser, was das Buch lesenswert macht: Wir bekommen erfreulich uneitel das Leben und die Karriere eines Schauspielers erzählt, der vor „Breaking Bad“ nur Wenigen ein Begriff war. Sicher kommen auch Fans der Kultserie nicht zu kurz, aber das Buch hat erfreulicherweise mehr Tiefe als man bei der deutschen Aufmachung vermuten könnte. An der Übersetzung wiederum kann man nichts aussetzen. Die Botschaft der hier in einer Sammlung von Anekdoten erzählten Lebensgeschichte kommt zwar aber nicht ohne den üblichen amerikanischen Pathos („Lebe deinen Traum“) aus, aber das sei Cranston verziehen. Lohnt sich trotzdem!


"London Calling: Als Deutsche auf der Brexit-Insel"
von Annette Dittert

Erschienen im Oktober 2017
bei Hofmann und Campe

Gebundene Ausgabe (272 Seiten) 
Preis: 20,00 Euro
Auch verfügbar als: Kindle-eBook

Wer die ehemalige ARD-Korrespondentin Annette Dittert und ihre Liebe zu Großbritannien kennt, der könnte verstehen warum man "London Calling" im weitesten Sinne als Biografie verstehen kann: Dittert liebt ein Land, am dem sie immer wieder auch verzweifelt - besonders seit dem Brexit-Referendum. Sie leitete einst die ARD-Büros in Warschau und New York, aber London war die Stadt, die sie nicht mehr los gelassen hat. Das Buch erzählt von ihrem Leben auf einer Insel, die sie persönlich fasziniert und journalistisch angesichts politischer Entscheidungen mitunter ratlos macht. Wir reisen mit ihr durch ihre Wahlheimat. Diese Mischung aus Anekdoten über Britishness in all seinen Facetten und dem Versuch, den Brexit-Irrsinn zu verstehen, macht "London Calling" zum derzeit wertvollsten Buch über die Metropole an der Themse und das oft manchmal merkwürdige Land, dessen Hauptstadt sie ist. Nicht oft gelingt diese Balance zwischen Leichtigkeit und Tiefe. Annette Dittert meistert sie.