"Start in 3...2...1...und ab!" - Wenn dieser Moment eingeläutet wird, muss nicht nur der Moderator das Publikum begrüßen und der Kameramann aufmerksam sein. Für den Bildmischer bzw. Bildmeister, der in der Regie sitzt, bedeutete es dann auch höchste Konzentration, damit der Zuschauer ein durch und durch vernünftiges Fernseherlebnis geliefert bekommt. Er sagt nämlich an, welches Fernsehbild das Publikum vor den Flimmerkisten zu sehen bekommt. Während er auf die vielzähligen Monitore vor sich schaut, die alle Kameras im Studio einfangen, muss er dabei blitzschnell entscheiden, welcher Blickwinkel in welchem Moment am meisten Sinn macht. Da diese Beschreibung ziemlich simpel klingt, eine Fernsehsendung das bekanntermaßen aber eher nicht ist, haben wir uns mit Bildmeister Oliver Dauer vom WDR über seine Profession unterhalten und herausfinden wollen, wo die Unterschiede zum Cutter liegen und wie ein typischer Arbeitsalltag aussieht.

Anfang des Jahres wurde im Karriere-Special bei DWDL.de bereits ergründet, dass ein Cutter bzw. der Filmeditor das bei Dreharbeiten entstandene Rohmaterial durch seinen Schnitt in Form bringt. Während der Filmeditor jedoch eine bestimmte Deadline hat, sein Projekt fertigzustellen, sieht es beim Bildmischer etwas anders aus. "In meinem Beruf habe ich nur eine Chance", sagt Dauer. "Da wir die Bilder live zusammenschneiden, sieht der Zuschauer direkt, was ich mache. Mein Schnitt ist nicht wiederholbar und wenn man bedenkt, dass das dann wie beim Fußball direkt über 27 Millionen Menschen zu sehen bekommen, ist das schon ein verrücktes Gefühl. Man hat immer im Hinterkopf: Da schauen jetzt alle zu, was ich gerade mache."

Deutlich wird dadurch, was ein angehender Bildmischer vor allem sein sollte: stressresistent. Wer in hektischen Situationen eher durchdreht, als einen kühlen Kopf zu bewahren, dürfte am Schnittpult während einer Live-Sendung am falschen Platz sein. An was es ebenfalls nicht mangeln sollte, ist eine gewisse Kommunikationsfähigkeit, da intensiv mit der Regie zusammengearbeitet wird, eine sehr schnelle Auffassungsgabe, ein Mindestmaß an Technikverständnis, sowie eine kreative und künstlerische Ader.

"Anstrengend können aber auch die Arbeitszeiten sein. Wir haben eben keinen klassischen Nine-To-Five-Job", führt der WDR-Bildmeister die Liste der Arbeitsaufwände fort. "Zu sehr früher Stunde oder andersrum zu sehr später Stunde zu arbeiten, kann immer mal wieder vorkommen. Wochenenden sind nicht immer Wochenenden und Feiertage manchmal eben doch Arbeitstage. Dafür hat man manchmal unter der Woche ein paar Tage frei." Das könne man laut ihm dann besonders gut wegstecken, wenn man noch jung ist. Zu Problemen kann es aber kommen, sobald man älter wird und sich eine Familie aufbauen möchte.

Oliver Dauer lässt sich davon aber nicht seine Begeisterung für den Job nehmen. Er ist seit über 20 Jahren im Geschäft und schätzt vor allem die kreative Freiheit, die er bekommt und die abwechslungsreichen Projekte. "Ob ich nun für ein Magazin arbeite, für eine Talk-Show oder ein Fußballspiel – da kann einem doch gar nicht langweilig werden. Außerdem liebe ich es, am unmittelbaren Geschehen teilzunehmen und dem Zuschauer die Reaktionen und Emotionen zu übergeben, die man einen kurzen Moment zuvor erst selbst erfahren hat." Bei Formaten wie Magazinen könne es zwar schonmal vorkommen, dass man bei fortführenden Ausgaben einen ungefähr gleichen Ablauf entwickelt und somit Routine reinbekommt. Spannend bleibe es aber selbst dort, da die Inhalte stets variieren.

Variieren kann auch der Arbeitsplatz. Da die Sendung immer vor Ort geschnitten wird, sollte man in diesem Beruf nicht darauf hoffen, nur in der Heimatstadt sitzen bleiben zu können. Dauer, der beim WDR in Köln sitzt, müsse so auch mal nach Berlin, beispielsweise wenn die Bundestagswahlen anstehen. Reisefreudig solle man laut ihm auf jeden Fall sein. Durch solche Arbeitsausflüge komme man dann auch an die Projekte, die einen wirklich fordern können: "Bei Sportevents kann man vorher ja nie sagen, wie sie genau verlaufen und ausgehen werden. Das ist schon sehr spannend. Gleiches Spiel bei den Bundestagswahlen vor ein paar Wochen. Da ist die erste halbe Stunde dann zwar vorgegeben, sobald um 18 Uhr dann aber die erste Prognose kommt, wird auf Zuruf gearbeitet. Schnell umschalten und reagieren müssen ist dann für mehrere Stunden die Arbeit, die du hoch konzentriert erledigen musst." Das gilt laut ihm auch für große Samstagabendshows, die oft Talk, Spiele, Musikauftritte und noch mehr in einer Sendung vereinen. "Das ist dann alles sehr bunt und mit vielen Kameras ausgestattet. Da merkt man am Ende des Tages, was man gemacht hat."

Anfangen sollte man laut Dauer aber sowieso erst einmal klein. "Als Grundvoraussetzung sehe ich die Ausbildung als Mediengestalter. Dann ist man breit aufgestellt und sieht in dieser absurden Fernsehwelt schon mal etwas durch. Danach geht es darum, sich zu spezialisieren. Einen Ausbildungsplatz als Bildmischer zu finden, ist gar nicht so einfach, da der Beruf als solcher gar nicht richtig etabliert ist – es ist ein Job, den du mit Erfahrung erlernst. Theoretisch könnte ich dir jetzt nämlich alles erklären, doch bringt dir das dann erstmal gar nichts, wenn ich dich einfach vor das Schnittpult setze. Die Griffe müssen geübt werden und man muss an seinen Aufgaben wachsen."

Übung hat er selbst freilich schon genug. Doch wie zukunftsträchtig ist diese Berufslaufbahn eigentlich? "Nachdem ich dieses Jahr 50 wurde, habe ich mir die Frage auch gestellt. Kann ich diesen Job mit all dem Stress und der Auffassungsgabe, die immer benötigt wird, bis zum Ende durchziehen? Die Medienwelt ändert sich immer schneller, die Inhalte werden immer schneller – wenn man älter wird, fällt es einem dann auch schwerer, da am Ball zu bleiben. Die Frage, ob man das bis zur Rente schafft, ist also eine spannende." Dauer verzagt jedoch nicht und ist selbstbewusst genug, zu wissen, dass er sich auch selbst noch weiterentwickelt: "Der logische nächste Schritt für einen Bildmischer geht zur Regie. Nach all den Jahren, die man eng mit eben dieser zusammenarbeitet, weiß man wie dort die Abläufe auszusehen zu haben."