Mit Würdigungen ist das ja so eine Sache. Wenn Laudatoren bei Preisverleihungen zur Lobhudelei für einen Kollegen ansetzen, dann wird es für die Zuhörerschaft oft schnell ermüdend. Während das Lebenswerk auf der Bühne in gefühlter Echtzeit durchgekaut wird, macht sich in den Rängen nicht selten Unruhe breit, weil das Buffet im Foyer verlockender erscheint als das siebte Jugend-Anekdötchen des Preisträgers. So gesehen ist es von der ARD zumindest mutig, die Idee der Lobhudelei zum eigenständigen Fernsehformat aufzumotzen. Den Anfang macht Carolin Kebekus, die Jürgen von der Lippe feiert, wie es im Sendungstitel heißt.

Dass ursprünglich offenbar mal eine Ehrung angedacht war, zeigt sich an den "ehrt"-Schriftzügen, die im Hintergrund der Komikerin zu erspähen sind. Dass man sich letztlich fürs weniger hochtrabende Feiern entschied, trifft den Kern des Formats allerdings ungleich besser. Quasi im Schnelldurchlauf wird den Zuschauern ein Rückblick auf die Karriere aufgetischt, der sich später gut und gerne auch als unterhaltsamer Nachruf zweitverwerten lässt – so wie das ja im Übrigen auch zu erwarten ist, wenn etwa Michael Kessler in einigen Wochen an Heinz Erhardt erinnern oder Florian Silbereisen über das Leben von Rudi Carrell sinnieren wird.

Sonderlich tiefschürfend ist das im Falle von Jürgen von der Lippe nicht, weil in 45 Minuten schlicht zu viele Ausschnitte aus der ARD-Schatzkiste gekramt werden, die dann stets von Laudatorin Kebekus kommentiert werden müssen. Das erinnert bisweilen etwas zu sehr an die aus der "Chartshow" gewohnten Elemente, auch wenn Kebekus glücklicherweise ein Platz in der Bluebox erspart blieb. So sitzt sie nun also auf einem recht tristen Sofa und darf daran denken, wie es war, neben von der Lippe auf der Bühne zu stehen oder einst mit der ganzen Familie "Geld oder Liebe" gesehen zu haben.

Der Zuschauer sieht, wie Kebekus etwas abfällig über den tatsächlich fragwürdigen Mode-Geschmack des passionierten Hawaiihemdenträgers philosophiert oder über dessen Witze vergangener Tage lacht. "Alles unter der Gürtellinie, alles, was in der Hose passiert, ist lustig", sagt sie, als Lippes nicht immer feiner Humor auf der Tagesordnung steht. Das sei das Band, das beide zusammenhalte. Später erinnert sich Kebekus noch daran, wie sie in ihrer Jugend zu seinem "Blumenmann"-Song zusammen mit Freunden "Pflanzen konsumiert" habe. So weit, so belanglos.

Etwas Neues aus der besonderen Beziehung zwischen Laudatorin und dem von ihr gefeierten Künstler erfährt man darüber hinaus leider nur selten. Das ist schade, weil genau darin ja der USP dieser Sendung liegen sollte, die vom Ersten etwas verschämt auf dem zweiten Comedy-Sendeplatz am späten Donnerstagabend gezeigt wird, für den der Sender noch immer kein passendes Rezept gefunden hat. Zum leichten Karriere-Ritt taugt die Spätabend-Feierei allemal. Ansonsten ist es leider wie so oft bei Würdigungen. Mit der Zeit ist man froh, wenn sie vorbei sind.