Wie fair ist der Wettbewerb der deutschen Medien mit amerikanischen Großkonzernen wie Facebook und Google? Nachdem RTL-Chefin Anke Schäferkordt in ihrer Keynote bei der Eröffnung der Medientage München hart mit der Politik ins Gericht ging (DWDL.de berichtete), wurde dieser Faden auch bei einer anschließenden Diskussionsrunde aufgenommen. Wie praktisch, dass mit Patrick Walker ein Vertreter von Facebook zu Gast war, der gleich zu Beginn darauf verwies, dass Deutschland ein Ort der härtesten Kritiker des sozialen Netzwerks sei.

Christof Wahl© Medientage München
"Wir arbeiten rund um die Uhr daran, Menschen näher zusammenzubringen", sagte Walker, räumte aber ein, "eine Menge Arbeit vor uns" zu haben. Gleichzeitig verwies er auf neue Möglichkeiten für Medienhäuser, die durch Facebook erst möglich geworden seien. ProSiebenSat.1-Digitalvorstand Christof Wahl (Foto) bezeichnete Facebook als "Frenemie", also als Mischung aus Freund und Feind. Facebook sei "ein wichtiger Faktor zur Verbreitung unserer Medieninhalte", aber eben auch eine "große Bedrohung", sagte er mit Blick auf die zuvor schon von Schäferkordt kritisierte E-Privacy-Regulierung.

Doch Wahl sieht auch das eigene Haus in der Pflicht. "Es reicht nicht zu jammern und zu fordern", betonte der ProSiebenSat.1-Vorstand und verwies etwa die zusammen mit RTL und United Internet ins Leben gerufene Log-in-Allianz, die man sich selbst noch vor zwei Jahren nicht habe vorstellen können. "Obwohl wir ein bedeutender Vermarkter sind, müssen wir uns mit anderen zusammentun, um noch schlagkräftiger zu werden", erklärte Christof Wahl, der das "Zeitalter der Allianzen" gekommen sieht. Und doch reiche der Zugriff auf Daten von Nutzern nicht aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Mit ganz anderen Problemen hat derweil der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu kämpfen. Für ARD und ZDF geht es nicht zuletzt um die Frage, wie sie in Zukunft die jungen Menschen erreichen können. Die ARD-Vorsitzende Karola Wille sieht die Anstalten jedoch auf einem guten Weg. Das vor einem Jahr gestartete Content-Netzwerk funk sieht sie als Erfolg. "Wir müssen auch da, wo sich gesellschaftliche Kommunikationsräume verändern, bei den Menschen sein", verteidigte Wille das Engagement in sozialen Netzwerken. "Wir wollen natürlich nicht, dass unsere Inhalte kommerzialisiert werden, aber wissen natürlich um die Spielregeln solcher Plattformen."

Dass die Diskussion lebhaft war, lag aber auch an Klaas Heufer-Umlauf, der zum zweiten Mal durch die Eröffnung der Medientage München führte. Aus persönlichem Interesse gefragt, wie wichtig das klassische Fernsehen für ProSiebenSat.1 angesichts wachsender Commerce-Aktivitäten sei, konnte ihn Digitalvorstand Christof Wahl aber zumindest zwischenzeitlich beruhigen: "Das Fernsehgeschäft ist unsere DNA. Da müssen Sie sich keine Sorgen machen."

Mehr zum Thema