Herr Fink, BurdaStudios produzieret mit "Grip" und der "Focus TV Reportage" zwei sehr langlebige Formate. Das "K1 Magazin" gibt es nun auch schon seit 20 Jahren, hier sind Sie seit 2011 mit dabei. Wann kommt denn mal wieder was Neues?

Wir haben sehr langlebige Produktionen, die deshalb so lang laufen, weil sie stabile Marktanteile erzielen. Welche Formate können das heute so von sich behaupten? Für uns ist daher zentral, zusammen mit den Sendern dieses stabile Niveau zu halten. Das heißt aber nicht, dass wir nur noch an der Pflege des Bestandes interessiert sind. Wir haben mit RTL einige sehr erfolgreiche Dokumentationen gemacht, die jeweils im Anschluss an große Spielfilme liefen. Sei es über Niki Lauda oder über die Adidas/Puma-Brüder. Das wollen wir weiterentwickeln. Gleichzeitig nehmen wir an Pitches teil, um neue Produktionen an Bord zu holen. Unsere Lust auf neue Formate ist ungesättigt. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr auch mal wieder ein größeres Projekt an Land ziehen.

Der Schwerpunkt bleibt aber der Factual-Bereich?

Ja. Die Mannschaft rund um Guido Bolten sind ausgewiesene Factual-Experten. Das ist der Bereich, auf den sie sich konzentrieren. Das ist unsere Stärke.

Die "Focus TV Reportage" läuft in Sat.1 über die Drittsendelizenz. Jetzt muss Sat.1 die Formate nicht mehr zeigen und hat andere Formate von Drittanbietern bereits aus dem Programm genommen, was machen Sie anders?

Wir sind von der Entscheidung genauso betroffen wie alle anderen und haben in diesem Bereich einen deutlichen Auftragsrückgang hinnehmen müssen. Sat.1 nimmt uns derzeit freiwillig Produktionen ab. Das ist aber letztlich der guten Zusammenarbeit und dem Bedarf des Senders geschuldet. Das freut uns natürlich, auch wenn es nach Umfang und Volumen nicht das ist, was uns die Bestimmungen der Drittsendelizenz eigentlich garantieren würden.

Wie geht es in der Sache nun weiter?

Dass es zu dieser Entscheidung im Eilverfahren kam, hat uns überrascht. Die einhellige Meinung aller beteiligten Juristen war, dass das nicht passieren wird. Nun sind wir keine Kläger oder Beklagte, sondern nur Beobachter. Dennoch sind wir sehr gespannt, in welche Richtung sich die Sache in den nächsten Jahren entwickeln wird. Wie viel wir nächstes Jahr für Sat.1 produzieren dürfen, wissen wir noch nicht. Der Sender ist da selbst in einem Entscheidungsprozess, der denke ich noch nicht beendet ist.

Wenn es nur nach den Quoten ginge, dürfte die "Focus TV Reportage" wohl bald Geschichte sein, oder?

Ich finde unsere Quoten eigentlich gar nicht schlecht. Wenn ich die 14- bis 49-Jährigen nehme und Sat.1 dort im Schnitt auf 8 bis 10 Prozent kommt, und wir mit einem sehr spezifischen Format 6 bis 8 Prozent holen, würde ich nicht sagen, dass wir unterliefern. Da gab es andere Formate, wo Sat.1 zum Beispiel am Samstag in der Access Primetime nur 4 Prozent geholt hat. Das tat ihnen wahrscheinlich viel mehr weh als 6 bis 8 Prozent um 23 Uhr. Es stellt sich für den Sender ja auch die Frage der Alternativen. Wer weiß schon, was Sat.1 da mit Wiederholungen holen würde. Die Tatsache, dass wir unabhängig von der Drittsendelizenz noch produzieren dürfen, spricht für mich dafür, dass wir eine Daseinsberechtigung mit der "Focus TV Reportage" im Sat.1-Programm haben.

Ich finde unsere Quoten eigentlich gar nicht schlecht.

Wie steht es um Ihren Bezahlsender BonGusto? Vor rund zweieinhalb Jahren ist das Team ja von Köln nach München gezogen und es sollte mehr Eigenproduktionen geben. Im Sommer lief dann auch tatsächlich eine Reportage-Reihe, sonst hört man aber eher wenig vom Sender.

Wir sind mit dem, wo BonGusto derzeit als Bezahlsender steht, zufrieden. Mit diesem Stand-Alone-Angebot alleine werden wir uns in der Zukunft aber nicht mehr neu erfinden. Deshalb machen wir uns ernsthafte Gedanken, den Fokus zu erweitern.

Inwiefern?

Was wir derzeit besonders interessant finden ist eine Erweiterung des bestehenden Senders vom Thema Food auf den etwas weiter gefassten Begriff der Ernährung. Wir glauben, dass die Sensibilität der Nutzer bei diesem Thema stark zunimmt. Wir planen hierzu ein digitales Service-Angebot  zu etablieren, und deutschlandweit eine große Community zum Thema Ernährung aufzubauen. Das wäre ein interessantes zusätzliches Geschäftsmodell. Wir überlegen auch, ob ein zusätzlicher Free-TV-Sender in diesem Bereich Sinn machen könnte. Da stehen wir aber erst am Anfang eines ergebnisoffenen Entscheidungsprozesses.

Zuletzt hieß es, BonGusto wolle 2016 offiziell seine Einschaltquoten erheben lassen. Warum ist das bislang noch nicht passiert?

Wir hatten da zuletzt ein paar Tests laufen, weil wir mit Partnern wie den Experten von Goldbach überlegen, wann dafür der richtige Zeitpunkt wäre. Noch sind wir aber nicht so weit, wir diskutieren das sehr intensiv.

Wenn man auf die Entwicklung der Geschäfte schaut, ist der Bereich Publishing aber mit Sicherheit der, der am stärksten wächst und auch künftig wachsen wird.

Neben den TV-Produktionen, die Sie im Bereich Pictures bündeln, gibt es bei BurdaStudios auch noch die Bereiche Publishing rund um Bunte.de sowie Live-Entertainment mit MusicStarter. Welcher der drei Bereiche ist eigentlich der wichtigste?

Wichtig sind alle. Wenn man auf die Entwicklung der Geschäfte schaut, ist der Bereich Publishing aber mit Sicherheit der, der am stärksten wächst und auch künftig wachsen wird. Und da wiederum allen voran Bunte.de als Plattform. Und Plattform meint in diesem Fall nicht nur eine Webseite, sondern ein echtes Frauen-Netzwerk. Damit kamen wir im August insgesamt auf acht Millionen Unique User.

Anfang 2016 haben Sie gesagt, rund um Bunte.de soll Deutschlands größtes Frauen-Netzwerk entstehen. Wie weit sind Sie auf diesem Weg?

Das Ziel haben wir eigentlich schon erreicht, im Sommer waren wir mit den bereits angesprochenen acht Millionen Unique Usern ja schon Nummer eins. Diesen Status kann man auch immer verlieren, aber mit der Entwicklung sind wir zufrieden. Jetzt geht es darum, von diesen acht Millionen möglichst viele User noch genauer kennenzulernen, um für sie maßgeschneiderte Angebote zu entwickeln.

Und inhaltlich? Ist der Start weiterer Portale angedacht?

Das haben wir in der Tat intensiv diskutiert. Wir haben aktuell zwei Projekte: Bunte.de war bislang vor allem im klassischen People-Segment aktiv, das haben wir vor zwei Monaten um vier Verticals erweitert. Da geht es um Familie, Fashion, Fitness und Beauty. Wir werden da breiter als bislang wahrgenommen und können so wachsen. Hinzu kommt ein Loyality-Programm für Bunte.de-Nutzer, das ebenfalls seit rund acht Wochen online ist. Weiter wachsen wollen wir außerdem im Video-Bereich.

Und das zweite Projekt?

Das zweite Projekt ist ein Schmuck-Finder, den wir gebaut haben und der bald online gehen wird. Das ist eine Suchmaschine für Schmuck, da verfolgen wir einen reinen Commerce-Ansatz. Wir sehen, dass es Generalisten gibt, die auch durchaus erfolgreich sind. Aber wir wollen hier ein ganz spezifisches Angebot für die Nische liefern. Das Portal wird "Prettique" heißen - eine Mischung aus den Worten pretty und boutique.

Etwas, das Sie vor rund zwei Jahren gestartet haben, das inzwischen aber nicht mehr existiert, ist das junge Portal BNow. Eine Art Antwort auf bento, Buzzfeed & Co. Warum ist das Portal eingestellt worden?

Wir haben BNow mit seiner Sprache und der Machart zurück in Bunte.de integriert. BNow lebt damit weiter, nur eben nicht in der eigenständigen Plattform. Dennoch haben wir aus dem Versuch von BNow viel gelernt: Wir wenden uns an eine junge Zielgruppe, ohne bei den Inhalten explizit darauf zu schreiben, dass das jung ist. Stattdessen suchen wir die passenden Ausspielwege für diese Inhalte. Es geht also primär um die richtigen Distributionskanäle. Das ist ein Learning. Die Bildsprache und das Live-Storytelling von BNow wird auch in die Bunte.de-App stark eingebunden.

Bunte.de ist sicher nicht auf Clickbaiting ausgerichtet.

Immer mal wieder gibt es aufgrund von Clickbaiting-Überschriften Kritik an Bunte.de. Zuletzt wurden auch Native-Advertising-Anzeigen kritisiert. Inwiefern sind die beiden Punkte ein Problem des Portals?

Beide Punkte nehmen wir sehr ernst. Aber Bunte.de ist sicher nicht auf Clickbaiting ausgerichtet. Da stelle ich mich gerne dem Vergleich mit anderen Portalen. Ich würde sagen, da gibt es andere, die das aggressiver betreiben. Im Bereich Native Advertising haben wir ehrlich gesagt gar nicht so viel gemacht. Ich würde mir sogar wünschen, dass wir hier mehr ausprobieren.

Welche Bedeutung hat der Bereiche Live Entertainment?

In der Größenordnung ist unser Bereich Live Entertainment sicherlich der kleinste. Hier hat es in diesem Jahr auch eine Änderung gegeben: Die StarNetOne als Service-Dienstleister haben wir intern an die Holding abgegeben. Wir konzentrieren uns im Live-Bereich auf MusicStarter, unsere Musik-Crowdfundingplattform mit angehängtem Label.

Herr Fink, vielen Dank für das Gespräch!