Anfang September hat Youtube eine neue App vorgestellt, die sich ganz gezielt an Kinder richtet. Youtube Kids filtert aus dem bestehenden Youtube-Angebot sämtliche kinderfreundlichen Inhalte  und bietet sie gebündelt an - finanziert wird das über Werbung. Manuell wird darauf geachtet, dass tatsächlich nur kindgerechte Inhalte in der App landen und auch die Werbung wird individuell geprüft (DWDL.de berichtete). Weil auf Youtube viele tausend Stunden Kinderinhalte schlummern, stellt das neue Angebot ganz automatisch auch eine Konkurrenz für die klassischen Kindersender im TV dar. Dort sieht man dem Angebot aber gelassen entgegen.

"Youtube Kids ist ein neuer Konkurrent, stellt aber keine Gefahr für Super RTL dar. Youtube Kids bietet ja kein klassisches Fernsehen mit neuen oder eigenen Inhalten, sondern ist lediglich eine App, die Fremd-Inhalte aggregiert", sagt etwa Boris Bolz, Chief Digital Officer bei Super RTL. Als neues Angebot werde es aber für Interesse und Aufmerksamkeit bei den Eltern sorgen - davon werde man selbst auch profitieren, glaubt Bolz. Super RTL betreibt seit etwas mehr als zwei Jahren mit Kividoo eine eigene SVoD-Plattform für Kinder, Senderchef Claude Schmit hatte diese zuletzt als "Hobby" bezeichnet. Für 6,99 Euro im Monat können Kinder mit ihren Eltern dort, ähnlich wie bei Netflix und Amazon, unbegrenzt Filme und Serien schauen. Im vergangenen Jahr wurde Kividoo um Hörspiele und Hörbücher erweitert.

"Anders als Youtube Kids finanziert Kividoo sich nicht durch Werbung, sondern mithilfe der Abonnenten. Im SVoD-Bereich geht es um den möglichst umfassenden Zugriff auf eigene Inhalte. Daher steht Kividoo eher mit Netflix oder Amazon in Konkurrenz, weniger mit Youtube", sagt Bolz. Grundsätzlich sei man mit der Entwicklung ausgesprochen zufrieden. "Die Abo-Zahlen liegen weit über dem Business-Plan." Wie viele zahlende Kunden Kividoo hat, verrät Bolz nicht.

Auch beim Viacom-Kindersender Nick sieht man der neuen Konkurrenz gelassen entgegen. Anders als Super RTL nutzt man Youtube derzeit nicht nur als Abspielstation für Programmankündigungen, einige kleine Ausschnitte von Nick-Serien sind ebenfalls auf der Videoplattform zu finden. Außerdem werden die verschiedenen Charaktere der eigenen Serie "Spotlight" vorgestellt. Wirklich erfolgreich sind beide Sender nicht mit ihren Strategien. "Wir sehen Angebote wie Youtube Kids erst einmal als Chance für uns und prüfen, in welcher Form wir unsere Inhalte dort präsentieren", sagt Steffen Kottkamp, Director Kids & Family GSA bei Viacom.

Viel prüfen kann man als Inhalte-Anbieter allerdings nicht: Die Videos sind ja ohnehin schon bei Youtube und werden in der Kinder-App nur gespiegelt. Und so sind die Nick-Videos schon heute zum Großteil auch in der App zu finden. Ganze Folgen seiner Serien werde man aber auch künftig nur auf den eigenen Plattformen zeigen, sagt Kottkamp. Neben einer kürzlich gestarteten Mediathek bietet Nick zudem seit rund vier Monaten einen Livestream an.

Beim Disney Channel wollte sich niemand zur neuen Konkurrenz durch Youtube Kids und den eigenen VoD-Plänen äußern. Ein Sendersprecher teilte lediglich mit, dass man grundsätzlich "das Marktgeschehen" nicht kommentiere und sich auch nicht an "Spekulationen" beteilige. Zwar hat sich der Konzern ein großes Sparpaket aufgelegt, von dem auch der deutsche Ableger betroffen ist, im Streaming-Bereich hat Disney aber einige interessante Ansätze. So kündigte man erst Anfang August an, einen eigenen Streaming-Dienst aufbauen zu wollen. Dafür sollen sogar viele Disney-Inhalte von Netflix verschwinden. Der Start dieses Portals ist aber erst für 2019 geplant. Schon jetzt betreibt man in Großbritannien mit DisneyLife ein eigenes SVoD-Angebot. Den Preis von rund zehn Pfund pro Monat musste man inzwischen aber schon halbieren.

So oder so: Ähnlich wie bei Netflix, Amazon, Maxdome & Co. wird die Nutzung von Kinderangeboten im Internet wohl auch in den kommenden Jahren noch wachsen. Als Youtube seine Kinder-App vorgestellt hat, erklärte man, dass der Kinder-Bereich der in den vergangenen Jahren am schnellsten wachsende sei. Boris Bolz von Super RTL sagt, der Stellenwert von Streaming im Kinder-Bereich sei schon heute groß und werde noch größer - "da kommende Eltern-Generationen mit VoD aufwachsen". Bolz: "Es wird in Zukunft noch wichtiger werden, Kindern exklusiven Content zu bieten, sei es über Eigenproduktionen oder Fremdeinkäufe."